Eröffnung der „Neuen Bürgerschule“ (Musterschule) in Frankfurt
Ereignis
Was geschah
Am 18. April 1803 wird die von dem Präsidenten des lutherischen Konsistoriums Friedrich Maximilian von Günderrode (1753–1824) und dem Senior des lutherischen Predigerseminars Wilhelm Friedrich Hufnagel (1754–1830) gegründete „Neue Bürgerschule“ in Frankfurt am Main eröffnet. Die nach den Lehrmethoden des Pädagogen Friedrich Heinrich Pestalozzi (1746–1827) aufgebaute Realschule, die das rückständige städtische Schulwesen reformieren sollte, erhielt im darauffolgenden Jahr den Namen „Musterschule“.
Erster Lehrer der Musterschule war Friedrich Vertraugott Klitscher (1772–1809), ein Anhänger Pestalozzis ebenso wie Gottlieb Anton Gruner (1778–1844), der zwischen 1805 und 1810 die Schule leitete. 1805/06 war hier kurzzeitig Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852) als Lehrer tätig. Von 1820 bis 1847 unterrichtete hier der Pestalozzi-Schüler Wilhelm Heinrich Ackermann (1789-1848), ein in Frankfurt besonders geschätzter Pädagoge. Von Anfang an wurden in der neuartigen Schule, die auch realkundliche Fächer in den Lehrplan aufnahm, Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Nach der Wiederherstellung der Freien Stadt Frankfurt wurde die Musterschule 1819 in eine staatliche Lehranstalt umgewandelt. Von 1867 bis 1894 war Friedrich Eiselen(1825–1917) Direktor der Musterschule. Er stellte die Schule auf das preußische Schulsystem um und erreichte 1873 deren Anerkennung als „Realschule 1. Ordnung“.
Das erste Schulhaus für die anfangs neun Schüler lag in der Rotkreuzgasse, 1806 wurde der Unterricht in die Große Friedberger Gasse verlegt. Die Schülerzahlen stiegen rasch an, 1812 waren es 350 und 1819 bereits 555 Schüler, davon 212 Mädchen. Als 1876 die Zahl der Schüler und Schülerinnen auf 1.200 angewachsen war, wurde eine separate Mädchenschule (Elisabethenschule) eingerichtet.
Berühmte Schüler waren unter anderem der Kaufmann und Politiker Alexander Scharff (1816–1900), der Chemiker Arthur von Weinberg (1860–1943) und der Schriftsteller Nachum Goldmann (1895–1982), der 1936 den Jüdischen Weltkongress mitbegründete.
Die Musterschule in Frankfurt ist heute ein „Schulisches Zentrum für musikalische Bildung und Begabtenförderung“.
(UH)
Bezugsrahmen
Indizes
Personen
- Fröbel, Friedrich
- Goldmann, Nahum
- Gruner, Gottlieb Anton
- Hufnagel, Wilhelm Friedrich
- Klitscher, Friedrich Vertraugott
- Scharff, Constantin Alexander
- Weinberg, Arthur von
- Günderrode, Friedrich Maximilian von (1753-1824)
- Pestalozzi, Johann Heinrich
- Ackermann, Wilhelm Heinrich
- Eiselen, Friedrich
Sachbegriffe
Nachweise
Literatur
- Picard, Tobias, „...in demselben Institut eine höhere Real- und eine gelehrte Schule zu vereinigen suchen.“ Das städtische Gymnasium und die Frankfurter Schulreformen 1790–1820, in: Bernhard Mieles u. a. (Hrsg.), „Nachforschung der Wahrheit“. Von der alten Lateinschule zum Lessing-Gymnasium in Frankfurt am Main, Festschrift zum 500-jährigen Jubiläum der Schule 2020, S. 199-228.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 196
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Musterschule (eingesehen am 18.4.2025)
Kalender
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Personen
- Hessische Biografie: Ackermann, Wilhelm Heinrich
- Hessische Biografie: Goldmann, Nahum
- Hessische Biografie: Gruner, Gottlieb Anton
- Hessische Biografie: Günderrode, Friedrich Maximilian von (1753-1824)
- Hessische Biografie: Hufnagel, Wilhelm Friedrich
- Hessische Biografie: Klitscher, Friedrich Vertraugott
- Hessische Biografie: Scharff, Constantin Alexander
- Hessische Biografie: Weinberg, Arthur von
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung der „Neuen Bürgerschule“ (Musterschule) in Frankfurt, 18. April 1803“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6016_eroeffnung-der-neuen-buergerschule-musterschule-in-frankfurt> (aufgerufen am 26.11.2025)
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