Forderungen des Frankfurter Juden Haym zum Paradies an Paulus Jost zu Bischofsheim

HStAM 81 Regierung Nr. D 1 49 Nr. 7 1/2  
Laufzeit / Datum
1582 Juli 31 - 1593 Oktober 26 [n.St.]
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

Forderungen des Frankfurter Juden Haym zum Paradies an Paulus Jost zu Bischofsheim
Am 31. Juli 1582 erteilt das Hofgericht Rottweil dem Frankfurter Juden Haym zum Paradies die Anleitung auf den Nachlaß von Paulus Jost zu Bischofsheim und bestätigt diese Entscheidung am 24. Mai 1583.
Am 28. Juni verlangen Räte und Befehlhaber zu Hanau die Remission der Klage mit der Begründung, daß Haym "auß seiner angebornen und wolbekanten listigen und schalckhaftigen art" in Rottweil vermutlich falsche Angaben gemacht hat. Die Räte erklären, daß Josts Witwe am 9. Juni 1569 und am 22. Dezember 1570 insgesamt 100 fl. bei der hanauischen Kanzlei hinterlegt hat, die durch Urteil des Hanauer Landgerichts 1577 Heilmanns Heinz in Kilianstädten zugesprochen worden sind.
Da das Remissionsbegehren am 9. Juli abgelehnt wird, wendet sich die Regierung Hanau am 27. Juli mit einer Appellationsklage an das Reichskammergericht.
Dieses lädt Haym am 11. September vor, und der Kammergerichtsbote übergibt die Ladung am 1. Oktober Haym zum Engel 1#Haym zum Paradies nennt sich später nach dem väterlichen Haus Haym zum Engel. in seinem Haus in der Judengasse, wobei dieser bemerkt, "er möge wol wissen, was die hanawische daran gewinnen wollen".
Am 15. Januar 1584 erteilt Haym einem Anwalt Prozeßvollmacht.
Am 1. Oktober 1584 [n.St.] reicht der hanauische Anwalt die Klagschrift ein. Er beruft sich auf die Gerichtshoheit der Grafen von Hanau und erklärt, daß Haym von Frankfurt aus jederzeit hätte erfahren können, wem der Nachlaß von Jost zugefallen ist. Er hat somit grundlos auf Erteilung der Anleitung geklagt, und diese ist ihm vom Hofgericht zugesprochen worden, ohne daß er den vorgeschriebenen Eid hätte ablegen und schwören müssen, daß ihm der Besitzer des Nachlasses unbekannt ist. Anleitung und Urteil sind daher nichtig, zumal den Hofrichtern auch mitgeteilt worden ist, daß die eingeklagte Schuld von 100 fl. vom Landgericht Hanau Heilmanns Heinz aus Kilianstädten zugesprochen wurde. Uberdies ist das Anleitungsurteil den Betroffenen erst nach Ablauf der Einspruchsfrist bekanntgemacht worden.
Am 26. Mai 1585 [n.St.] übergibt Hayms Anwalt seine Gegenerklärung und stellt fest, daß weder Haym noch sein Vater Heilmanns Heinz etwas schuldig waren oder sind. Dieser ist seinerzeit vielmehr gerichtlich zur Zahlung seiner Schulden bei Israhel verurteilt worden, so daß eine Abtretung von Forderungen an ihn gar nicht in Betracht kommt.
Was den Verbleib von Josts Nachlaß angeht, so war er nicht festzustellen, weil den Frankfurter Juden wegen des zwischen Hanau und der Stadt Frankfurt strittigen Geleitsrechts das Wandern in der Grafschaft nicht möglich war. Haym ist bereit zu beschwören, daß er noch jetzt den Besitzer des Nachlasses nicht kennt.
Am 25. September [n.St.] verlangt der hanauische Anwalt Hayms Vereidigung und bestreitet nochmals die Berechtigung des Hofgerichts Rottweil zur Annahme und Verhandlung von Hayms Klage.
Am 25. Juli 1589 erteilt Haym zum Engel dem Friedberger Juden Heyumb Prozeßvollmacht und ermächtigt ihn, in seinem Namen den geforderten Eid abzulegen, was dieser am 19. August [n.St.] auch tut.
Am 24. Oktober 1592 [n.St.] weist der hanauische Anwalt die Erklärungen des gegnerischen Anwalts [vom 26. Mai 1585] zurück und stellt fest, daß selbst wenn Haym des Geleits wegen die Grafschaft Hanau hätte meiden müssen, was bestritten wird, er bei den nach Frankfurt kommenden Bischofsheimer Bauern leicht hätte Erkundigungen einziehen können, wie er und seinesgleichen doch auch in ähnlichen Fällen "aus einem flecken zum andern, ja von haus zu haus allerhandt nachforschung" anzustellen pflegten.
Die letzte Eintragung im Prozeßprotokoll stammt vom 26. Oktober 1593 [n.St.].

Weitere Angaben

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Forderungen des Frankfurter Juden Haym zum Paradies an Paulus Jost zu Bischofsheim“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/5418_forderungen-des-frankfurter-juden-haym-zum-paradies-an-paulus-jost-zu-bischofsheim> (aufgerufen am 28.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/qjg/5418