Einbruchdiebstahl bei dem Juden Isaac zu Alsfeld
Stückangaben
Regest
Am 26. Oktober 1531 erhebt Martin Harthmann
Harthmann gibt sich damit nicht zufrieden und erklärt dem Gericht am 5. Juli, daß nur Bucheners Aussagen ihn in Verdacht gebracht haben, dagegen "des juden falsch, erlogen leuchnen ime, Mertin, nichts schedlich, sondern furtreglich was zu sein eren, das der vorzweiffelt boßwicht, der jude, daruber us forcht das lant hat geraumpt". Darauf überschickt die Stadt die Prozeßakten am 17. August mit der Bitte um Rechtsbelehrung der Kanzlei Kassel, die den Fall an sich zieht und am 18. September Isaacs Frau verhört.
Sara sagt, daß ihr Mann etwa 22 fl. und gekauftes oder verpfändetes Silber im Wert von 18 oder 19 fl. besessen hat. Das Geld befand sich in einer Kammer in ihrer Schlafstube. Unter dem auf Martin Hartungks
Am 19. September 1532 sagt Buchener vor der Kasseler Kanzlei aus, daß in der Zeit, als er bei Hartungk das Böttcherhandwerk erlernte, Isaacs Frau einmal in Abwesenheit ihres Mannes Hartungk 16 fl. in Batzen zur Prüfung gebracht hat, mit denen sie Silber kaufen wollte, das die Alsfelder feilboten. Als sie fort war, hat Hartungk gesagt, er wollte ihr das viele Geld abnehmen, ein solcher Diebstahl wäre keine Sünde, weil die Juden ihr Geld doch nur bei den Christen erwuchert hätten. Zwischen Ostern und Pfingsten zur Zeit der Hafersaat ist Buchener nachts mit Hartungk zu dem neben Hartungks Haus liegenden Judenhaus gegangen und in die Kammer eingestiegen. Er hat auf Hartungks Weisung in die am Boden stehenden Töpfe gegriffen und als er dort nichts fand, die kleine unverschlossene Lade entdeckt, deren Inhalt er in einen in der Kammer gefundenen gestrickten Handschuh gefüllt hat, ohne die Lade umzukippen, so daß er nicht sagen kann, ob er sie ganz geleert hat. In der Lade war auch Bruchsilber in einer kleinen Büchse, ähnlich einer Würzbüchse. Die Beute betrug 13 fl. 1 Binger Heller. Davon hat Hartungk 6 1/2 fl. und den Heller bekommen. Das Silber sollte später geteilt werden. Hartungks Verwandte haben Buchener bei der Flucht unterstützt und ihm Arbeit besorgt. Die von Buchener vorgeschlagene Rückgabe der Beute hat Hartungk abgelehnt und erklärt, daß er das Silber aus Zorn, weil ein Schmelzversuch in der Pfanne mißlungen war, in den Brunnen geschüttet hätte.
Am 21. September bekennt Hartungk, daß er Buchener zu dem Diebstahl angestiftet hat. Die Büchse mit dem Silber hat er in seinem Haus unter dem Dach versteckt und nicht wieder angerührt. Am 26. September ändert er diese Aussage und erklärt, daß die Knaben die Silberbüchse, die nicht größer als eine Kindsfaust war, beim Stochern nach Schwalbennestern heruntergestoßen und einen Teil der Silberkörner, die die Größe von "rickes erbes" hatten, als Schießkörner benutzt haben. Die Büchse hat Hartungk seiner Frau gegeben. Buchener fügt dem hinzu, daß die Büchse 10 - 12 Körner und ein silbernes Kreuz enthalten hat. Am 27. September sagt Sara, daß ihr Bucheners Mutter für den Fall, daß sie ihren Sohn vor dem Halsgericht nicht anklagt, 2 fl. versprochen, aber nicht gegeben hat. Von ihrem Geld hat sie niemandem erzählt. Zu [Hartungks Schwiegervater] Essel, der ihrem Mann den Kauf des Alsfelder Silbers empfohlen hatte, weil er glaubte, daß man es ihm selbst ungern verkaufen würde, hat sie keine näheren Beziehungen unterhalten. Erst als Isaac von Melsungen mit anderen fremden Juden gekommen ist, um das Silber aufzukaufen, hat sie sich auf Weisung ihres Mannes, der zu Ostern abgereist war, um eine Jüdin zur Frankfurter Messe zu begleiten, bei Essel Rat geholt und dann ihre 2O fl. in Batzen im Schürztuch zur Prüfung zu Hartungk getragen, der sie für gut befunden hat. Sie hat die Münzen in einem geliehenen Geldbeutel zum Rathaus gebracht, mußte aber, weil die Herren viel zu tun hatten, unverrichteter Dinge wieder abziehen. Das Silber haben dann doch die fremden Juden gekauft, so daß ihr Mann nach der Rückkehr die Batzen gewechselt und "verpactiret" hat. Sara näht für die Leute Hemden und Kragen. Buchener hat ein solches Hemd von ihr gekauft und Hartungk hat es bezahlt. Möglicherweise sind die Leute durch dieses Hemd auf den Gedanken gekommen, sie unterhielte Beziehungen zu Buchener.
Am 28. September 1532 ordnet Landgraf Philipp an, bei Hartungks Frau nach der gestohlenen Büchse zu forschen. Buchener soll befragt werden, ob er zur Zeit von Isaacs Abzug in Eisleben war, "dan sich wol etwas von der rede, die der Esel
Archivangaben
Altsignatur
17 I Alte Kasseler Räte Nr. 3047 Bl. 1-8, 17-30, 33-35, 42-65, 67-70, 73, 75; vgl. Nr. 905 und Nr. 983.
Arcinsys-ID
Archivkontext
Indizes
Personen
- Isaac, zu Alsfeld, verheiratet mit Sara
- Philipp I., Landgraf von Hessen
- Hartungk gen. Wagner (Harthmann), Martin, Einwohner von Alsfeld
- Buchener, Cunz, Einwohner von Alsfeld
- Sara, zu Alsfeld, verheiratet mit Isaac
- Philipp I., Landgraf von Hessen
- Freitag, erwähnt zu Alsfeld, Verwandter des Isaac
- Hanstein, Siegfried von
- Essel, Curt, Einwohner von Alsfeld
- Schutze, Curt, aus Felda, Einwohner von Alsfeld
Orte
Sachbegriffe
- Armut
- Beleidigung von Juden
- Diebstahl bei Juden
- Drohungen gegen Juden
- Eid
- Ernährung
- Fernhandel
- Gefängnis, Haftstrafen
- Geistliche, christliche
- Geldwechsel
- Geleit
- Brot, Wecken (Handelsgut)
- Gold, Silber, Kleinodien (Handelsgut)
- Näherinnen (Handwerk)
- Spinnerinnen (Handwerk)
- Hausbesitz
- Hausbesitz, Hausrat
- Hühnerhaltung
- Kinderreichtum
- Kirchengerät
- Kleidung
- Mord u. Totschlag
- Münzprüfung
- Pfandleihhandel
- Polemik gegen Juden
- Reichstag
- Schutz
- Streit unter Juden
- Tätlichkeiten von u. unter Juden
- Unzucht
- Urfehde
- Vermögen
- Wucher
- Übergriffe, Tätlichkeiten gegen Juden
- Rechtsstreit
- Welschland
- Judenhaus
- Messe
Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Einbruchdiebstahl bei dem Juden Isaac zu Alsfeld“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3416_einbruchdiebstahl-bei-dem-juden-isaac-zu-alsfeld> (aufgerufen am 26.11.2025)
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