Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus
Ereignis
Was geschah
Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus können die Konservativen zulegen und mit 153 von 433 Mandaten ihre Position als stärkste Kraft behaupten (1903: 144). Zweitstärkste Kraft bleibt die katholische Zentrumspartei, die aber sieben Sitze hinzugewinnt und nun 104 Abgeordnete stellt. Während die Nationalliberalen empfindliche Verluste erleiden (65 statt 80 Mandate 1903), gewinnen die Reichspartei (+1) und die Freisinnige Partei (+3) in geringem Umfang hinzu. Erstmals ziehen auch sieben Sozialdemokraten in das Abgeordnetenhaus ein.1 In der Provinz Hessen-Nassau gewinnen vor allem die Konservativen, die nun mit neun Mandaten ebenso viele Abgeordnete stellen wie die Nationalliberalen. Die Antisemiten verlieren ihre beiden Mandate, ansonsten bleibt die Sitzverteilung identisch.2 In den Wahlkreisen der heute auf dem Gebiet des Landes Hessen liegenden Teile der Provinz Westfalen (Wahlkreis Arnsberg 1) und der Rheinprovinz (Wahlkreis Wetzlar) erringen zwei Nationalliberale (Heinrich Macco aus Siegen und Hermann vom Rath aus Charlottenburg) die Mandate.3
Gewählte Abgeordnete
Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel
Baumbach(-Ropperhausen), Ferdinand von (1851–1912; Deutschkonservative Partei); Rittergutsbesitzer; Großropperhausen/Kreis Ziegenhain; Wahlkreis Kassel 8: Homberg – Ziegenhain4 Ditfurth, Hans von (1862–1917; Deutschkonservative Partei); Landrat, Rittergutsbesitzer; Dankersen/Kreis Grafschaft Schaumburg; Wahlkreis Kassel 1: Grafschaft Schaumburg5 Drinnenberg, August (1857–1942; Zentrumspartei); Amtsgerichtssekretär; Fulda; Wahlkreis Kassel 11: Hünfeld – Gersfeld Gleim, Franz (1842–1911; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Melsungen; Wahlkreis Kassel 7: Melsungen – Fritzlar6 Junghenn, Emil (1850–1911; Nationalliberale Partei); Rentner; Berlin; Wahlkreis Kassel 14: Hanau7 Meyenschein, Adam (geb. 1863; Deutschkonservative Partei); Pfarrer; Altenhaßlau/Kreis Gelnhausen; Wahlkreis Kassel 13: Schlüchtern – Gelnhausen von Negelein, Maximilian (1852–1911; Deutschkonservative Partei); Landrat; Marburg; Wahlkreis Kassel 10: Marburg8 Rabe von Pappenheim, Karl (1847–1918; Deutschkonservative Partei); Rittergutsbesitzer; Liebenau/Kreis Hofgeismar; Wahlkreis Kassel 2: Hofgeismar – Wolfhagen Rhiel, Andreas (geb. 1861; Zentrumspartei); Amtsgerichtsrat; Fulda; Wahlkreis Kassel 12: Fulda Riesch, Friedrich (1840–1912; Deutsche Reichspartei); Landrat; Frankenberg (Eder); Wahlkreis Kassel 9: Kirchhain – Frankenberg9 Schroeder, Dr. jur. Theodor (1860–1951; Nationalliberale Partei); Dezernent für Angelegenheiten der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften; Kassel; Wahlkreis Kassel 3: Kassel-Stadt Stockhausen, Hans Eckebrecht von (1854–1923; Deutschkonservative Partei); Rittergutsbesitzer; Abgunst/Kreis Hofgeismar; Wahlkreis Kassel 4: Kassel-Land – Witzenhausen Tuercke, Richard (1862–1930; Deutsche Reichspartei); Landrat; Rotenburg an der Fulda; Wahlkreis Kassel 6: Rotenburg – Hersfeld Wendlandt, Dr. phil. Wilhelm (1859–1937; Nationalliberale Partei); Generalsekretär des Bundes der Industriellen; Berlin-Friedenau; Wahlkreis Kassel 5: Eschwege - Schmalkalden10Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden
Bartling, Eduard (1845–1927; Nationalliberale Partei); Fabrik- und Bergwerksbesitzer; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 9: Wiesbaden-Stadt – Untertaunuskreis Beckmann, Dr. jur. August (1852–1914; Deutschkonservative Partei); Landrat; Usingen; Wahlkreis Wiesbaden 6: Oberlahnkreis – Usingen Bülow, Wilhelm von (1850–1929; Nationalliberale Partei); Amtsgerichtsrat; Homburg v. d. Höhe; Wahlkreis Wiesbaden 10: Obertaunuskreis – Frankfurt am Main-Land Cahensly, Peter Paul Simon (1838–1923; Zentrumspartei); Kaufmann; Limburg; Wahlkreis Wiesbaden 5: Limburg Dahlem, Dr. jur. Anton (1859–1935; Zentrumspartei); Rechtsanwalt; Niederlahnstein/Kreis Sankt Goarshausen;; Wahlkreis Wiesbaden 3: Unterwesterwaldkreis – Westerburg Flesch, Dr. jur. Karl (1853–1915; Freisinnige Volkspartei (Hospitant)); Stadtrat; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt am Main-Stadt Funck, Karl Ludwig (1852–1918; Freisinnige Volkspartei); Lederhändler; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt am Main-Stadt Heimburg, Fritz von (1859–1935; Deutschkonservative Partei); Landrat; Biedenkopf; Wahlkreis Wiesbaden 1: Biedenkopf Heydweiller, Dr. jur. utr. Hermann (1858–1918; Nationalliberale Partei); Landwirt; Denzerheide bei Ems/Unterlahnkreis; Wahlkreis Wiesbaden 4: Unterlahnkreis11 Kloeden, Georg von (1849–1929; Deutschkonservative Partei); Generalmajor a.D.; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 7: Rheingaukreis – Meisenheim – St. Goarshausen Lohmann, Dr. phil. Walter (1861–1947; Nationalliberale Partei); Amtsgerichtsrat; Weilburg; Wahlkreis Wiesbaden 2: Oberwesterwaldkreis – Dillkreis Wolff, August (1844–1914; Nationalliberale Partei); Inhaber eines Baumaterialiengeschäftes; Biebrich am Rhein; Wahlkreis Wiesbaden 8: Wiesbaden-Land – HöchstProvinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg
Macco, Dr.-Ing. h.c. Heinrich (1843–1920; Nationalliberale Partei); Ingenieur; Siegen; Wahlkreis Arnsberg 1: Wittgenstein – SiegenRheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz
Rath, Hermann vom (1856–1917; Nationalliberale Partei); Legationsrat a.D.; Charlottenburg; Wahlkreis Koblenz 1: Wetzlar(LV)
Bezugsrahmen
Indizes
Personen
- Bartling, Eduard
- Baumbach, Ferdinand von
- Beckmann, August
- Bredt, Johann Victor
- Bülow, Wilhelm von
- Cahensly, Peter Paul
- Dahlem, Anton
- Ditfurth, Hans-Dietrich von
- Ditfurth, Wilhelm von
- Drinnenberg, Konrad August
- Flesch, Karl
- Funck, Karl Ludwig
- Gehren, Reinhard von
- Gleim, Franz
- Heimburg, Fritz von
- Heydweiller, Hermann
- Junghenn, Emil
- Keudell, Alexander von
- Klöden, Georg von
- Lieber, Emil
- Lohmann, Walter (1861-1947)
- Macco, Heinrich
- Meyenschein, Adam
- Negelein, Maximilian Egidius von
- Nöll, Fritz
- Pappenheim, Karl Rabe von
- Rhiel, Andreas
- Riesch, Friedrich
- Schroeder, Theodor (1860-1951)
- Schenk zu Schweinsberg, Kurt
- Schücking, Walther
- Stockhausen, Hans Eckebrecht von
- Tuercke, Richard
- Vom Rath, Hermann
- Wendlandt, Wilhelm
- Wohlfarth, Hermann
- Wolff, August
Sachbegriffe
Nachweise
Fußnoten
- Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 55. ↑
- Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 79. ↑
- Die politische Zusammensetzung ändert sich im Laufe der Legislaturperiode leicht zugunsten der Konservativen, die in verschiedenen Ersatzwahlen insgesamt ein zusätzliches Mandat erringen können. ↑
- Baumbach verstarb während der Legislaturperiode am 17. Mai 1912. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 24. Juli 1912 wird der Landrat des Kreises Homberg Reinhard von Gehren (1865–1930; Deutschkonservative Partei) einstimmig zum Landtagsabgeordneten gewählt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 656. ↑
- Ditfurth schied am 25. Juni 1909 aus dem Abgeordnetenhaus aus. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 29. Juli 1909 wird der Bruder des Ausgeschiedenen, Wilhelm von Ditfurth (1852–1915; Deutschkonservative Partei) einstimmig gewählt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 639. ↑
- Gleim verstarb während der Legislaturperiode im Juli 1911. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 17. Oktober 1911 setzt sich der Gutsbesitzer Fritz Nöll (1859–1932; Deutschkonservative Partei) aus Gudensberg im zweiten Wahlgang gegen den Antisemiten Blum durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 653. ↑
- Junghenn verstarb während der Legislaturperiode am 20. Juli 1911. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 17. Oktober 1911 setzt sich der Landesbauinspektor Hermann Wohlfahrt (1847–1926; Nationalliberale Partei) aus Hanau durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 671. ↑
- Negelein verstarb während der Legislaturperiode am 17. April 1911. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 28. Juni 1911 setzt sich der Marburger Professor der Staatswissenschaften Johann Viktor Bredt (1879–1940; Deutsche Reichspartei) gegen den konservativen Gutsbesitzer Lauer aus Fronhausen (9,9 %) und dem Vertreter der Fortschrittlichen Volkspartei, dem Marburger Professor Walther Schücking (8,8 %), durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 661. ↑
- Riesch verstarb während der Legislaturperiode am 29. Januar 1912. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 28. März 1912 setzt sich der Konsistorialpräsident Kurt Freiherr Schenck zu Schweinsberg (1858–1929; Deutschkonservative Partei) aus Kassel bzw. Schweinsberg knapp mit 88 zu 81 Stimmen gegen den Freikonservativen Kreissekretär Ueberschaer aus Frankenberg durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 658. ↑
- Am 11. März 1911 wurde das Mandat Wendlandts für ungültig erklärt. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl setzte er sich mit 166 gegen 131 Stimmen gegen den konservativen Landrat des Kreises Eschwege Alexander von Keudell (1861–1939) durch und behielt das Mandat. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 648. ↑
- Heydweiller schied am 23. Mai 1909 aus dem Abgeordnetenhaus aus. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 13. August 1909 setzt sich Amtsgerichtsrat Emil Lieber (1858–1938; Nationalliberale Partei) aus Wiesbaden durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 691. ↑
Literatur
- Handbuch der Wahlen zum Preussischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 639-702, 756
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Preußisches Abgeordnetenhaus (eingesehen am 17.8.2023)
Kalender
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Personen
- Hessische Biografie: Bartling, Eduard
- Hessische Biografie: Baumbach, Ferdinand von
- Hessische Biografie: Beckmann, August
- Hessische Biografie: Bredt, Johann Victor
- Hessische Biografie: Bülow, Wilhelm von
- Hessische Biografie: Cahensly, Peter Paul
- Hessische Biografie: Dahlem, Anton
- Hessische Biografie: Ditfurth, Hans-Dietrich von
- Hessische Biografie: Ditfurth, Wilhelm von
- Hessische Biografie: Drinnenberg, Konrad August
- Hessische Biografie: Flesch, Karl
- Hessische Biografie: Funck, Karl Ludwig
- Hessische Biografie: Gehren, Reinhard von
- Hessische Biografie: Gleim, Franz
- Hessische Biografie: Heimburg, Fritz von
- Hessische Biografie: Heydweiller, Hermann
- Hessische Biografie: Junghenn, Emil
- Hessische Biografie: Keudell, Alexander von
- Hessische Biografie: Klöden, Georg von
- Hessische Biografie: Lieber, Emil
- Hessische Biografie: Lohmann, Walter (1861-1947)
- Hessische Biografie: Macco, Heinrich
- Hessische Biografie: Meyenschein, Adam
- Hessische Biografie: Negelein, Maximilian Egidius von
- Hessische Biografie: Nöll, Fritz
- Hessische Biografie: Pappenheim, Karl Rabe von
- Hessische Biografie: Rhiel, Andreas
- Hessische Biografie: Riesch, Friedrich
- Hessische Biografie: Schenk zu Schweinsberg, Kurt
- Hessische Biografie: Schroeder, Theodor (1860-1951)
- Hessische Biografie: Schücking, Walther
- Hessische Biografie: Stockhausen, Hans Eckebrecht von
- Hessische Biografie: Tuercke, Richard
- Hessische Biografie: Vom Rath, Hermann
- Hessische Biografie: Wendlandt, Wilhelm
- Hessische Biografie: Wohlfarth, Hermann
- Hessische Biografie: Wolff, August
Quellen und Materialien
- Parlamentarismus in Hessen: Beckmann, August
- Parlamentarismus in Hessen: Bredt, Johann Victor
- Parlamentarismus in Hessen: Ditfurth, Hans-Dietrich von
- Parlamentarismus in Hessen: Flesch, Karl
- Parlamentarismus in Hessen: Funck, Karl Ludwig
- Parlamentarismus in Hessen: Gehren, Reinhard von
- Parlamentarismus in Hessen: Gleim, Franz
- Parlamentarismus in Hessen: Heimburg, Fritz von
- Parlamentarismus in Hessen: Keudell, Alexander von
- Parlamentarismus in Hessen: Negelein, Maximilian Egidius von
- Parlamentarismus in Hessen: Nöll, Fritz
- Parlamentarismus in Hessen: Pappenheim, Karl Rabe von
- Parlamentarismus in Hessen: Riesch, Friedrich
- Parlamentarismus in Hessen: Schenk zu Schweinsberg, Kurt
- Parlamentarismus in Hessen: Schroeder, Theodor (1860-1951)
- Parlamentarismus in Hessen: Tuercke, Richard
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Empfohlene Zitierweise
„Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus, 6. Juni 1908“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7605_wahl-zum-preussischen-abgeordnetenhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)
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