Gründung der Kronberger Malerkolonie

 

Ereignis

Was geschah

Das kleine, ländliche Städtchen Kronberg, keine zwanzig Kilometer nordwestlich von Frankfurt am Main am Abhang des Taunus gelegen, war schon seit lange ein beliebter Ausflugsort für die Städter. Nachdem die Frankfurter Maler Anton Burger (1824–1905) und Jakob Fürchtegott Dielmann (1809–1885), der in den vierziger Jahren mehrfach die schon seit 1824 existierende Künstlerkolonie in Willingshausen besucht hatte, um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Taunus entdeckt hatten, beschlossen sie 1858, sich dauerhaft in Kronberg niederzulassen. Mit Philipp Rumpf (1821–1896) und Jacob Maurer (1826–1887) bildeten sie schon bald eine Künstlergemeinschaft, die sich regelmäßig austauschte. In der Anfangszeit wohnten die Künstler im Gasthof Adler, dessen Adlersälchen zum Treffpunkt der Künstler avancierte. Anton Burger entwickelte sich zum bestimmenden Motor der Kolonie, da er die Malschule leitete, die von vielen Frankfurtern, aber auch auswärtigen Künstlern besucht wurde. Dazu zählten auch einige Künstlerinnen, wie zum Beispiel Bertha Bagge (1859–1939) und Mathilde Knoop-Spielhagen (1863–1904). Unter Burgers Leitung zog man mit Staffelei und Klappstuhl ins Freie und porträtierte die Taunuslandschaft nebst den dort gelegenen Ortschaften und ihre Bewohner. Etwa zwanzig Künstler gehören zum engsten Kreis der Malerkolonie, doch arbeiteten in den Sommermonaten weitaus mehr Maler und Malerinnen in dem Ort. In den sechziger und siebziger Jahren kam der Landschaftsmaler Carl Peter Burnitz (1824–1886), der hier ein Sommerhaus erwarb. Auch der Pferde- und Orientmaler Adolf Schreyer (1828–1899), der den Winter in Paris verbrachte, war seit Ende der fünfziger Jahre im Sommer in Kronberg zu finden. Heinrich Winter (1843–1911), dessen Tierszenen sehr beliebt waren, lebte ab 1871 hauptsächlich in Kronberg und baute sich 1874 dort ein Haus (Villa Winter), das heute das Museum der Künstlerkolonie beherbergt. Otto Scholderer (1834–1902), dessen Bilder stark von der französischen Malerei beeinflusst wurden, kam zwischen 1859 und 1865 besuchsweise nach Kronberg. Sein Schüler Louis Eysen (1843–1899) hingegen hielt sich von 1873 bis 1879 dauerhaft hier auf. Der später in München erfolgreiche Genremaler Hugo Kauffmann (1844–1915) konnte von 1863 bis 1871 bei seinen Aufenthalten vielfältige Anregung für seine anekdotischen Bildszenen finden. 1871 kam erstmals auch Anton Becker (1846–1915) hierher und konzentrierte sich auf Schreyers Anregung hin auf Landschafts- und Tiermalerei. 1875 ließ sich die weitgereiste Ida Braubach (1830–1918) in Kronberg nieder und konzentrierte sich auf Landschafts- und Genreszenen aus dem Taunus. Neben dem gemeinsamen Arbeiten in der freien Natur veranstalteten die Künstler Kostümfeste, Musik- und Theateraufführungen, die gerne auch von ihren Frankfurter Kollegen besucht wurden.
(UH)

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Gründung der Kronberger Malerkolonie, 1858“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6446_gruendung-der-kronberger-malerkolonie> (aufgerufen am 25.11.2025)

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