Forderungen der Grafen von Isenburg an die Juden zu Assenheim
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Regest
Forderungen der Grafen von Isenburg an die Juden zu Assenheim
Der Keller zu Assenheim berichtet dem Oberamtmann zu Hanau am 26. Januar 1554, daß am Vorabend die Gräfin von Isenburg mit ihren Söhnen Ludwig und Philipp in Assenheim eingetroffen ist und ihre Knechte am Morgen mit der Begründung, daß Graf Ludwig bereits dreimal und Graf Philipp zwölfmal zuvor in Assenheim gewesen sind, 15 fl. von den Juden verlangt haben. Sie haben gedroht, sich selbst zur Bezahlung zu verhelfen, wenn sie das Geld nicht bis zur Rückkehr der Grafen aus Weilburg erhalten. Auch die Diener des Grafen Reinhard und der Gräfin haben die Juden gepfändet und das Pfandgut im Wert von 10 fl. zum Teil nach Büdingen verbracht, zum Teil in Assenheim hinterlegt. Auf diese Weise ziehen die Isenburger mehr Gewinn aus den Juden als ihr hanauischer Schutzherr. Der Keller bittet um Weisung, wie man sich gegenüber den am 27. zurückerwarteten isenburgischen Dienern verhalten soll.
Am 28. Januar befiehlt Graf Philipp von Hanau den Juden, die Zahlung der geforderten 15 fl. zu verweigern, und weist den Keller an, dafür zu sorgen. daß das von Graf Reinhard beschlagnahmte Pfandgut zurückgegeben wird.
Am 30. April berichten die Assenheimer Juden nach Hanau, daß sie weisungsgemäß jede Zahlung an die Isenburger abgelehnt haben, doch sind am Vorabend zwei Diener des Grafen Philipp mit schußbereiter Büchse und gezogenem Schwert in das Haus des Juden Joseph und über die Stiege in seine Kammer gedrungen, haben die Truhe erbrochen, alles herausgeworfen und nach Gefallen Sachen im Wert von etwa 10 fl. aufs Pferd gepackt und mitgenommen. In ähnlicher Weise haben sie den Juden bereits zweimal zuvor Sachen im Wert von 8 fl. abgenommen. Sie haben gedroht, nächstens wiederzukommen und dann erst richtig aufzuräumen.
Auf die ihm wegen dieser Plünderung am 21. Mai übersandte Beschwerde antwortet Graf Reinhard von Isenburg Graf Philipp von Hanau am 24. Mai, daß er die Klage an seinen Bruder Philipp weiterleiten wird, weist aber darauf hin, daß Schuld an der Irrung allein das den Juden auferlegte Verbot ist, den Grafen von Isenburg den ihnen seit alters bei ihrer Anwesenheit in Assenheim zustehenden Gulden zu entrichten. Ein Verzicht auf diesen Anspruch kommt schon deswegen nicht in Frage, weil ihn die Grafen von Solms als Mitherren in Assenheim nicht akzeptieren würden.
Auf eine am 23. Juni übersandte weitere Beschwerde über neuerliche Plünderungen, verbunden mit der Forderung nach Rückgabe der entwendeten Sachen und dem Vorschlag, am 5. Juli wegen der Irrung einen Tag zu Assenheim zu halten, antwortet Graf Reinhard von Isenburg Graf Philipp von Hanau
Am 31. Dezember berichten die Assenheimer Juden nach Hanau, daß sie trotz des bestehenden Zahlungsverbots genötigt waren, den Grafen Philipp und Ludwig von Isenburg, die vor wenigen Tagen mit mehr als zwanzig Reitern in Assenheim waren, je 1 fl. zu geben, "wolten wir anders etwas gantz behalten". Sie bitten um die Erlaubnis, die ihnen früher von den Isenburgern abgepfändeten Sachen einlösen zu dürfen, ehe sie etwa für die Hälfte ihres Wertes an Fremde verschleudert werden. Ihnen liegt sehr daran, bei den Grafen von Isenburg nicht als halsstarrig oder widerspenstig angesehen zu werden, da sie "täglich ihrer landtschafft gebrauchen".
Auf Drängen von Graf Philipp von Hanau bestätigt Graf Philipp von Nassau am 10. Januar 1555, daß er nach wie vor zur Vermittlung bereit ist. Da er seinerzeit auf sein Schreiben mit der Bitte um Nennung passender Termine keine Antwort erhalten hat, hat er bislang nichts unternommen, wird aber nun einen Schiedstag benennen, sobald er sicher ist, daß Graf Reinhard von Isenburg zu Hause und nicht, wie angekündigt, fortgeritten ist.
Archivangaben
Altsignatur
86 Hanauer Nachträge Nr.α 673 Bl. 14-39, 48-49; ebd. Nr. 27666.
Arcinsys-ID
Archivkontext
Indizes
Personen
- Hanau-Münzenberg, Philipp III. von, Graf
- Isenburg-Büdingen, Anna von, Gräfin
- Isenburg-Büdingen, Reinhard von, Graf
- Isenburg-Büdingen, Ludwig III. von, Graf
- Isenburg-Büdingen, Philipp II. von, Graf
- Joseph, zu Assenheim, Bruder des Heyum zu Assenheim, verheiratet mit Rachel, Vater des Lewe zu Ostheim und des Michel
- Nassau-Weilburg, Philipp III. von, Graf
- Solms, Grafen
Orte
Sachbegriffe
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Forderungen der Grafen von Isenburg an die Juden zu Assenheim“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3820_forderungen-der-grafen-von-isenburg-an-die-juden-zu-assenheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
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