Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus

 
Epoche
Kaiserreich
Themenbereich
Politik

Ereignis

Was geschah

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus werden erneut die Konservativen mit 133 von 433 Mandaten stärkste Kraft (1882: 121). Zweitstärkste Kraft bleibt die katholische Zentrumspartei, die einen Sitz hinzugewinnt und nun 98 Mandate stellt. Leichte Zugewinne können die Nationalliberalen verbuchen, die drei Mandate hinzugewinnen und nun 71 Sitze im Abgeordnetenhaus haben. Während die Deutsche Reichspartei leicht hinzugewinnt (67 gegenüber 63 Mandaten 1882), verliert die Deutsche Fortschrittspartei deutlich (44 statt 61 Sitze).1 Auch in der Provinz Hessen-Nassau verliert die Fortschrittspartei deutlich: 1882 kamen noch zehn der 26 Mandatsträger der Provinz von den Fortschrittlichen, nunmehr sind es nur noch sechs. Die Konservativen werden hier erstmals alleinig stärkste Kraft und stellen acht Abgeordnete, die Nationalliberalen können ihren Stimmenanteil im Vergleich zur zurückliegenden Wahl verdoppeln und erringen nun sechs Mandate. Das Zentrum gewinnt einen Sitz hinzu und stellt nun vier Abgeordnete, die Reichspartei verteidigt ihre zwei Mandate.2 In den Wahlkreisen der heute auf dem Gebiet des Landes Hessen liegenden Teile der Provinz Westfalen (Wahlkreis Arnsberg 1) und der Rheinprovinz (Wahlkreis Wetzlar) erringen ein Frei- und ein Deutschkonservativer die Mandate.3

Gewählte Abgeordnete

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Althaus, Carl Wilhelm (1822–1907); Deutschkonservative; Regierungsrat; Kassel; Wahlkreis 4: Kassel-Land – Witzenhausen
Enneccerus, Dr. jur. Ludwig (1843–1928; Nationalliberale Partei); Professor der Rechte; Marburg; Wahlkreis Kassel 3: Kassel-Stadt
Gehren, Otto von (1817–1896; Deutschkonservative); Landrat; Homberg; Wahlkreis Kassel 8: Homberg – Ziegenhain
Gößmann, Ferdinand (1840–1921; Zentrumspartei); Amtsrichter; Bergen/Kreis Hanau; Wahlkreis Kassel 12: Fulda
Grimm, Dr. jur. Carl (1826–1893; Deutschkonservative); Rechtsanwalt; Marburg; Wahlkreis Kassel 9: Kirchhain – Frankenberg
Hellwig, Conrad (1824–1889; Deutschkonservative); Landwirt, Bürgermeister; Haddamar/Kreis Fritzlar; Wahlkreis Kassel 7: Melsungen – Fritzlar
Knobel, Heinrich (1830–1894; Deutschkonservative); Bürgermeister; Ehlen/Kreis Wolfhagen; Wahlkreis Kassel 2: Hofgeismar – Wolfhagen
Oetker, Karl (1822–1893); Rechtsanwalt; Berlin; Nationalliberale Partei; Wahlkreis Kassel 1: Rinteln
Pfannstiel, Siegmund (1819–1890; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Gutsbesitzer; Weidebrunn/Kreis Schmalkalden; Wahlkreis Kassel 5: Eschwege – Schmalkalden
Riedesel zu Eisenbach, Wilhelm Freiherr (1850–1919; Deutschkonservative); Landrat; Gelnhausen; Wahlkreis Kassel 13: Schlüchtern – Gelnhausen
Rübsam, Joseph (1822–1886; Zentrumspartei); Amtsrichter; Hanau; Wahlkreis Kassel 11: Hünfeld – Gersfeld4
Schreiber, Carl (1834–1910; Deutschkonservative); Landrat; Marburg; Wahlkreis Kassel 10: Marburg5
Seyfarth, Ferdinand (1818–1901; Deutschkonservative); Landwirt; Friedrichshütte/Kreis Rotenburg; Wahlkreis Kassel 6: Rotenburg – Hersfeld
Zimmermann, Jacob Friedrich (1831–1894; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Hanau; Wahlkreis Kassel 14: Hanau

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Baseler, Wilhelm Philipp (1831–1914; Deutschfreisinnige Partei); Gutsbesitzer; Michelbach/Unterlahnkreis; Wahlkreis Wiesbaden 4: Unterlahnkreis6
Bork, Eduard (1833–1893; Nationalliberale Partei); Landgerichtsrat; Marburg; Wahlkreis Wiesbaden 1: Biedenkopf
Flinsch, Heinrich (1839–1921; Deutsche Fortschrittspartei); Fabrikbesitzer; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt/Main-Stadt
Körner, Carl (1832–1914; Deutsche Fortschrittspartei); Gutsbesitzer; Wehen/Untertaunuskreis; Wahlkreis Wiesbaden 5: Untertaunuskreis
Lieber, Dr. jur. utr. Ernst (1838–1902; Zentrumspartei); Privatier; Camberg/Kreis Limburg; Wahlkreis Wiesbaden 6: Oberlahnkreis – Usingen7
Lotichius, Dr. phil. Eduard (1847–1908; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Sankt Goarshausen; Wahlkreis Wiesbaden 7: Rheingaukreis – Meisenheim – Sankt Goarshausen
Metzler, Albert (1839–1918; Nationalliberale Partei); Bankier; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt/Main-Stadt
Nedden, Dr. jur. Eduard zur (1854–1924; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Landrat; Marienberg/Oberwesterwaldkreis; Wahlkreis Wiesbaden 2: Oberwesterwald – Dillkreis
Schneider, Heinrich Georg (1833–1897; Deutschfreisinnige Partei); Ökonom, Bürgermeister; Massenheim/Kreis Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 8: Wiesbaden-Land – Höchst
Wirth, Friedrich Christian (1826–1895; Deutschfreisinnige Partei); Landesdirektor a.D.; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 10: Obertaunuskreis – Frankfurt/Main-Land
Wißmann, Eduard (1824–1899; Deutsche Fortschrittspartei); Landgerichtsrat; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 9: Wiesbaden-Stadt – Untertaunuskreis

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Achenbach, Heinrich (1829–1899; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Vortragender Rat; Berlin; Wahlkreis Arnsberg 1: Wittgenstein – Siegen

Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Solms-Braunfels, Hermann Prinz zu (1845–1900; Deutschkonservative); Hauptmann a.D.; Schloss Braunfels/Kreis Wetzlar; Wahlkreis Koblenz 1: Wetzlar
(LV)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 55.
  2. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 79.
  3. Die politische Zusammensetzung ändert sich im Laufe der Legislaturperiode leicht zugunsten der Konservativen, da bei der Ersatzwahl für den verstorbenen Zentrumsabgeordneten Rübsamen aus Hanau, der den Wahlkreis Hünfeld – Gersfeld vertrat, im November 1886 der Deutschkonservative Theodor Krekeler gewann.
  4. Rübsamen verstarb während der Legislaturperiode am 5. September 1886. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 10. November 1886 setzte sich der Landrat des Kreises Gersfeld Theodor Krekeler (geb. 1852; Deutschkonservative) durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 662.
  5. Schreiber schied aufgrund der Bestimmungen in Artikel 78 Absatz 3 der Preußischen Verfassung nach dem 30. Juni 1886 nach seiner Beförderung zum Oberregierungsrat und der Versetzung an die Regierung in Stettin aus dem Abgeordnetenhaus aus („Wenn ein Kammermitglied ein besoldetes Staatsamt annimmt oder im Staatsdienste in ein Amt Eintritt, mit welchem ein höherer Rang oder ein höheres Gehalt verbunden ist, so verliert es Sitz und Stimme in der Kammer und kann seine Stelle in derselben nur durch eine Wahl wiedererlangen.“). In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 4. November 1886 setzte sich der Marburger Amtsgerichtsrat Ludwig von Stiernberg (1835–1913; Deutschkonservative) im ersten Wahlgang gegen zwei andere Kandidaten durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 660.
  6. Baseler schied nach dem 30. Juni 1886 aus dem Abgeordnetenhaus aus. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 26. Januar 1887 setzte sich der Ingenieur Gustav Münch (1843–1910; Deutschfreisinnige Partei) aus Frankfurt (Oder) durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 691.
  7. Lieber hatte bei derselben Wahl auch ein Mandat im Wahlkreis Wiesbaden 3: Unterwesterwaldkreis – Westerburg errungen, dasselbe aber aufgrund der Doppelwahl abgelehnt. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl setzte sich der Kaufmann Peter Paul Simon Cahensly (1838–1923; Zentrumspartei) aus Limburg durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 697.

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus, 29. Oktober 1885“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7538_wahl-zum-preussischen-abgeordnetenhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)

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