Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus

 
Epoche
Kaiserreich
Themenbereich
Politik

Ereignis

Was geschah

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus bleiben die Nationalliberalen nach leichten Stimmengewinnen mit 178 Mandaten (1873: 175) wie schon seit 1870 erneut stärkste Kraft. Die katholische Zentrumspartei verliert zwar einen Sitz, bleibt aber mit 85 Mandaten zweitstärkste Fraktion, gefolgt von der Deutschen Fortschrittspartei, die einen Sitz gewinnt und nun 73 Abgeordnete in das Preußische Abgeordnetenhaus entsendet.1 Auch in der Provinz Hessen-Nassau gewinnen die Nationalliberalen leicht und stellen nun 15 von 26 Abgeordneten (1873: 14). Zulegen können Sie wiederum im Regierungsbezirk Wiesbaden, wo sie nun vier Wahlkreise für sich entscheiden können (1870 war es nur einer). Zweitstärkste Kraft bleibt die Deutschen Fortschrittspartei, die alle ihre Mandate wieder im Regierungsbezirk Wiesbaden erringt. Die Konservativen, die 1870 noch vier Vertreter ins Abgeordnetenhaus entsandten, verlieren nun auch ihre letzten beiden Wahlkreise. Die Zentrumspartei bleibt stabil bei drei gewonnenen Wahlkreisen (Fulda, Hünfeld – Gersfeld und Unterwesterwaldkreis).2 In den Wahlkreisen der heute auf dem Gebiet des Landes Hessen liegenden Teile der Provinz Westfalen (Wahlkreis Arnsberg 1) und der Rheinprovinz (Wahlkreis Wetzlar) erringen – wie 1870 und 1873 – zwei Freikonservative die Mandate.3

Gewählte Abgeordnete

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Baehr, Dr. jur. Otto (1817–1895; Nationalliberale Partei); Obertribunalrat; Berlin; Wahlkreis Kassel 3: Kassel-Stadt4 Baumgard, Viktor (1836–1903; Nationalliberale Partei); Staatsanwalt; Kassel; Wahlkreis Kassel 4: Kassel-Land – Witzenhausen Bromm, Justus Heinrich (1827–1905; Nationalliberale Partei); Landwirt; Rauschenberg/Kreis Kirchhain; Wahlkreis Kassel 9: Kirchhain – Frankenberg Gumpert, Karl Heinrich (geb. 1826; Nationalliberale Partei); Apotheker; Eschwege; Wahlkreis Kassel 5: Eschwege – Schmalkalden Herrlein, Franz Josef (1818–1890); Zentrumspartei; Gutsbesitzer; Margarethenhaun/Kreis Fulda; Wahlkreis Kassel 12: Fulda5 Mayer, Wilhelm (geb. 1821; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Landrat; Marburg; Wahlkreis Kassel 10: Marburg6 Metz, Georg (1833–1885; Nationalliberale Partei); Gutsbesitzer; Zennern/Kreis Fritzlar; Wahlkreis Kassel 7: Melsungen – Fritzlar Oetker, Friedrich (1809–1881; Nationalliberale Partei); Rechtsanwalt; Kassel; Wahlkreis Kassel 1: Rinteln Rübsam, Joseph (1822–1886; Zentrumspartei); Amtsrichter; Fulda; Wahlkreis Kassel 11: Hünfeld – Gersfeld Schöffer, Konrad Heinrich (1815–1878); Rentner; Gelnhausen; Nationalliberale Partei – Wahlkreis Kassel 13: Schlüchtern – Gelnhausen7 Vogeley, Karl (1825–1899; Nationalliberale Partei); Generalsekretär des landwirtschaftlichen Zentralvereins; Kassel; Wahlkreis Kassel 2: Hofgeismar – Wolfhagen Wehrenpfennig, Wilhelm (1829–1900); Nationalliberale Partei; Vortragender Rat im Handelsministerium; Berlin; Wahlkreis Kassel 8: Homberg – Ziegenhain8 Ziegler, Heinrich Friedrich (1826–1882; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Hanau; Wahlkreis Kassel 14: Hanau Zimmermann, Lorenz (1822–1910); Nationalliberale Partei; Domänenpächter, Posthalter; Hersfeld; Wahlkreis Kassel 6: Rotenburg – Hersfeld

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Bork, Eduard (1833–1893; Nationalliberale Partei); Oberamtsrichter; Biedenkopf; Wahlkreis Wiesbaden 11: Biedenkopf Farr, Wilhelm (1833–1907; Nationalliberale Partei); Kaufmann; Weilburg/Oberlahnkreis; Wahlkreis Wiesbaden 8: Oberlahnkreis Frickhöffer, Dr. med. Karl (geb. 1822; Deutsche Fortschrittspartei); Arzt; Langenschwalbach/Untertaunuskreis; Wahlkreis Wiesbaden 5: Untertaunuskreis Klotz, Jakob (1823–1909; Deutsche Fortschrittspartei); Fabrikant; Oberursel/Obertaunuskreis; Wahlkreis Wiesbaden 4: Obertaunuskreis Lasker, Dr. jur. h.c. Eduard (1829–1884; Nationalliberale Partei); Rechtsanwalt; Berlin; Wahlkreis Wiesbaden 1: Frankfurt/Main-Stadt Lieber, Dr. jur. utr. Ernst (1838–1902; Zentrumspartei); Privatier; Camberg/Kreis Limburg; Wahlkreis Wiesbaden 9: Unterwesterwaldkreis Mohr, Karl Anton (1820–1885; Deutsche Fortschrittspartei); Gutsbesitzer; Niederneisen/Unterlahnkreis; Wahlkreis Wiesbaden 7: Unterlahnkreis Petri, Wilhelm (1826–1897; Deutsche Fortschrittspartei); Appellationsgerichtsrat; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 2: Wiesbaden-Stadt Schlichter, Christian (1828–1883; Nationalliberale Partei); Oberamtsrichter; Eltville/Rheingaukreis; Wahlkreis Wiesbaden 6: Rheingaukreis – Meisenheim Schrader, Dr. jur. Gustav (1829–1903; Deutsche Fortschrittspartei); Stadtgerichtsrat; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 1: Frankfurt/Main-Stadt9 Thilenius, Dr. med. Georg (1830–1885); Arzt; Soden/Kreis Höchst; Wahlkreis Wiesbaden 3: Wiesbaden-Land Wißmann, Eduard (1824–1899; Deutsche Fortschrittspartei); Kreisgerichtsrat; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 10: Oberwesterwaldkreis

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Achenbach, Heinrich (1829–1899; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Vortragender Rat; Berlin; Wahlkreis Arnsberg 1: Wittgenstein – Siegen

Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Steltzer, Gustav (1823–1893; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Kreisgerichtsdirektor; Wetzlar; Wahlkreis Koblenz 1: Wetzlar
(LV)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 55.
  2. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 79.
  3. Die politische Zusammensetzung ändert sich im Laufe der Legislaturperiode leicht: je ein Freikonservativer, ein Nationalliberaler und ein Vertreter der Fortschrittspartei schieden aus, zwei Nationalliberale und ein Neukonservativer traten dafür ein.
  4. Baehr schied aufgrund der Bestimmungen in Artikel 78 Absatz 3 der Preußischen Verfassung („Wenn ein Kammermitglied ein besoldetes Staatsamt annimmt oder im Staatsdienste in ein Amt Eintritt, mit welchem ein höherer Rang oder ein höheres Gehalt verbunden ist, so verliert es Sitz und Stimme in der Kammer und kann seine Stelle in derselben nur durch eine Wahl wiedererlangen.“) im September 1877 aus dem Abgeordnetenhaus aus. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 11. Oktober 1877 wurde er wiedergewählt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 643.
  5. Herrlein schied am 10. Januar 1879 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Aufgrund des nahenden Endes der Legislaturperiode – die nächsten Wahlen fanden am 30. September 1879 statt – wurde keine Ersatzwahl mehr durchgeführt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 665.
  6. Mayer schied am 26. Oktober 1877 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 15. Januar 1878 setzte sich der Marburger Rechtsanwalt Dr. jur. Julius Wolff (1828–1897; Nationalliberale Partei) durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 660.
  7. Schöffer verstarb während der Legislaturperiode am 13. August 1878. In der daraufhin angesetzten Ersatzwahl am 5. November 1878 setzte sich der Gelnhäuser Landrat Friedrich Freiherr Trott zu Solz (1835–1894; Neukonservative) im zweiten Wahlgang durch. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 668.
  8. Wehrenpfennig schied aufgrund der Bestimmungen in Artikel 78 Absatz 3 der Preußischen Verfassung („Wenn ein Kammermitglied ein besoldetes Staatsamt annimmt oder im Staatsdienste in ein Amt Eintritt, mit welchem ein höherer Rang oder ein höheres Gehalt verbunden ist, so verliert es Sitz und Stimme in der Kammer und kann seine Stelle in derselben nur durch eine Wahl wiedererlangen.“) am 22. Oktober 1877 aus dem Abgeordnetenhaus aus. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 4. Dezember 1877 wurde er wiedergewählt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 655.
  9. Schrader schied im Oktober 1878 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Bei der daraufhin am 15. Januar 1879 durchgeführten Ersatzwahl setzte sich der Fabrikant Dr. phil. Eugen Lucius (1834–1903; Nationalliberale Partei) deutlich gegen Albert Goetz-Rigaud (1835–1907; Deutsche Fortschrittspartei) durch. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 673.

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„Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus, 20. Oktober 1876“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7530_wahl-zum-preussischen-abgeordnetenhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)

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