Erste Aufführung im Theater zu Napoleonshöhe (Wilhelmshöhe)

 

Ereignis

Was geschah

Da der seit 1807 in Kassel residierende König Jérôme von Westphalen (1784–1860) während der Sommermonate in dem damals „Napoleonshöhe“ genannten heutigen Schloss Wilhelmshöhe residierte und sich das Hoftheater in der Stadt Kassel befand, lag es für den theaterbegeisterten „König Lustik“ nahe, ein bequemer erreichbares Theater zu errichten. Die Planungen für ein neben dem Kirchflügel des Schlosses gelegenes Theatergebäude begannen im November 1808. Leo von Klenze (1784–1864), seit dem 1. Februar 1808 Hofarchitekt in Kassel, entwickelte mit diesem Bau sein erstes eigenständiges Projekt. Nach nur acht Monaten Bauzeit wurde das Theater am 4. Oktober 1810 eröffnet. Der für den sommerlichen Spielbetrieb ausgelegte Bau sollte anfangs nur der französischen Komödie und der komischen Oper vorbehalten sein und Raum für höfische Festivitäten bieten. Klenze entwickelte dafür einen längsrechteckigen eingeschossigen Pavillonbau mit einem Viersäulenportikus an der Längsseite und einem weiteren Portal an der zum Schloss hin ausgerichteten südlichen Schmalseite. Die reiche Innenausstattung, die möglicherweise unter Mitwirkung des Hofarchitekten Auguste Henri Victor Grandjean de Montigny (1776–1850) entstand, folgte dem von antiken Dekorationselementen geprägten französischen Empire-Stil. Da sich die Ansprüche an den Bau im Laufe der Planungen änderten, wurde die Bauausführung Heinrich Christoph Jussow (1754–1825) übertragen. Am Außenbau veränderte Jussow den ursprünglichen Entwurf von Klenze, indem er den Portikus weiter vom Gebäude abrückte und zwischen Kirchflügel und Theater eine hölzerne Verbindungsgalerie im chinoisen Stil errichten ließ. Diese wurde allerdings bereits 1813 abgebrochen. Nach dem Abzug der Franzosen blieb der Bau ungenutzt, bis Kurfürst Wilhelm II. (1777–1847) im Jahr 1822 den Theaterbetrieb wieder aufnahm. Die hohen Kosten und der schlechte Zustand erforderten den kompletten Umbau des Gebäudes, das in der Folge als Ballsaal genutzt werden sollte. In den Jahren 1828 bis 1830 wurde nach Plänen von Johann Conrad Bromeis (1788–1855) das Innere entkernt, ein komplett neuer Dachstuhl errichtet, die Fenster vergrößert und in gleichmäßigem Abstand gesetzt sowie der Portikus an die Schmalseite verlegt. Völlig erneuert wurde zudem die aufwendige Dekorationsmalerei nach französischem Vorbild, die von vielfältigen Arabesken, Grotesken, Blumengirlanden und zahlreichen exotischen Vögeln geprägt ist.
(UH)

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Erste Aufführung im Theater zu Napoleonshöhe (Wilhelmshöhe), 4. Oktober 1810“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6068_erste-auffuehrung-im-theater-zu-napoleonshoehe-wilhelmshoehe> (aufgerufen am 25.11.2025)

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