Überfall auf zwei Juden zwischen Friedberg und Butzbach

HStAM 260 Marburg Nr. 48  
Laufzeit / Datum
1581 Juni 30 - Juli 19
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

Überfall auf zwei Juden zwischen Friedberg und Butzbach
Am 30. Juni 1581 teilen die Räte zu Trier dem Rat der Stadt Frankfurt mit, daß bei dem von ihnen wegen eines Überfalls auf einen Pferdehändler inhaftierten Gietz vom Ende etliche "hebraische brieflein in ain lange schnur eingefasst" gefunden wurden, wie sie die Gelehrten und auch die Juden selbst als "judenbundt" bezeichnen, den ein jeder Jude, der über Feld geht, mitzuführen pflegt. Beim Verhör hat Gietz zunächst behauptet, einen Juden bei Prag beraubt zu haben, hat dann aber bekannt, daß er mit zwei Gesellen bei der letzten Frankfurter Herbstmesse zwei polnische Juden zwischen Friedberg und Butzbach überfallen hat. Dabei ist ihnen der Ältere entkommen und hat die Geleitsleute herbeigeholt, so daß sie den jungen Juden und sein Pferd zurücklassen mußten und nur seinen "wischsack" mit vier goldenen Ringen, 20 sächsischen Talern, vielen Briefen, dem Judenbund und etlichen silbernen Instrumenten, wie sie die Juweliere brauchen, erbeutet haben. Davon hat Gietz 5 Taler und einen Drahtring an einer Schnur bekommen. Tasche und Briefe haben sie fortgeworfen.
Unter Beifügung des Vernehmungsprotokolls bitten die trierischen Räte die Stadt Frankfurt, bei ihren Juden Erkundigungen wegen des Vorfalls einzuholen.
Am 8. Juli unterrichtet die Stadt Landgraf Ludwig von Hessen von der Anfrage, woraufhin dieser seine Beamten in Butzbach, Gießen und Rosbäch zum Bericht auffordert.
Am 19. Juli schickt der [Rentmeister zu Gießen] der Kanzlei Marburg ein am Vortage gefertigtes Protokoll mit der Aussage des Juden Michael von Wieseck (Wiske), der 1580 mit vier oder fünf Marburger Bürgern zur Frankfurter Herbstmesse gezogen ist. Als ihnen in der Friedberger Vorstadt drei Reisige gefolgt sind, ihnen gesagt haben, daß ein Jude überfallen worden ist, und gefragt haben, warum sie ihm nicht zu Hilfe eilten, haben sie das für einen Scherz gehalten. Wenig später sind ihnen jedoch zwei Juden, einer zu Fuß, einer zu Pferde, begegnet und haben geklagt, daß dem einen sein Grauschimmel samt Satteltasche bei einem Überfall gestohlen worden ist. Der Geschädigte hat sich Samuel aus Böhmen genannt und den Verlust mit 50 halben Kronen, etlichen Goldstücken und goldenen Ringen sowie seinem "betgezaig mit den zehen gebotten und ledern riemen eingefasset" angegeben. Sein Begleiter soll seinen Schaden, über den Michael nichts genaueres weiß, bei den Geleitsleuten zu Rosbach angezeigt haben.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Überfall auf zwei Juden zwischen Friedberg und Butzbach“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/5318_ueberfall-auf-zwei-juden-zwischen-friedberg-und-butzbach> (aufgerufen am 26.11.2025)

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