Grundsteinlegung zu Schloss Chattenburg in Kassel

 

Ereignis

Was geschah

Kurfürst Wilhelm I. (1743–1821) beschloss nach seiner Rückkehr aus dem Exil im Jahr 1813, das nach dem Brand von 1811 weitgehend zerstörte alte Landgrafenschloss oberhalb der Fulda in Kassel durch einen prächtigen Neubau zu ersetzen. Mit der Planung beauftragte er den Oberbaudirektor Heinrich Christoph Jussow (1754–1825). Da die ersten Pläne für einen konventionellen Dreiflügel- bzw. Vierflügelbau schnell verworfen wurden, entschloss dieser sich zu einer Kombination der beiden Anlageformen, um den fürstlichen Anforderungen zu genügen, die in der Beletage vier fürstliche Appartements und eine Kirche verlangten. Das zweite Obergeschoss sollte die Wohnungen der apanagierten Prinzen des kurfürstlichen Hauses beinhalten. Im Erdgeschoss mussten zudem Räumlichkeiten der Hofverwaltung und des Hofhaushaltes integriert werden, ein Umstand, der zu der enormen Größe des Gebäudes beitrug: der gesamte Baukomplex sollte insgesamt etwa die vierfache Fläche des Vorgängerbaus einnehmen. Die Pläne zeigten dementsprechend eine ausgedehnte Anlage, deren durch monumentale Säulen gegliederte Fassade sich zu einer Höhe erheben sollte, die weit über die Altstadtbebauung herausragte. 1817 wurde mit den Gründungsarbeiten begonnen, die sich aber aufgrund des morastigen Untergrunds so verzögerten, dass erst 1819 mit der Anlage der Grundmauern begonnen werden konnte. Am 27. Juni 1820 fand die feierliche Grundsteinlegung statt, bei der der Kurfürst persönlich die Namensgebung vornahm. Obwohl die Arbeiten verstärkt fortgesetzt wurden, war das Erdgeschoss nur bis zu den Fenstern gediehen, als Wilhelm I. am 21. Februar 1821 starb. Sein Nachfolger Kurfürst Wilhelm II. (1777–1847) war nicht gewillt, den aufwendigen Bau fortzusetzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1802–1875) wiederum erwog eine Weiterführung des Schlossbaus. Im Januar 1832 legte Oberhofbaumeister Julius Eugen Ruhl (1796–1871) deshalb neue Entwürfe unter Einbeziehung der schon errichteten Mauern vor, die ebenso wie weitere Pläne, hier ein Verwaltungsgebäude zu errichten, aufgrund der erwarteten hohen Kosten unausgeführt blieben. 1870 ließ schließlich die preußische Regierung die Steine der Ruine abtragen und zum Bau der Gemäldegalerie benutzen. 1880 entstand auf einem Teil des Geländes das Regierungs- und Justizgebäude. Nach der Zerstörung im Jahr 1943 wurde hier zwischen 1955 und 1959 ein modernes Regierungsgebäude errichtet.
(UH)

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Grundsteinlegung zu Schloss Chattenburg in Kassel, 27. Juni 1820“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6145_grundsteinlegung-zu-schloss-chattenburg-in-kassel> (aufgerufen am 25.11.2025)

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