Aussage des wegen Umgehung des Zolls zu Lehrbach verhaftete Juden Manus von Steinhaus
Stückangaben
Regest
Vor der Kanzlei zu Marburg macht der wegen Umgehung des Zolls zu Lehrbach verhaftete Jude Manus von Steinhaus, Sohn des Mosche zu Geisa, folgende Aussage:
Er hat vor etwa drei Wochen
Den Sonnabend über ist er bei dem alten Marckey in Windecken geblieben und am Sonntag in Begleitung eines jungen Juden aus Eschwege nach Ortenberg gezogen, dort bei einem der beiden Juden und zwar bei dem, der nicht taub ist, eingekehrt, aber noch am gleichen Tage bis etwa 8 1/2 Meilen vor Steinheim gegangen. In Steinheim ist er zwei Tage geblieben und dann nach Mansbach weitergezogen, wobei er unterwegs in Maulbach und [Burg-]Gemünden für etliche Pflegekinder 113 fl. eingefordert hat. Stephan Zolner und der Wirt haben ihm 20 fl. Batzen in Pfennigen gegeben und ein Goldstück, das gebrochen ist, als er es biegen wollte. Der Sohn des Schultheißen hat ihm 8 1/2 fl. in Denaren und 1 fl., "darin etliche dreybatzer gewesen", bezahlt, und in Maulbach hat ihm ein Schuldner, dessentwegen er bereits zehn- oder zwölfmal dagewesen war, 11 fl. durch den Pfarrer geben lassen. Außer diesem Geld hatte Manus noch 16 Taler Vierbätzner in einem roten Beutelchen bei sich, für die er in Amöneburg der Frau seines Bruders Gewand und Stulptuch kaufen sollte.
In Mansbach ist Manus bei Isaac bis zum folgenden Sonntag geblieben, an dem er den Markt in Vacha besucht hat, um Tuch zu kaufen, doch wollte man dort seine Pfennige nicht. Manus hat in Vacha zusammen mit dem Juden Jacob aus Hohenfeld bei einem Mann gewohnt, dessen Namen er nicht kennt. Am Montag ist er über Geisa, wo er vergeblich versucht hat, Geld einzutreiben, zu Isaac nach Mansbach zurückgekehrt, dort bis zum vergangenen Sonntag geblieben und dann auf den Markt nach Roßdorf gezogen, hat aber nichts gekauft, weil man auch dort die Pfennige nicht nehmen wollte. Abends ist er mit Mosche und Isaac nach Mansbach zurückgegangen. Anderntags ist er in Begleitung des Juden Charius wieder nach Geisa gezogen, wo ihm die Frau des Juden Beibus die geforderte Schuld bezahlt hat. Sie hat ihm das Geld abgezählt in einem langen grauen Säckchen gegeben. Die genaue Summe hat Manus auf einem Zettel vermerkt, ohne noch einmal nachzuzählen. Während dieses Geschäfts war Charius bei anderen Juden im Dorf. Zusammen mit ihm ist Manus dann nach Schmalkalden weitergezogen, wobei sie unterwegs bei einem alten Mann unbekannten Namens in Brotterode übernachtet haben. In Schmalkalden haben sie am Dienstag vergeblich versucht, die Pfennige zu verhandeln, und sind dann mit einer Übernachtung in Brotterode wieder nach Geisa zurückgekehrt und dort bis Sonntag geblieben. Am Sonntag ist Manus nach Steinheim gezogen und hat dabei unterwegs den Rest der 113 fl. eingefordert und in Maulbach wieder nur Pfennige bekommen.
Von Steinheim ist er am Montag
Beide Münzen werden ebenso wie die im nachfolgenden Verzeichnis aufgeführten Münzen und Gegenstände, die Manus abgenommen wurden, am 5. Juli bei der Kanzlei zu Marburg hinterlegt
"16 Philipsthaler an vierpetzlern, 1 zerbrochen gulden regal, 1/2 engelot, 6 niderlendische gulden, 1 niederlendischen bononier Battenb[erger], 1 silbern hauben uf ein messer, 1 braun, ledern secklin, dorin ein wenig gekornt, geschmelztes silbers; an newen pfennigen, darunder auch etzliche gahr falsch, sein gewigen 26 pfundt 14 lot, ein [pfund] gezelet war 8 fl. 4 albus".
Tasche, Beutel und Briefe wurden ebenfalls zur Kanzlei gegeben.
Am 9. Juli fordert die Kanzlei den Schultheißen zu Burg-Gemünden auf zu berichten, was es mit den schlechten Münzen auf sich hat, die Manus angeblich in Homberg und Burg-Gemünden bekommen hat.
Weitere Angaben
vgl. auch 40d Kammernachträge, Marburg, Pak. Nr. 295; Nr. 303, Auslaufregister Bl. 60r.
Archivangaben
Altsignatur
Protokolle II Marburg A Nr. 2 Bd. 1
Arcinsys-ID
Archivkontext
Indizes
Personen
- Zollner, Stefan (Zolner, Stephan), Einwohner von Burg-Gemünden
- Charius, erwähnt zu Geisa und Schmalkalden
- David, zum Schloß zu Frankfurt am Main
- Gütlin (God), zu Gleiberg, Tochter des Nahem, verheiratet mit Manus aus Steinhaus
- Hesekiel (Jesekiel), zu Lauterbach
- Isaac, zu Mansbach
- Jacob, zu Hohenfeld
- Kalmann (Calmus), an der Pforte zu Frankfurt am Main, Baumeister und Rabbiner
- Manasse (Manus), zu Steinhaus [Kr. Fulda], Sohn des Mosche zu Obergeis, verheiratet mit Godele aus Gleiberg
- Mardochai (Marckey), aus Schleusingen, zeitweise in Northeim, später in Windecken, Schwiegervater des Joseph aus Schleusingen
- Moses (Mosche), zu Geisa, Vater des Manus zu Steinhaus und des Salomon zu Kirchheim
- Moses (Mosche), erwähnt zu Mansbach
- Nachum (Nahem), zu Gleiberg, Vater des God
- Phoebus (Beibus), zu Geisa
- Salomon, zu Friedberg
- Salomon, aus Geisa zu Kirchhain, Sohn des Mosche, Bruder des Manus
Orte
- Amöneburg
- Angenrod
- Brotterode
- Burg-Gemünden
- Eschwege
- Frankfurt am Main
- Friedberg
- Geisa
- Gleiberg
- Hohenfeld
- Homberg (Ohm)
- Kirchhain
- Kirtorf
- Lauterbach
- Lehrbach
- Mansbach
- Marburg
- Maulbach
- Ortenberg
- Roßdorf
- Roßdorf
- Schmalkalden
- Schwäbisch Gmünd
- Steinhaus
- Steinheim
- Vacha
- Windecken
Sachbegriffe
- Baumeister der Judenschaft
- Bibel, Gebote, zehn
- Botendienste
- Ehe, Hochzeit
- Gefängnis, Haftstrafen
- Geistliche, christliche
- Gold, Silber, Kleinodien (Handelsgut)
- Kleider (Handelsgut)
- Tuch (Handelsgut)
- Waffen (Handelsgut)
- Hausbesitz, Hebräisch
- Judenzoll
- Kleidung
- Krankheit, Gebrechen
- Kultgerät
- Mitgift
- Münzen, schlechte
- Pfandleihhandel
- Rabbiner
- Sabbathheiligung
- Unterschriften, Vermerke, hebräische
- Vormundschaft
- Wirte, Herbergsväter
- Übergriffe, Tätlichkeiten gegen Juden
Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Aussage des wegen Umgehung des Zolls zu Lehrbach verhaftete Juden Manus von Steinhaus“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/4552_aussage-des-wegen-umgehung-des-zolls-zu-lehrbach-verhaftete-juden-manus-von-steinhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)
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