Wahlen zum Deutschen Reichstag

 

Ereignis

Was geschah

Bei den dritten Wahlen zum Deutschen Reichstag erleidet die Nationalliberale Partei deutliche Verluste, bleibt aber mit 128 (1874: 154) von insgesamt 397 Mandaten stärkste Kraft im Parlament. Zweitstärkste Kraft wird die katholische Zentrumspartei, die ihr Ergebnis von 1874 leicht verbessern kann und nun 93 Mandate bekleidet (1874: 91). Drittstärkste Kraft wird die Deutschkonservative Partei, die vierzig Mandate erringt. Auf heute hessischem Territorium dominiert ebenfalls die Nationalliberale Partei: von den 26 Wahlkreisen der preußischen Provinz Hessen-Nassau, des Großherzogtums Hessen, des Fürstentums Waldeck und heute hessischen Teilen der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen gewinnen die Nationalliberalen 17 (1871: 18), die Deutsche Fortschrittspartei erringt drei Mandate, die Volkspartei, die Zentrumspartei und die Deutsche Reichspartei entsenden je zwei Vertreter aus Hessen in den Reichstag.

Gewählte Abgeordnete

Bei der Reichstagswahl wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Brüning, Dr. Adolf (1837–1884; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Hochheim, Höchst, Homburg, Idstein, Königstein, Usingen) Hilf, Hubert (1820–1909; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 4: Diez, Hadamar, Limburg, Runkel, Weilburg) Holthof, Karl (1835–1884; Volkspartei; Wahlkreis 6: Frankfurt-Stadt) Lieber, Dr. Ernst (1838–1902; Zentrum; Wahlkreis 3: Braubach, Montabaur, Nassau, Nastätten, St. Goarshausen, Wallmerod) Schulze-Delitzsch, Hermann (1808–1883; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 2: Eltville, Langenschwalbach, Rüdesheim, Wehen, Wiesbaden) Thilenius, Dr. Georg (1830–1885; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 5: Dillenburg, Hachenburg, Herborn, Marienberg, Rennerod, Selters)

Königreich Preußen – Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Baehr, Dr. Otto (1817–1895; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 2: Kassel-Stadt, Kassel-Land, Melsungen) Ende, August Freiherr von (1815–1889; Deutsche Reichspartei; Wahlkreis 5: Marburg, Frankenberg, Kirchhain) Gleim, Georg Wilhelm (1820–1881; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 6: Hersfeld, Hünfeld, Rotenburg) Harnier, Dr. Richard (1820–1885; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 4: Eschwege, Schmalkalden, Witzenhausen) Herrlein, Franz Joseph (1818–1890); Zentrum; Wahlkreis 7: Fulda, Gersfeld, Schlüchtern Oetker, Dr. Friedrich (1809–1881; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Hofgeismar, Rinteln, Wolfhagen)1
Wehrenpfennig, Dr. Wilhelm (1829–1900); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 3: Fritzlar, Homberg, Ziegenhain2 Weigel, Dr. Hermann (1828–1887; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 8: Hanau-Stadt, Hanau-Land, Gelnhausen, Frankfurt-Land)

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Ernst, Dr. phil. Louis (1839–1900); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Wittgenstein, Siegen, Hinterlandkreis

Königreich Preußen – Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Beughem, Dr. Ludwig von (1806–1886); Nationalliberale Partei; Wahlkreis 1: Wetzlar-Altenkirchen

Großherzogtum Hessen

Bamberger, Ludwig (1823–1899; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 8: Bingen, Alzey) Büchner, Wilhelm (1816–1892; Deutsche Fortschrittspartei; Wahlkreis 4: Darmstadt, Groß-Gerau) Dernburg, Dr. jur. Friedrich (1833–1911; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 5: Dieburg, Offenbach) Heyl, Cornelius Wilhelm (1843–1923; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 7: Heppenheim, Worms, Wimpfen) Martin, Georg (1816–1881; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 6: Bensheim, Erbach, Lindenfels, Neustadt) Nordeck zur Rabenau, Adalbert Freiherr (1817–1892; Deutsche Reichspartei; Wahlkreis 1: Gießen, Grünberg, Nidda) Oechsner, Dr. jur. Georg (1822–1895; Volkspartei; Wahlkreis 9: Mainz) Schröder, Dr. jur. Bernhard (1832–1908; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 2: Friedberg, Vilbel, Büdingen) Wadsack, Eduard (1809–1881; Nationalliberale Partei; Wahlkreis 3: Alsfeld, Lauterbach, Schotten)

Fürstentum Waldeck-Pyrmont

Bunsen, Theodor von (1832–1892; Nationalliberale Partei)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Oetker setzte sich im ersten Wahlgang mit 80,3 % der Stimmen gegen Wilhelm Hopf (1842–1921; Partikularisten) (18,0 %) und Heinrich Knobel (1830–1894; Konservative Partei) (0,8 %) durch. Vgl. Thomas Klein, Die Hessen als Reichstagswähler, Bd. 1, Marburg 1989, S. 29-33.
  2. Wehrenpfennigs Mandat erlosch laut Schreiben des Reichskanzlers vom 5. Januar 1878 durch seine Ernennung zum Geheimen Regierungsrat im Ministerium für Handel und Gewerbe in Berlin. Auf einer daraufhin für den 28. Februar 1878 angesetzten Ersatzwahl errang Wehrenpfennig das Mandat erneut.

Literatur

Weiterführende Informationen

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Quellen und Materialien

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wahlen zum Deutschen Reichstag, 10. Januar 1877“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6629_wahlen-zum-deutschen-reichstag> (aufgerufen am 25.11.2025)

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