Verhör des Juden Jacob von Momberg
Stückangaben
Regest
Verhör des Juden Jacob von Momberg
Der aus Mardorf gebürtige, jetzt zu Momberg lebende Jude Jacob ist nach anfänglichem Leugnen vom Meister zu Marburg aufgezogen, jedoch "nicht faest gepfeiniget" worden und hat danach vor Schultheiß und Schöffen zu Ziegenhain bekannt, daß ihn der ehemalige [mainzische] Schultheiß nach der Einnahme von Amöneburg und Neustadt [durch die hessischen Truppen] mit einem Brief zum Vitztum oder Statthalter nach Mainz entsandt hat, um zu erfragen, wie sich die mainzischen Untertanen verhalten sollten. In dem ihm darauf erteilten Antwortschreiben sind die von Momberg und andere mainzische Untertanen mit der Versicherung, daß Amöneburg bis Jacobi zurückgewonnen sein würde, aufgefordert worden, nach Gießen zu ziehen.
Unterwegs hat Jacob von den Juden Samuel zu Bingen und David zu Münzenberg 3 fl. und die Zehrung erhalten mit dem Auftrag, nach Sachsen zu ziehen und zu erkunden. wie stark der Herzog gerüstet ist. Ferner haben die Frankfurter Juden zum Buchsbaum und der Wetzlarer Jude Josep Jacob 3 fl. gegeben, damit er die Stärke der Besatzungen von Kassel und Ziegenhain auskundschaften und Herzog Heinrich mündlich melden sollte, wann Frankfurt entsetzt werden könnte.
In Josephs Haus in Wetzlar hat Jacob gehört. wie der Jude Nathan von Koblenz gesagt hat, daß die Spanier, wenn Mecheln zu stark bedrängt würde, den Landgrafen vierteilen und seinen Kopf dem Kaiser schicken wollten. Für den Nachweis, daß der Kaiser noch lebt, haben Samuel zu Bingen und David zu Münzenberg Jacob 100 fl. geboten und auf sein Bedenken wegen des zwischenzeitlichen Unterhalts von Frau und Kindern erklärt, Neustadt werde bald wieder mainzisch, er solle sich keine Sorgen machen. Kleinhartmann von [Nieder]Klein hat vor Weihnachten für Jacob bei dem Juden Joseph zu Wetzlar 1 1/2 fl. geholt, "seiner ausrichtunge halben".
Der Jude Itzig zu Hannover hat Jacob durch einen kleinen Juden mit kleinem, bräunlichen Bart, der ein schwarzes Pferd geritten hat, einen Brief für seinen Schwiegervater, den Frankfurter Rabbiner Ysac, überbringen lassen, den Jacob auch in Frankfurt abgeliefert hat. Darin wurde Herzog Heinrichs Hilfe für Frankfurt angekündigt. Derselbe Bote hat einmal bei Jacobs Mutter in [Rauisch]Holzhausen übernachtet und zwei Briefe mitgebracht, die der Jude Samuel zu Staufenberg weiter nach Frankfurt befördert hat und in denen ebenfalls Herzog Heinrichs Hilfe angekündigt wurde. Im gleichen Sinne hat auch der mit Herzog Karl mit zehn Pferden reitende Jude Mosche von Gandersheim an seinen Vater in Laubenheim geschrieben. Der Jude Ysac, der sich von Friedberg nach Bockenheim verheiratet hat, hat die Frankfurter zum Durchhalten aufgefordert.
Ein zu Weende lebender Schwestersohn des Juden Michel, der auch mit zehn Pferden reitet, hat die Juden zu Worms schriftlich aufgefordert, sich dem Markgrafen nicht zu ergeben, da die Stadt bald entsetzt würde.
Auf Anfordern hat der junge Graf zu Lich am Freitag vor vierzehn Tagen von den Juden zu Friedberg 500 Taler und von den Juden zu Hungen 400 fl. zur Rüstung erhalten.
Das Kriegsvolk zu Frankfurt soll folgende Zahlungen erhalten: von den Juden zu Bingen, auf dem Hunsrück, zu Deutz, zu Westfalen, im Elsaß sowie von denen an der Mosel zusammen mit denen in den Niederlanden je 2000 fl., von den Juden im Wormsgau und zu Landau 4000 fl., von denen zu Wetzlar 3000 fl. und von einem einzelnen Juden zu Neustadt oberhalb von Speyer 1000 fl. Mit diesen 18000 fl. sollen oberhalb von Straßburg zehn Fähnlein Knechte angeworben werden, wie ein Frankfurter Jude, der zu den Einnehmern des Geldes gehört, Jacob mitgeteilt hat. Jacob hatte mit Reichard Rinck vereinbart, sich unter seinem Schutz in Florshain niederzulassen und ihm dafür jährlich 3 Taler sowie 1 Taler Hauszins an Rincks Vogt zu zahlen. Auch sollte Rincks Frau Leinwand für 1 fl. und der Vogt Leder für ein Paar Hosen erhalten. Da Jacob aber zu der Einsicht gekommen ist, daß Rinck ihn nicht hinreichend schützen kann, hat er ihm aufgesagt, worauf Rinck gedroht hat, ihn zu hängen oder totzuschlagen.
Am 25. Juli überschickt der Statthalter an der Lahn Befehlhabern und Räten zu Kassel die nach peinlicher Befragung gemachte Aussage Jacobs, eines jungen Schalks, der des Landgrafen "vergeßlichen und ubel gedacht".
Archivangaben
Altsignatur
3 PA Nr. 1087 Bl. 19-22, Nr. 1095 Bl. 13.
Digitalisat vorhanden
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Arcinsys-ID
Indizes
Personen
- Heinrich der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel
- Karl Viktor, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel
- David, der Alte zu Münzenberg, verheiratet mit Götta, Vater von Salman und Mardochai zu Holzheim
- Karl V., Römischer Kaiser
- Philipp I., Landgraf von Hessen
- Klein, Hartmann (Kleinhartmann), Einwohner von Niederklein
- Johann Friedrich I., Kurfürst von Sachsen
- Solms-Lich, Ernst I. von, Graf
- Isaac (Itzig), zu Hannover, Schwiegersohn des Frankfurter Rabbiners Ysac
- Isaac (Ysac), aus Friedberg zu Bockenheim
- Jacob, aus Mardorf zu Momberg
- Joseph, zu Wetzlar
- Michael (Michel), aus Derneburg, zeitweise in Hannover und Kassel, Bruder der Techa, Vater des Lewe
- Moses (Mosche), aus Lorch zu Gandersheim, Sohn des Lewe zu Laubenheim und der Heve
- Nathan, zu Koblenz
- Samuel, zu Bingen
- Samuel, zu Staufenberg
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Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
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Empfohlene Zitierweise
„Verhör des Juden Jacob von Momberg“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3809_verhoer-des-juden-jacob-von-momberg> (aufgerufen am 25.11.2025)
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