Ereignis

Was geschah

Bei der Wahl zum 5. Deutschen Reichstag wird die Zentrumspartei mit 100 Mandaten (1878: 99) erstmals stärkste Kraft im Parlament. Die Deutsche Fortschrittspartei wird mit sechzig Mandaten zweitgrößte Fraktion im Reichstag, während sich die Anzahl der Sitze der Nationalliberalen Partei (47 Mandate gegenüber 99 im Jahr 1878) fast halbiert. Auch auf heute hessischem Territorium verschiebt sich das Kräfteverhältnis deutlich. Die Nationalliberale Partei, die drei Jahre zuvor noch 15 der 26 Wahlkreise der preußischen Provinz Hessen-Nassau, des Großherzogtums Hessen, des Fürstentums Waldeck und heute hessischen Teilen der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen gewonnen hatte, zieht nunmehr mit nur noch fünf Abgeordneten aus hessischem Gebiet in den Reichstag ein. Stärkste Kraft wird hier die Deutsche Fortschrittspartei, die sechs Mandate erringt (1878: drei), den zweiten Platz teilen sich mit jeweils fünf Abgeordneten die Liberale Vereinigung, die Konservative Partei und eben die Nationalliberalen. Zudem erringen mit Karl Frohme und Wilhelm Liebknecht auch erstmals Sozialdemokraten Reichstagsmandate in Hessen.

Gewählte Abgeordnete

Bei der Reichstagswahl wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Lieber, Dr. Ernst (1838–1902); Zentrum; Wahlkreis 3: Braubach, Montabaur, Nassau, Nastätten, St. Goarshausen, Wallmerod Mohr, Karl Anton (1820–1885; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 1: Hochheim, Höchst, Homburg, Idstein, Königstein, Usingen) Münch, Gustav (1843–1910); Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 4: Diez, Hadamar, Limburg, Runkel, Weilburg Schulze-Delitzsch, Hermann (1808–1883); Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 2: Eltville, Langenschwalbach, Rüdesheim, Wehen, Wiesbaden1 Sonnemann, Leopold (1831–1909; bei keiner Fraktion (Volkspartei); Wahlkreis 6: Frankfurt-Stadt) Thilenius, Dr. Georg (1830–1885; Liberale Vereinigung; Wahlkreis 5: Dillenburg, Hachenburg, Herborn, Marienberg, Rennerod, Selters)

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Arnold, Prof. Dr. Wilhelm (1826–1883); Konservative Partei; Wahlkreis 5: Marburg, Frankenberg, Kirchhain2 Frieß, Karl (1845–1931); Liberale Vereinigung; Wahlkreis 4: Eschwege, Schmalkalden, Witzenhausen Droste zu Vischering, Graf Clemens von (1832–1923); Zentrum; Wahlkreis 7: Fulda, Gersfeld, Schlüchtern Frohme, Karl (1850–1933); SPD; Wahlkreis 8: Hanau-Stadt, Hanau-Land, Gelnhausen, Frankfurt-Land Gehren, Otto von (1817–1896; Konservative; Wahlkreis 3: Fritzlar, Homberg, Ziegenhain) Perrot, Franz (1835–1891); Konservative Partei; Wahlkreis 6: Hersfeld, Hünfeld, Rotenburg Schläger, Dr. Hermann (1820–1889; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Hofgeismar, Rinteln, Wolfhagen) Schwarzenberg, Dr. Philipp (1817–1885; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 2: Kassel-Stadt, Kassel-Land, Melsungen)

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Stoecker, Adolf (1835–1909); Konservative Partei; Wahlkreis 1: Wittgenstein, Siegen, Hinterlandkreis

Königreich Preußen – Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Solms-Braunfels, Hermann Prinz zu (1845–1900); Konservative Partei; Wahlkreis 1: Wetzlar-Altenkirchen

Großherzogtum Hessen

Bamberger, Ludwig (1823–1899; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 8: Bingen, Alzey) Büchner, Wilhelm (1816–1892); Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 4: Darmstadt, Groß-Gerau
Gutfleisch, Dr. jur. Egid (1844–1914; Liberale Vereinigung/Hospitant; Wahlkreis 1: Gießen, Grünberg, Nidda) Liebknecht, Wilhelm (1826–1900); SPD; Wahlkreis 5: Dieburg, Offenbach von Löw zu Steinfurth, Erwin Freiherr (1841–1914; Liberale Vereinigung; Wahlkreis 6: Bensheim, Erbach, Lindenfels, Neustadt) Lüders, Heinrich (1832–1899; Liberale Vereinigung; Wahlkreis 3: Alsfeld, Lauterbach, Schotten) Marquardsen, Dr. jur. Heinrich (1826–1897; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 7: Heppenheim, Worms, Wimpfen)3 Phillips, Dr. phil. Adolf (1845–1886; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 9: Mainz)4 Schröder, Dr. jur. Bernhard (1832–1908; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 2: Friedberg, Vilbel, Büdingen)

Fürstentum Waldeck-Pyrmont

Boettcher, Dr. Friedrich (1842–1922); Nationalliberale Partei

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Schulze-Delitzsch verstarb während der Legislaturperiode. In der Nachwahl am 6. August 1883 setzte sich Friedrich Schenck (1827–1900) mit 56,1 % der Stimmen gegen drei Kandidaten durch. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 603.
  2. Arnold starb am 2. Juli 1883 während der Legislaturperiode. In einer Ersatzwahl setzt sich am 20. November 1883 Dr. Karl Grimm (1826–1893); Konservative Partei deutlich gegen Prof. Dr. Julius Westerkamp (1839–1912; Nationalliberale Partei) durch (5.928 gegen 2.144 Stimmen). Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 282.
  3. Der ursprünglich Gewählte, der Nationalliberale Dr. jur. Adalbert Falk (1827–1900), lehnte das Mandat im Wahlkreis Großherzogtum Hessen 7 ab und nahm stattdessen seinen im Wahlkreis 4 Liegnitz errungenen Parlamentssitz an. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 3, Marburg 1995, S. 324-328.
  4. Der ursprünglich in diesem Wahlkreis Gewählte, der Sozialdemokrat Wilhelm Liebknecht, lehnte das Mandat im Wahlkreis Großherzogtum Hessen 9: Mainz ab und nahm stattdessen seinen im Wahlkreis Großherzogtum Hessen 5: Dieburg, Offenbach errungenen Parlamentssitz an (siehe dort). In der daraufhin nötig gewordenen Ersatzwahl setzte sich Philipps im zweiten Wahlgang knapp mit 50,7 % der Stimmen gegen den SPD-Kandidaten August Bebel durch. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 3, Marburg 1995, S. 399-404.

Literatur

Weiterführende Informationen

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wahl zum Deutschen Reichstag, 27. Oktober 1881“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6700_wahl-zum-deutschen-reichstag> (aufgerufen am 25.11.2025)

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