Briefwechsel zwischen Landgraf Wilhelm und dem Juden Joseph zum goldenen Schwan zu Frankfurt

HStAM 4 b Hofhaltung Nr.  
Laufzeit / Datum
1565 November 6 - 1566 Januar 30
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

Der Frankfurter Jude Joseph zum goldenen Schwan, den der hessische Kämmerer davon unterrichtet hat, daß der Landgraf ihn in Marburg zu sehen wünscht, bittet Landgraf Wilhelm am 6. November um eine schriftliche Bestätigung, daß seine Anwesenheit in Marburg erforderlich ist, da es ihm zur Zeit "gefährlich und sorgsam" erscheint zu reisen. Der Knecht, den der Kämmerer zu Josephs Begleitung mitgebracht hat, hält sich einstweilen in Darmstadt auf 1#Josephs Schreiben tragen alle sein eigenes Verschlußsiegel.. Am 15. November bestellt Landgraf Wilhelm bei Joseph 3 Ellen Silberstuck, 2 Pfund Steppseide und 6 Pfund Unzen Silber. Außerdem soll er einen innen und außen vergoldeten Silberbecher für ungefähr 40 fl., die Mark zu 14 fl. gerechnet, bereithalten, den der Landgraf in Kürze zusammen mit den zwei Becherlein für 30 fl. holen lassen will.
Joseph antwortet am 17. November, daß er die Trinkgeschirre bereithält. Von der sonstigen Bestellung ist zur Zeit nur die Steppseide in Frankfurt zu haben, doch wird er das andere beschaffen und dann alles zusammen abschicken. Am gleichen Tage beauftragt der Landgraf Joseph dafür zu sorgen, daß das bei einem Frankfurter Goldschmied in Auftrag gegebene landgräfliche Siegel gut geschnitten und rechtzeitig fertiggestellt wird. Auch soll Joseph dem Rat der Stadt Frankfurt ein landgräfliches Schreiben übergeben mit der Bitte, auch seitens der Stadt den Goldschmied zur fristgerechten Lieferung anzuhalten.
Joseph schickt Landgraf Wilhelm am 20. November einen ersten Siegelabdruck zur Begutachtung und versichert, daß die Arbeit am 24. November geliefert werden soll, weshalb er das Schreiben an den Rat der Stadt vorerst zurückgehalten hat.
Am 23. November befiehlt Landgraf Wilhelm Joseph erneut, sich um die Arbeit des Goldschmieds zu kümmern, und erinnert an seinen Auftrag vom 15. November.
Am 27. November bittet Joseph Landgraf Wilhelm, seinem Sekretär, wenn er ihn zur Abholung des Siegels nach Frankfurt a.M. schickt, zwei "carthaplankha" mit seiner Unterschrift mitzugeben, die der Sekretär nach Rücksprache mit Joseph zu Schreiben an den Erzbischof von Köln und den Grafen von Sayn verwenden soll, bei denen Joseph noch Außenstände hat. Mit dem Briefboten schickt Joseph Landgraf Wilhelm auch "ein stahl vom silber zu sehen haben, ob es zu rain oder zu grob" sowie die beiden bestellten Becherlein, die 27 Lot wiegen, und ein verdecktes Geschirr von 28 Lot.
Am 2. Dezember dankt Landgraf Wilhelm Joseph für seine Mühe wegen des Siegels, die übersandten Becher und den Silberstahl, der ihm sehr gut gefällt. Er erinnert an Steppseide und Silberstuck. Wenn Joseph ihm eine genaue Aufstellung seiner Forderungen an den Erzbischof zu Köln und den Grafen von Sayn schickt, will sich Landgraf Wilhelm für ihn verwenden, doch lehnt er es ab, ihm die erbetenen Blankoformulare zu überlassen. Der Landgraf empfiehlt allerdings, die Sache bis zum nächsten Reichstag ruhen zu lassen, da sich der Kurfürst von der Pfalz zu mündlicher Vermittlung erboten hat und dabei vermutlich mehr erreichen wird als Joseph mit vielem Schreiben und Schicken.
Joseph läßt sich jedoch nicht abhalten, Landgraf Wilhelm am 9. Dezember die Entwürfe zu den von ihm erbetenen Schreiben an den Erzbischof und den Grafen von Sayn zu übersenden. Dem Erzbischof wird darin vorgeworfen, daß man Joseph zehn Wochen lang in Köln hingehalten hat, ohne ihn zu bezahlen. Dem Grafen von Sayn soll gedroht werden, daß, falls Landgraf Philipp erfährt, daß Joseph, für den er sich bereits früher eingesetzt hat, noch immer nicht bezahlt ist, er, "dieweil er nun alters halben was wunderlich und unmuthig, erzurnen und euch villeicht unglimpffen erheben" könnte. Man wird Landgraf Philipp daher diese Nachricht noch vierzehn Tage vorenthalten, damit der Graf Joseph inzwischen zufriedenstellen kann.
Landgraf Wilhelm teilt Joseph am 12. Dezember mit, daß er etwas gemäßigtere Schreiben hat abfassen lassen, da ihm die zugesandten Entwürfe "an ettlichen ortten etwas zu hart und scharpf gestellet" schienen. Er mahnt den bestellten Silberstuck an und schickt den großen Becher zurück. Die beiden kleinen will er behalten.
Da Joseph seinen Zollfreiheitsbrief verloren hat, "welchs wir nicht gerne vernehmen", erhält er für sich, seinen Sohn Hirsch und ihre Diener einen neuen mit der Mahnung, künftig besser aufzupassen 2#Das den Akten beiliegende Konzept des Zollfreiheitsbriefes trägt das Datum vom 26. November 1565..
Am 14. Dezember dankt Joseph für die landgräflichen Schreiben an den Erzbischof von Köln und den Grafen von Sayn sowie für das ihm übersandte Bier und schickt die bestellte Seide.
Am 21.Dezember bestellt Landgraf Wilhelm bei Joseph schwarze, gelbe und weiße Trompeterseide, geschlagenes Gold und Silber, Saiten für fünf neue welsche Geigen und verschiedene Farben. Außerdem fragt er nach der Rechnung für die kürzlich zugesandte schwarze Seidenschnur und mahnt den Silberstuck an. Joseph antwortet am 25. Dezember, daß er den Silberstuck täglich aus Nürnberg erwartet, und schickt die bestellten Waren mit Ausnahme der Trompeterseide, die ihm zu teuer erschienen ist .
Am 22. Januar 1566 bestellt Landgraf Wilhelm den Silberstuck ab, weil er für die geplanten Arbeiten zu spät kommen würde.
Am 30. Januar fordert der Landgraf Joseph auf, ihm, sofern er etwas "sonders und seltzames von hubscher goldtarbeit (ausserhalb der hangenden cleinoter, deren wir dan itziger zeit gnueg haben)" anzubieten hat, durch seinen Sohn oder einen Diener Armbänder, Gürtel, Medaillen, Ringe oder dergleichen im Wert von 40 bis höchstens 100 fl. zuschicken soll.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Briefwechsel zwischen Landgraf Wilhelm und dem Juden Joseph zum goldenen Schwan zu Frankfurt“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/4114_briefwechsel-zwischen-landgraf-wilhelm-und-dem-juden-joseph-zum-goldenen-schwan-zu-frankfurt> (aufgerufen am 25.11.2025)

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