Ordnung des Abts Hartmann zu Fulda für die Juden zu Hammelburg

HStAM K Nr. 437  
Laufzeit / Datum
[1514]
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest-Typ

Abschrift in einem Kopiar des 16. Jahrhunderts

Regest

Ordnung des Abts Hartmann zu Fulda für die Juden zu Hammelburg
"Abt Hartmanns ordnung der juden
Zuwissen, das disse ordnung sollen hinfure die juden halten ungeverlich, die zu Hammelburg gesessen sein.
1. Item das die juden further denjhenen, die in des stiffts geboten und verbotten gesessen sein, leyhen sollen den gulden die wochen fur ein alten pfennig in der statt Hammelburg und uff dem lande umb eyn neuwen pfennig und was sie unter eym gulden leyhen werden, das sollen sie nach anzale desselben pfennigs leyhen und sollen dieselben schuldt in eyner jarsfrist nicht auffrechen, auch nicht gesuch uff gesuch slagen, dargegen soll auch den juden der verschienen schulde entlich und ane uffhaltens verholffen werden und was der, so der hulffe begert, derwegen zu notturft ußgeben werde, soll der, gegen deme die hulffe gesucht wirt, zu schaden geben und entrichten.
2. Item so die juden uff pfandt leyhen wurden, sollen sie nach ußgange der zeit, darin benant, ob der versetzer zur widerlosung nicht thete, die pfand uffbiten vor gericht, woe dan dieselbigen mit dem zimlichen bottenlone, abs außwendig der stadt were, nach außgange in dryen virtzehen tagen nach der uffbietung nicht gelediget wurden, muge der jude dieselbigen fur sein dargelihen gelt und das ime davon nach anzal der zeit und zu schadegelt ungeverliche geburte oder mit ime uberkommen were zuversetzen ader zuverkeuffen habe, doch sollen des stiffts underthan den vorkauff haben.
3. Item die juden sollen wissentlich nicht leyhen uff der kirchen zirde und heiligenbilde oder gefaste heltum, auch gewant und nasse tu^ocher, desglichen harnasch und geschusse und was zur rüstung der were gehort den burgern oder beuwern abgenant dem stifft Fulda zustende, ob ine desselben zuversetzen oder zu verkeuffen icht zuqueme, das sollen sie behalten und nicht daruff leyhen, sonder solchs der herschafft oder den amptleuthen kunt thun, ab die verlueste geclagt wurden, das man des ein wissens hette, sich darnach zu richten.
4. Item ob anders icht sunsten in furbracht wurde, das sie nicht mochten rechtfertige, daruff sollen und mogen sie zimlich leyhen, dadurch es nicht ferre queme und auch abs erfarn und ausfundige wurde, das es des stiffts leuten als abgerurt zusteende, darinnen solten sich die juden gelengklich finden zuvor ane ine an irem heuptgelt on schaden.
5. Item die juden sollen sich burgerlicher kauffmanshandlung mit keuffen und verkeuffen, nemlich kremeri, tuch, wullen und lynen, auch darzu was in die hantwercke in der statt Hammelburg gehort, enthalten, was aber den juden von pfanden verstanden weren, mochten die juden in iren husern verkeuffen zu irem besten, doch sollen den juden domit die frien marckt, sich der zugebruchen unbenommen sein.
6. Item irrung zuvermiden, auch vergeben sorglich eyde, darzu muhe a# Folgt gestrichen: unnd und den amptleuthen, richtern und gerichten soll eynem des raths zu Hamelburg und dem statschreiber uff sonderlichen glauben und ire eyde bevolhen sein, wem die juden als vorgerurt leyhen oder bezalung nemen wollen, das sie denselben selbsteschuldenern oder burgen uff den tag der lyhung oder bezalung fur einen des raths, so darzu verordent wirt, und den statschreiber prengen. Der statschreiber soll die schuldt und lyhung in bysein des zuverordenten auch die bekentniß der burgen und selbstschulder, dazu die bezalung, wan die geschiet, eigentlich auffschreiben in welchem jare, uff welchen tagk das geschehen ist, wievil des heuptgelts sy und wan der gesuche davon angehen und gefallen solle.
7. Item ab die burgen oder mitselbstschuldigen fur die schulde oder liegende gutter zu unterpfandt gesetzt wurden, das sall uff bekentniß derselben dabey geschrieben werden, desglichen ab der gesuch nach de leyhung etlich zeit solt ruehen und ab die bezalung in der furgenommen zeit nit geschee, das es darnach zu gesuch sten solt, doch sollen die juden uff die erbgutter nicht leyhen.
8. Item auch sollen b#Folgt gestrichen: die schuldiger der zuverordent und statschreiber derselben schulde register eyns inhaben und die juden igklicher das sein und der statschreiber soll auch solche auffschreiben bey irem eyde heymlich halten und daruß keyn sonderliche geruchte machen und im auffschreiben oder außtilgen ides mal uber zwen neuwe pfenning nicht nemen.
Daruber sollen die schuldiger oder burgen keyn weiter brive oder bekentniß von sich geben, sondern welche schulde und bekentniß, auch die bezalung also durch den verordenten und statschreiber seiner handtschriffte in der juden register funden wirt unußgethan, das soll im rechten fur ein genugsam bekentniß sonder ferrer eyde angesehen werden, darzu ab daruff gesuche gangen, die zeit der leyhung anabgerechent und bezalt zu demselben, der die schuldt schuldig ist dem juden von den amptleuthen on notrecht geholffen werden ongeverlich, so sich schuldener also gesuch von gelt zugeben verpflicht, verbunden oder zugeben bekentniß gethan hette.
9. Item die juden sollen by nacht in iren heusern pliben und nicht uff der gassen sich finden lassen sunder notsachen, woe aber notsachen weren, sollen sie mit einem lichte offentlich ghen, auch in iren husern sich ubermessiges und unfugklichs geschreiß enthalten und auch nicht an die statmuren und were, die zu besichtigen, ghen.
10. Item ab ein jude anders dan vorgemelter massen mit wissen imant uff sein glauben liehe, das ließ man gescheen, so aber dem juden derselben schuldt widderedde beschee, ließ man den juden damit gewerden und das gericht pliebe domit unbekommert, der jude hette #c# Folgt noch einmal: hette dan seiner schuldt zu recht gnugsam bewysung on ferrer eyde, so mocht er als ein andere persone zu seiner schulde hilff des rechten erlangen.
11. Item der schultheiß zu Hammelburg soll by den metzlern verfugen, das den juden umb ire gelt zu der notturft und nach bequemlicheit fleisch werden moge.
12. Item die juden sollen sich vlissen in selbste zu gutt und das in desterminder schmacheit und laster geschee, das sie nicht in offen strassen sitzen und woe das heilige sacrament getragen wirt, das sie sich myden und von den strassen thun so meist sie mogen.
13. Item sie sollen sich auch derselben ursach die karwochen und hohe fest inhalten.
14. Item sie sollen vlissen an jüdische gewonliche cleidung als zu Wirtzpurg und Sweinfurt, damit man sie vor den christen erkennen moege oder sollen ire zeichen tragen als ander juden.
15. Item die juden unter sich, die also im stifft gesessen sein, woe sie mit eynem zuthun gewonden, sollen sich untereinander verrichten, doch der oberhandt an irer gerechtigkeit unschedlich und sollen eynander an keyne frembde gericht ziehen.
Es sollen auch alle juden, so under unsers gnedigen hern stiffts oberkeidt seßhafftig synd und sich enthalten je zu zeiten, so die jungk ader alt verstorben, ire begrebnuß zu Fulda, doe sie ire sinagoga haben, suchen, welcher das uberfaren wurde, soll unserm gnedigen hern mit eyner pene, nemblich zehen gulden, unableßlich verfallen sein.
Unser gnediger here will ime hirinne vorbehalten haben disse ordnung zu mehern, zu mindern, abzuthun, alles nach bedencken gelegenheit seiner furstlichen gnaden und stiffts".

Archivangaben

Altsignatur

K 437 Bl. 121-123v Nr. 235. Vgl. Thomas, Privatrechte, § 218ff.

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Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

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„Ordnung des Abts Hartmann zu Fulda für die Juden zu Hammelburg“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3136_ordnung-des-abts-hartmann-zu-fulda-fuer-die-juden-zu-hammelburg> (aufgerufen am 25.11.2025)

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