Ereignis

Was geschah

Nach dem Sturz der Monarchie in Paris durch die französische Februarrevolution entluden sich auch in Kurhessen politische Spannungen, wobei sich Hanau zu einem besonderen Brennpunkt entwickelte. Auf die Nachricht von den Pariser Ereignissen formierten sich hier noch Ende Februar Versammlungen und Kundgebungen, auf denen Forderungen an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. (1802–1875) formuliert wurden. Am 1. März brach eine Delegation nach Kassel auf, die dem Kurfürsten eine Petition übergab, in der unter anderem Pressefreiheit, Entlassung des konservativen Ministeriums, Neuwahlen und Religionsfreiheit gefordert wurde. Da die ersten Zugeständnisse des Kurfürsten nicht genügten, verfasst eine am 8. März per Akklamation gewählte Volkskommission unter maßgeblicher Beteiligung des Tabakfabrikanten August Rühl (1815–1850) am 9. März das „Hanauer Ultimatum“, das unmissverständlich liberale Forderungen formuliert1. Die ohnehin schon angespannte Lage in Hanau heizte sich noch weiter auf, mit den bisherigen Zugeständnissen wollten sich weite Teile der Bevölkerung nicht zufriedengeben. Die auf dem Marktplatz versammelte Menge wählte eine „Volkskommission“ und stellte erneut Forderungen auf. Dabei wurde deutlich gemacht, dass das „Volk verlangt, was ihm gebührt“ und offen mit der „Lostrennung“ gedroht, das heißt der Loslösung vom Kurfürstentum und dem Anschluss an das Großherzogtum Hessen. Drei Tage wurden dem Kurfürsten Zeit zum Antworten gegeben. Immer mehr Menschen von außerhalb strömten in die Stadt, um das Durchsetzen der Forderungen zu unterstützen. Auch Studenten aus Gießen und Marburg machten sich zur Unterstützung auf den Weg. Gleichzeitig wurde Militär nach Hanau verlegt, um einen möglichen Aufstand zu verhindern. Gegenüber der zweiten nach Kassel entsandten Kommission zeigte sich der Kurfürst zunächst wenig kompromissbereit, da er aber einen militärischen Konflikt scheute, nahm er alle Forderungen bis auf die Neuwahl des Landtags an und ernannte den Hanauer Oberbürgermeister Bernhard Eberhard (1795–1860) zum neuen Regierungschef. Am 13. März wird das Ergebnis in Hanau mit einem Dankgottesdienst gefeiert.
(UH/StF)

Bezugsrahmen

Kalender

M
T
W
T
F
S
S
28
29
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
1
2
3
4
5
6
7
8
9

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„„Hanauer Ultimatum“, 9. März 1848“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6361_hanauer-ultimatum> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/6361