Wahl des Preußischen Abgeordnetenhauses

 
Bezugsort(e)
Preußen, Königreich
Epoche
Kaiserreich
Themenbereich
Politik

Ereignis

Was geschah

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus bleiben die Konservativen trotz dem Verlust von sechs Mandaten mit 147 Sitzen deutlich stärkste Kraft. Die Zentrumspartei bleibt zweitstärkste Partei, verliert ein Mandat und stellt nun 103 Abgeordnete. Die größten Zugewinne können die Nationalliberalen (acht Mandate Zugewinn, nun 73 Sitze), die Deutsche Fortschrittspartei (vier Mandate Zugewinn, nun 40 Sitze) und die Sozialdemokraten verzeichnen, die nun zehn statt sieben Abgeordnete nach Berlin entsenden. Die Deutsche Reichspartei verliert dagegen sieben Mandate und kommt nur noch auf 54.1 Auch in der Provinz Hessen-Nassau verlieren die Deutschkonservativen zwei Mandate und sind mit sieben von 26 Abgeordneten nur noch zweitstärkste Kraft, während die Nationalliberalen ihre neun Mandate verteidigen können. Unverändert je zwei Vertreter stellen die Deutsche Reichspartei und die Fortschrittliche Volkspartei, das Zentrum kann ein Mandat hinzugewinnen – und die Antisemiten erobern den Wahlkreis Kassel-Land – Witzenhausen zurück und entsenden einen Abgeordneten nach Berlin.2 In den Wahlkreisen der heute auf dem Gebiet des Landes Hessen liegenden Teile der Provinz Westfalen (Wahlkreis Arnsberg 1) und der Rheinprovinz (Wahlkreis Wetzlar) erringen zwei Nationalliberale (Heinrich Macco aus Siegen und Barthold Krüger aus Wetzlar bzw. Hoppenrade) die Mandate.3

Gewählte Abgeordnete

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Bredt, Dr. jur. et phil. Johann Viktor (1879–1940); Professor für Staatswissenschaften; Marburg; Wahlkreis Kassel 10: Marburg (Freikonservative/Deutsche Reichspartei) Ditfurth, Wilhelm von (1852–1915; Deutschkonservative Partei); Generalmajor z. D.; Berlin; Wahlkreis Kassel 1: Grafschaft Schaumburg4 Drinnenberg, August (1857–1942; Zentrumspartei); Amtsgerichtssekretär; Fulda; Wahlkreis Kassel 11: Hünfeld – Gersfeld Gehren, Dr. jur. h.c. Reinhard von (1865–1930); Landrat; Homberg; Wahlkreis Kassel 8: Homberg-Ziegenhain (Deutschkonservative Partei) Heins, Johann Wilhelm (geb. 1873; Antisemiten); Volksschullehrer; Kassel; Wahlkreis Kassel 4: Kassel-Land – Witzenhausen Hengsberger, Jean (1866–1948; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Amtsgerichtsrat; Schlüchtern; Wahlkreis Kassel 13: Schlüchtern – Gelnhausen Nöll, Fritz (1859–1932; Deutschkonservative Partei); Gutsbesitzer; Gudensberg/Kreis Fritzlar; Wahlkreis Kassel 7: Melsungen – Fritzlar Rabe von Pappenheim, Karl (1847–1918; Deutschkonservative Partei); Rittergutsbesitzer; Liebenau/Kreis Hofgeismar; Wahlkreis Kassel 2: Hofgeismar – Wolfhagen5 Rhiel, Andreas (geb. 1861; Zentrumspartei); Amtsgerichtsrat; Fulda; Wahlkreis Kassel 12: Fulda Schenck zu Schweinsberg, Kurt Freiherr (1858–1929; Deutschkonservative Partei); Präsident des Konsistoriums; Kassel/Schweinsberg/Kreis Kirchhain; Wahlkreis Kassel 9: Kirchhain – Frankenberg Schroeder, Dr. jur. Theodor (1860–1951; Nationalliberale Partei); Dezernent für Angelegenheiten der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften; Kassel; Wahlkreis Kassel 4: Kassel-Land – Witzenhausen Tuercke, Richard (1862–1930); Landrat; Rotenburg an der Fulda; Wahlkreis Kassel 6: Rotenburg – Hersfeld (Deutschkonservative Partei) Wendlandt, Dr. phil. Wilhelm (1859–1937; Nationalliberale Partei); Generalsekretär des Bundes der Industriellen; Berlin-Friedenau; Wahlkreis Kassel 5: Eschwege – Schmalkalden Wohlfarth, Hermann (1847–1926; Nationalliberale Partei); Landesbauinspektor; Hanau; Wahlkreis Kassel 14: Hanau

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Bartling, Eduard (1845–1927; Nationalliberale Partei); Fabrik- und Bergwerksbesitzer; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 9: Wiesbaden-Stadt – Untertaunuskreis Beckmann, Dr. jur. August (1852–1914; Deutschkonservative Partei); Landrat; Usingen; Wahlkreis Wiesbaden 6: Oberlahnkreis – Usingen Bülow, Wilhelm von (1850–1929); Amtsgerichtsrat; Homburg v. d. Höhe/Obertaunuskreis; Nationalliberale Partei; Wahlkreis Wiesbaden 10: Obertaunuskreis – Frankfurt am Main-Land Cahensly, Peter Paul Simon (1838–1923); Kaufmann; Limburg; Zentrum; Wahlkreis 242: Wiesbaden 5/Limburg Dahlem, Dr. jur. Anton (1859–1935); Rechtsanwalt; Niederlahnstein/Kreis Sank Goarshausen; Zentrum; Wahlkreis Wiesbaden 3; Unterwesterwaldkreis – Westerburg Flesch, Dr. jur. Karl (1853–1915; Fortschrittliche Volkspartei); Stadtrat; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt/Main-Stadt6 Heimburg, Fritz von (1859–1935); Landrat; Biedenkopf; Konservative Partei; Wahlkreis 248: Wiesbaden 1: Biedenkopf Hofmann, Heinrich (1857–1937); Amtsrichter; Rennerod/Kreis Westerburg; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 247: Wiesbaden 2: Oberwesterwaldkreis – Dillkreis Geil, Hermann (1858–1935; Zentrumspartei); Bauunternehmer; Oberlahnstein/Kreis Sankt Goarshausen; Wahlkreis Wiesbaden 7: Rheingaukreis – Meisenheim – St. Goarshausen Oeser, Rudolf (1858–1926; Fortschrittliche Volkspartei); Redakteur; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt/Main-Stadt Lieber, Emil (1858–1938); Amtsgerichtsrat; Wiesbaden; Nationalliberale Partei; Wahlkreis Wiesbaden 4: Unterlahnkreis Wolff, August (1844–1914); Inhaber eines Baumaterialiengeschäftes; Biebrich am Rhein; Nationalliberale Partei; Wahlkreis Wiesbaden 8: Wiesbaden-Land – Höchst

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Macco, Dr.-Ing. h.c. Heinrich (1843–1920); Ingenieur; Siegen; Wahlkreis 1: Wittgenstein – Siegen (Nationalliberale Partei)

Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Krüger, Barthold (1877–1941; Nationalliberale Partei); Landwirt; Wetzlar/Hoppenrade (Kreis Osthavelland); Wahlkreis 1: Wetzlar
(LV)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 55.
  2. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 79.
  3. Die politische Zusammensetzung ändert sich im Laufe der bis zum Ende der Monarchie laufenden Legislaturperiode nicht.
  4. General von Ditfurth fiel am 6. März 1915 an der Ostfront. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl vom 12. Juni 1915 wird der Bruder des Verstorbenen, Hans von Ditfurth (1862–1917; Deutschkonservative Partei), Landrat und Rittergutsbesitzer in Dankersen und bereits zwischen 1898 und 1909 Vertreter dieses Wahlkreises im Abgeordnetenhaus, einstimmig zum Abgeordneten gewählt. Knapp zwei Jahre später verstirbt aber auch Hans von Ditfurth, sodass eine erneute Ersatzwahl am 23. Juni 1917 durchgeführt wurde, bei der sich der Domänenpächter Heinrich Treviranus (1866–1937; Deutschkonservative Partei) aus Varenholz/Kreis Grafschaft Schaumburg durchsetzt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 639 f.
  5. Rabe von Pappenheim verstarb während der Legislaturperiode am 28. März 1918. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl vom 16. Juli 1918 wurde der Rittergutsbesitzer Hans Eckebrecht von Stockhausen (1854–1923) aus Abgunst/Kreis Hofgeismar einstimmig zum Abgeordneten bestimmt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 642.
  6. Flesch verstarb während der Legislaturperiode am 15. August 1915. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 30. Dezember 1915 wurde der Frankfurter Rechtsanwalt Dr. jur. Ludwig Heilbrunn (1870–1951; Fortschrittliche Volkspartei) einstimmig und ohne Gegenkandidaten zum Abgeordneten gewählt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 674.

Literatur

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wahl des Preußischen Abgeordnetenhauses, 16. Mai 1913“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7387_wahl-des-preussischen-abgeordnetenhauses> (aufgerufen am 25.11.2025)

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