Wahlen zum Deutschen Reichstag

 

Ereignis

Was geschah

Bei den ersten Wahlen zum Deutschen Reichstag erringt die Nationalliberale Partei mit 119 von insgesamt 382 Mandaten den Wahlsieg. Zweitstärkste Kraft wird die katholische Zentrumspartei (60), gefolgt von der Konservativen Partei (53 Mandate). Auf heute hessischem Territorium dominiert ebenfalls die Nationalliberale Partei: von den 26 Wahlkreisen der preußischen Provinz Hessen-Nassau, des Großherzogtums Hessen, des Fürstentums Waldeck und heute hessischen Teilen der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen gewinnen die Nationalliberalen 14, die Konservative Partei erringt ebenso wie die Deutsche Fortschrittspartei (die vor allem im Regierungsbezirk Wiesbaden stark ist) drei Mandate. Die Zentrumspartei erringt zwei Mandate in den traditionell katholisch geprägten Gebieten um Limburg und Fulda.

Gewählte Abgeordnete

Bei der Reichstagswahl wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Klotz, Adolph (1823–1909; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 1: Hochheim, Höchst, Homburg, Idstein, Königstein, Usingen) Knapp, Johann (1807–1875; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 4: Diez, Hadamar, Limburg, Runkel, Weilburg) Lieber, Dr. Ernst (1838–1902); Zentrum; Wahlkreis 3: Braubach, Montabaur, Nassau, Nastätten, St. Goarshausen, Wallmerod Schenck, Friedrich (1827–1900); Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 2: Eltville, Langenschwalbach, Rüdesheim, Wehen, Wiesbaden Sonnemann, Leopold (1831–1909; bei keiner Fraktion (Volkspartei); Wahlkreis 6: Frankfurt-Stadt) Winter, Wilhelm (1803–1895; Konservative Partei; Wahlkreis 5: Dillenburg, Hachenburg, Herborn, Marienberg, Rennerod, Selters)

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Baehr, Dr. Otto (1817–1895; Nationalliberale Partei; Wahlkreis Kassel 2: Kassel-Stadt, Kassel-Land, Melsungen) Braun, August (1820–1879; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 6: Hersfeld, Hünfeld, Rotenburg) Grimm, Dr. Karl (1826–1893); Konservative Partei; Wahlkreis 5: Marburg, Frankenberg, Kirchhain Harnier, Dr. Richard (1820–1885; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 4: Eschwege, Schmalkalden, Witzenhausen) Herrlein, Franz Joseph (1818–1890); Zentrum; Wahlkreis 7: Fulda, Gersfeld, Schlüchtern Oetker, Dr. Friedrich (1809–1881); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Hofgeismar, Rinteln, Wolfhagen1
Wehrenpfennig, Dr. Wilhelm (1829–1900); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 3: Fritzlar, Homberg, Ziegenhain Weigel, Dr. Hermann (1828–1887; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 8: Hanau-Stadt, Hanau-Land, Gelnhausen, Frankfurt-Land)

Königreich Preußen – Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Jung, Gustav (1824–1904); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Wittgenstein, Siegen, Hinterlandkreis2

Königreich Preußen – Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Helldorff(-Bedra), Otto Heinrich von (1833–1908); Konservative Partei; Wahlkreis 1: Wetzlar, Altenkirchen

Großherzogtum Hessen

Bamberger, Dr. jur. Ludwig (1823–1899; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 9: Mainz) Dernburg, Dr. jur. Friedrich (1833–1911); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 5: Dieburg, Offenbach Hoffmann, Dr. jur. Karl Johann (1819–1874); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 4: Darmstadt, Groß-Gerau3 Martin, Georg (1816–1881); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 6: Bensheim, Erbach, Lindenfels, Neustadt Metz, Dr. jur. August (1818–1874; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 8: Bingen, Alzey) Nordeck zur Rabenau, Adalbert Freiherr (1817–1892); Liberale Reichspartei; Wahlkreis 1: Gießen, Grünberg, Nidda Pfannebecker, Johann (1808–1882); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 7: Heppenheim, Worms, Wimpfen Solms-Laubach, Friedrich Graf zu (1833–1900); Deutsche Reichspartei; Wahlkreis 3: Alsfeld, Lauterbach, Schotten Wedekind, Dr. jur. Georg Freiherr von (1825–1899; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 2: Friedberg, Vilbel, Büdingen)

Fürstentum Waldeck-Pyrmont

Miquèl, Dr. Johannes (1828–1901); Nationalliberale Partei

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Oetker setzte sich im ersten Wahlgang deutlich mit 97,2 % der Stimmen gegen Friedrich Scheffer (1800–1879; 0,9 %) und Dr. Hubert Scheck (geb. 1828; beide Nationalliberale Partei) durch. Vgl. Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 20-24.
  2. Jung, der bereits vor der Wahl erklärt hatte, für ein Reichstagsmandat nicht zur Verfügung zu stehen (siehe Wikipedia: Gustav August Jung: Politisches Engagement, eingesehen am 17.7.2023), wurde dennoch in der Engeren Wahl mit knapp 56 Prozent der Stimmen gewählt. Er nahm das Mandat aber nicht an, woraufhin am 11. April 1871 eine Ersatzwahl durchgeführt wurde, bei der sich Albert Freiherr von Dörnberg (1824–1915; Deutsche Reichspartei) gegen Dr. jur. h.c. Ludwig Beughem (1806–1886; Nationalliberale Partei) durchsetzte. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 915 f.
  3. Karl J. Hoffmann ist der Sohn des ebenfalls politisch engagierten Kommerzienrats Ernst Emil Hoffmann aus Darmstadt.

Literatur

Weiterführende Informationen

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wahlen zum Deutschen Reichstag, 3. März 1871“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6583_wahlen-zum-deutschen-reichstag> (aufgerufen am 25.11.2025)

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