Ereignis
Was geschah
Vor allem in den größeren Städten entstanden im 19. Jahrhundert große, repräsentative Synagogen, die sich deutlich von den bescheideneren Vorgängerbauten und Landsynagogen abhoben. Wegweisend wurde der Neubau der Kasseler Synagoge, die am 8. August 1839 eingeweiht wurde.
Bereits Landgraf Friedrich II. (1720–1785) hatte angeregt, die zu klein gewordene Synagoge am Töpfenmarkt durch einen repräsentativen Neubau zu ersetzen, die Pläne wurden jedoch nicht verwirklicht. Erst als die jüdische Gemeinde 1822 wegen Platzmangel und Baufälligkeit einen Neubau beantragte, begannen ernsthafte Planungen, die sich jedoch über Jahre hinzogen, da keine Einigkeit zwischen der Gemeinde und den Behörden erzielt werden konnte. Vorgeschlagene Grundstücke wurden genauso abgelehnt wie Architekturentwürfe, etwa die des Oberbaudirektors Johann Conrad Bromeis (1788–1855) von 1833 im ägyptisierenden Stil und zwei Entwürfe mit maurisch-arabischen Stilformen des Hofbaudirektors Julius Eugen Ruhl (1796–1871) aus dem Jahr 1834. Die Gemeinde beauftragte schließlich den jungen Architekten Albrecht Rosengarten (1809–1893), der selbst Mitglied der Gemeinde war, und erwarb ein Grundstück an der Unteren Königstraße. Die alte Synagoge musste bereits 1827 wegen Baufälligkeit geschlossen werden.
Es gab zahlreiche Diskussionen darüber, in welchem Stil der Neubau errichtet werden sollte, viele bevorzugten einen „orientalischen“ Stil für ein jüdisches Gotteshaus. Zudem hatten Architekten bisher nur wenige Erfahrungen im Bau von Synagogen und den notwendigen kultischen Erfordernissen. Rosengarten entwarf einen dreischiffigen Bau mit Emporen und Vorhalle in einem schlichten „Rundbogenstil“, der Vorbild für zahlreiche Synagogen in Deutschland wurde.
Die Kasseler Synagoge ist ein frühes Beispiel eines repräsentativen Synagogenbaus, der an einem zentralem Platz der Stadt errichtet wurde. Sie spiegelte damit auch das Selbstbewusstsein und die Stellung der Gemeinde wider.
Nach der Schändung und teilweisen Zerstörung am 7. November 1938 wurde nur wenige Tage später der Abriss des Gebäudes beschlossen. Im Mai 2000 wurde unweit des alten Grundstücks an der Bremer Straße eine moderne Synagoge nach den Plänen des Frankfurter Architekten Alfred Jacoby (geb. 1950) errichtet.
(UH/StF)
Bezugsrahmen
Quellen
Vorschau
Nachweise
Literatur
Weiterführende Informationen
- Bau einer neuen Synagoge für die israelitische Gemeinde zu Kassel, HStAM Bestand 6 a Nr. 1691
- Bau einer neuen Synagoge zu Kassel, HStAM Bestand 18 Nr. 2677
- Albrecht Rosengarten, Die neue Synagoge in Cassel, in: Allgemeine Bauzeitung 5 (1840), S. 205-207, online
- MHK Bestandskatalog Architekturzeichnungen, 1.81 Synagoge in der Unteren Königsstr. (eingesehen am 1.10.2021)
- Wikipedia: Synagoge (Kassel) (eingesehen am 4.10.2021)
- Kassel (Stadt Kassel), in: Synagogen in Hessen (Stand: 19.10.2023, eingesehen am 8.8.2024)
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
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„Einweihung der neuen Synagoge in Kassel, 8. August 1839“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6299_einweihung-der-neuen-synagoge-in-kassel> (aufgerufen am 25.11.2025)
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