Wahlen zum Deutschen Reichstag: Stimmengewinne für Antisemiten

 

Ereignis

Was geschah

Bei der Reichstagswahl am 15. Juni 1893 erringen die Antisemiten im Großherzogtum Hessen in den rechtsrheinischen Provinzen drei von sechs und in Hessen-Nassau vier weitere Mandate.

Gewählte Abgeordnete

Bei der Reichstagswahl wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Brühne, Friedrich (1855–1928; SPD; Wahlkreis 1: Hochheim, Höchst, Homburg, Idstein, Königstein, Usingen) Fink, Philipp (1831–1913; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 4: Diez, Hadamar, Limburg, Runkel, Weilburg) Hofmann, Heinrich (1857–1937; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 5: Dillenburg, Hachenburg, Herborn, Marienberg, Rennerod, Selters) Koepp, Rudolph (1830–1897; Freie Vereinigung; Wahlkreis 2: Eltville, Langenschwalbach, Rüdesheim, Wehen, Wiesbaden)1 Lieber, Dr. Ernst (1838–1902; Zentrum; Wahlkreis 3: Braubach, Montabaur, Nassau, Nastätten, St. Goarshausen, Wallmerod) Schmidt, Wilhelm (1851–1907; SPD; Wahlkreis 6: Frankfurt-Stadt)

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Boeckel, Dr. Otto (1859–1923; Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 5: Marburg, Frankenberg, Kirchhain) Hüpeden, Gustav (1850–1937; Konservative Partei; Wahlkreis 2: Kassel-Stadt, Kassel-Land, Melsungen) König, Dr. Adolf (1850–1900); Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 1: Hofgeismar, Rinteln, Wolfhagen2 Leuß, Hans (1861–1920); Deutschsoziale Partei; Wahlkreis 4: Eschwege, Schmalkalden, Witzenhausen3 Liebermann von Sonnenberg, Max Hugo (1848–1911); Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 3: Fritzlar, Homberg, Ziegenhain
Müller, Richard (1851–1931); Zentrum; Wahlkreis 7: Fulda, Gersfeld, Schlüchtern
Stroh, Wilhelm (1837–1905; Deutschkonservative Partei; Wahlkreis 8: Hanau-Stadt, Hanau-Land, Gelnhausen, Frankfurt-Land) Werner, Ludwig (1855–1928; Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 6: Hersfeld, Hünfeld, Rotenburg)

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Dresler, Adolf (1835–1929; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Wittgenstein, Siegen, Hinterlandkreis)

Königreich Preußen – Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Kraemer, Heinrich (1842–1907; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Wetzlar-Altenkirchen)

Großherzogtum Hessen

Bindewald, Friedrich (1862–1940); Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 3: Alsfeld, Lauterbach, Schotten4 Heyl zu Herrnsheim, Cornelius Wilhelm Freiherr (1843–1923; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 7: Heppenheim, Worms, Wimpfen) Hirschel, Otto (1862–1919; Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 6: Bensheim, Erbach, Lindenfels, Neustadt) Jöst, Franz (1851–1921); SPD; Wahlkreis 9: Mainz5 Köhler, Philipp (1859–1911); Deutsche Reformpartei; Wahlkreis 1: Gießen, Grünberg, Nidda6 Oriola, Waldemar Graf von (1854–1910); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 2: Friedberg, Vilbel, Büdingen Osann, Dr. jur. Arthur sen. (1829–1908; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 4: Darmstadt, Groß-Gerau) Schmidt, Reinhart (1838–1909; Freisinnige Volkspartei; Wahlkreis 8: Bingen, Alzey)7 Ulrich, Karl (1853–1933; SPD; Wahlkreis 5: Dieburg, Offenbach)

Fürstentum Waldeck-Pyrmont

Boettcher, Dr. Friedrich (1842–1922; Nationalliberale Partei)8
(StH/LV)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Koepp verstarb während der Legislaturperiode. Bei der Ersatzwahl am 9. Juni 1897 setzte sich der Kandidat der Freien Vereinigung, Louis Wintermeyer (1859–1901), in der Stichwahl mit 63,3 % der Stimmen gegen Graf Raymund von Fugger (1870–1949; Zentrum) durch. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 625 f.
  2. Ursprünglich war erneut Ludwig Werner (1855–1928; Deutsche Reformpartei) gewählt worden. Derselbe nahm das Mandat im Wahlkreis 1 aber aufgrund einer Doppelwahl nicht an, weshalb für den 14. Juli 1893 eine Ersatzwahl angesetzt wurde, aus der König als Sieger hervorging. Die Wahl wurde am 26. Februar 1895 für ungültig erklärt. Aus der am 23. April 1895 angesetzten Ersatzwahl ging Dr. Georg Wilhelm Vielhaben (1860–1927; Deutsche Reformpartei) als Sieger hervor.
  3. Leuß legte sein Mandat am 20. Dezember 1894 wegen einer Verurteilung wegen Meineides nieder. In der daraufhin am 28. Februar 1895 durchgeführten Ersatzwahl setzte sich Karl Friedrich Wilhelm Iskraut (1854–1942; Deutsche Reformpartei) durch.
  4. Ursprünglich hatte Oswald Zimmermann (1859–1910; Deutsche Reformpartei) die Wahl (in der Stichwahl gegen den Nationalliberalen Prof. Dr. Alexander Backhaus) den Wahlkreis gewonnen. Da derselbe aber auch ein Mandat im Wahlkreis Königreich Sachsen 5: Dresden links der Elbe errang und dieses annahm, war eine Ersatzwahl (22. Juli 1893) nötig, in der sich Bindewald in der Stichwahl erneut gegen den Nationalliberalen Backhaus durchsetzte. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 3, Marburg 1995, S. 132-142.
  5. Jöst legte – wohl aufgrund innerparteilicher Streitigkeiten – sein Mandat im Juli 1896 nieder. Aus der Ersatzwahl am 5. November 1896 ging Dr. jur. Adam Schmitt (1855–1928; Zentrum) als Sieger hervor Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 3, Marburg 1995, S. 415-417.
  6. Köhlers Mandat wird am 1. Juli 1896 für erloschen erklärt, da ihm eine Postagentur übertragen wurde. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl setzt er sich wieder durch. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 3, Marburg 1995, S. 25.
  7. Der ursprünglich Gewählte Albert Traeger (1830–1912; Freisinnige Volkspartei), lehnte das Mandat im Wahlkreis Großherzogtum Hessen 8 ab und nahm stattdessen seinen im Wahlkreis Oldenburg 2 errungenen Parlamentssitz an. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 3, Marburg 1995, S. 366-371.
  8. Boettchers Wahl wurde – auf Antrag der Deutschen Reformpartei – vom Deutschen Reichstag am 7. Mai 1895 für ungültig erklärt. In der daraufhin abgehaltenen Ersatzwahl setzte sich Julius Konrad Müller (1850–1914; Deutschsoziale Reformpartei) in der Stichwahl mit 56,0 % der Stimmen gegen Boettcher durch. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 1010 f. f.

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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„Wahlen zum Deutschen Reichstag: Stimmengewinne für Antisemiten, 15. Juni 1893“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6781_wahlen-zum-deutschen-reichstag-stimmengewinne-fuer-antisemiten> (aufgerufen am 25.11.2025)

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