Großherzog Ludewig I. veröffentlicht Edikt zur Einführung einer Verfassung
Ereignis
Was geschah
In einer Petition fordern die 160 Volksabgeordneten der Provinz Starkenburg eine Verfassung. Die im Gasthof „Zum Löwen“ in Zwingenberg an der Bergstraße formulierte Aufforderung ist an Großherzog Ludewig I. (1753–1830) gerichtet und wird vom Darmstädter Hofgerichtsadvokaten Heinrich Karl Hofmann (1795–1845) sowie von Georg Rühl und Wilhelm Stahl (1793–1841) angeführt. Sie werden die „Darmstädter Schwarze“ genannt, was an der radikalnationalen Burschenschaft „Germania“ mit altdeutscher schwarzer Tracht angelehnt ist, die im Juni 1815 von Adolf (1794–1855) und Karl Follen (1795–1840) in Gießen gegründet wurde. Stadtschultheiß Georg Heinrich Bogen (1780–1841) aus Michelstadt überreicht die Petition am 20. Februar 1819 in Darmstadt. Währenddessen wird die Bevölkerung durch Flugschriften, Bücher, beispielsweise von Leutnant Wilhelm Schulz (1797–1860), und musikalische Propaganda, wie durch das Lied „Volk ans Gewehr“ (auch Odenwälder Bauernlied), mobil gemacht. Darunter fällt das von Schulz verfasste „Frag- und Antwortbüchlein über Allerlei, was im deutschen Vaterland besonders Noth tut“. Am 6. September 1819 ruft in Michelstadt Stadtschultheiß Bogen zur Steuerverweigerung auf, was durch ein Exekutionskommando von 580 Mann unterbunden wurde und mit der Verhaftung von Bogen, Hofmann, Rühl und Stahl endete, welche im Frühjahr 1820 entlassen wurden.
Am 18. März 1820 veröffentlicht Großherzog Ludewig I. ein Verfassungsedikt mit umgehenden Landtagswahlen, da schon seit dem Frühjahr 1816 Druck seitens der Standesherren und nun auch durch die Volksbewegung herrscht. Formuliert wurde die Verfassung von Karl von Grolmann (1775–1829). Für die „Darmstädter Schwarzen“ ist dies ungenügend. Sie fordern ein stärkeres Mitspracherecht im Landtag und ein liberales Wahlrecht. Angeführt vom „Schwarzen“ Oberappellationsgerichtsrat Ernst Höpfner (1780–1845) verweigert die Mehrheit der gewählten Abgeordneten den Verfassungseid, was in der Überarbeitung von Karl Jaup (1781–1860) resultiert. Schließlich wird am 21. Dezember 1820 die endgültige Verfassung veröffentlicht.
(StH)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Franz/Wagner (Bearb.), Darmstädter Kalender. Daten zur Geschichte unserer Stadt, Darmstadt 1994, S. 102 f.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 204, 207, 210, 212, 215
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Friedrich Wilhelm Schulz (eingesehen am 18.3.2025)
- Wikipedia: Verfassung des Großherzogtums Hessen (eingesehen am 10.3.2021); Wikipedia: Friedrich Wilhelm Schulz (eingesehen am 10.3.2021)
Kalender
Siehe auch
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Personen
- Hessische Biografie: Bogen, Georg Heinrich
- Hessische Biografie: Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von
- Hessische Biografie: Hofmann, Heinrich Karl Georg
- Hessische Biografie: Höpfner, Ernst Georg Philipp
- Hessische Biografie: Jaup, Heinrich Carl
- Hessische Biografie: Ludwig I., Hessen-Darmstadt, Großherzog
- Hessische Biografie: Schulz, Wilhelm (1797-1860)
- Hessische Biografie: Stahl, Wilhelm Christian Tillmann
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Großherzog Ludewig I. veröffentlicht Edikt zur Einführung einer Verfassung, 18. März 1820“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6142_grossherzog-ludewig-i-veroeffentlicht-edikt-zur-einfuehrung-einer-verfassung> (aufgerufen am 26.11.2025)
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