Schatzung der hanauischen Juden

HStAM Protokolle Nr. II Hanau A 2  
Laufzeit / Datum
1563 Juli 28 - 1564 Februar 5
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

Die zu Assenheim, Hanau, Hochstadt, Kesselstadt, Marköbel, Münzenberg, Ostheim, Rumpenheim und Windecken lebende hanauische Judenschaft ist zum 28. Juli 1563 nach Windecken geladen und aufgefordert worden, der Herrschaft binnen sechs Wochen 1000 fl. zur Begleichung der durch die Erhebung von Reichs- und Türkensteuern entstandenen Schulden zu bezahlen. Die Assenheimer und Münzenberger Juden sollen diese Zahlungsaufforderung jedoch geheimhalten, damit sie von den Mitherren beider Orte nicht in ähnlicher Weise beschwert werden. Als sie geltend machen, daß sie Plünderungen und Pfändungen zu fürchten haben, falls die Mitherren von der Schatzung erfahren, werden sie angewiesen, bei Befragungen jegliche Zahlung abzustreiten. Außerdem wird ihnen ihrer besonderen Lage wegen eine getrennte Besteuerung zugesagt. Die zwölf Münzenberger Juden, "darvon 6 wolhebendigk" sind, sollen 300 fl. geben, doch wird diese Forderung später auf 200 fl. ermäßigt. Als sie auch dann noch erklären, nur 100 fl. geben zu können, werden sie angewiesen, der Kanzlei eine Bittschrift einzureichen. Den acht Assenheimer Juden werden, weil ihre Außenstände [von den Mitherren] mit Arrest belegt sind, 100 fl. von den verlangten 200 fl. erlassen. Sie selbst bieten allerdings nur 50 fl. Die Juden der anderen Orte sollen zusammen 600 fl. bezahlen, doch wird diese Forderung auf ihr Bitten auf 400 fl. ermäßigt.
Als die Windecker Juden verlangen, daß die Judenschaft insgesamt und unter Einschluß der Assenheimer und Münzenberger Juden besteuert wird, wird der insgesamt zu zahlende Betrag auf 600 fl. festgesetzt und den Juden freigestellt, sich über ihre Anteile untereinander zu einigen.
Am 1. August klagen die Juden Gräfin Helene, daß sie keineswegs so "wolhebig" sind wie man vielleicht glaubt, und bitten sie, sich bei den Vormündern dafür zu verwenden, daß die ihnen abverlangte Summe ermäßigt wird. Sie erklären, daß sie vor etwa fünf Jahren mit großer Mühe 200 fl. zur Schatzung aufgebracht haben. Auch hat Graf Philipp in Ansehung, daß vor allem die Windecker Juden "gantz hoch mit taeglicher fron mit außrichtungen unserer selbst personen oder durch botten, auch anderer beschwerden beladen seint" von den Juden immer nur dann eine Steuer erhoben, wenn auch die Christen geschatzt wurden. Die Münzenberger Juden geben zu bedenken, daß Abgaben aller Art und Steuern bei ihnen nie allein von den Grafen von Hanau, sondern stets auch von den Mitherren verlangt werden. Kann die Abgabe nicht ganz erlassen werden, sind die Juden zur Zahlung von 350 fl. bereit, "welche dan, wiß got der almechtige, uns hochbeschwerlichen zu bekomen sein werden."
Am 2. August schickt Gräfin Helene diese Supplik an Graf Johann von Nassau und bittet, sich mit einer Zahlung von 400 fl. zu begnügen, da die Juden mehr nicht aufbringen können.
Am 13. August empfiehlt Graf Johann Gräfin Helene, sich zunächst an den Mitvormund Graf Philipp von Hanau-Lichtenberg zu wenden, ohne dessen Zustimmung er den gefaßten Beschluß nicht ändern kann.
Bei den vom 2. bis 5. Februar 1564 zwischen Graf Johann von Nassau und den hanauischen Räten geführten Verhandlungen wird unter anderem beschlossen, daß die Grafen von Isenburg, Königstein und Solms um Anerkennung der hanauischen Rechte an den Juden zu Assenheim, Friedberg und Münzenberg gebeten werden sollen. Weigern sie sich, soll um die Hilfe des Kaisers nachgesucht werden. Die Bitte der Juden, ihnen an der geforderten Zahlung von 600 fl. einen Nachlaß von 200 fl. zu gewähren, wird abgelehnt, doch erhalten sie auf Fürsprache von Gräfin Helene zwei Jahre Zeit, um die noch ausstehenden 200 fl. zu bezahlen.

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Schatzung der hanauischen Juden“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/6455_schatzung-der-hanauischen-juden> (aufgerufen am 26.11.2025)

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