Irrungen zwischen der Jüdin Frommeth aus Windecken und ihren Brüdern
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Regest
Irrungen zwischen der Jüdin Frommeth aus Windecken und ihren Brüdern
Am 19. Oktober 1562 stellen Frommeth und ihr Mann, der Jude Samuel aus Neustadt an der Saale, Frommeths Bruder Gumprecht zu Windecken eine förmliche Vollmacht aus, die ihn zur Eintreibung von Frommeths Außenständen in der Grafschaft Hanau berechtigt und am 16. November vom Landgericht Hanau als gültig anerkannt wird.
Später bittet Frommeth Gumprecht, sich mehr als bisher um die Eintreibung der Außenstände zu kümmern und dafür zu sorgen, daß das Geld beieinander bleibt, "undt thun nit, wie du vor gethan hast, wurt dir nit mein ein so hingehn". Er soll das Geld bei ihrem Bruder Simon hinterlegen und, sobald 100 oder 90 fl. zusammen sind, sie auf einmal zu Frommeth bringen, "so wurt man wiederlustig". Zur Zeit ist Frommeths Mann erzürnt über Gumprecht und glaubt nicht mehr an seinen guten Willen. Frommeth bittet den Bruder, sich um ihren Sohn zu kümmern, damit er etwas lernt, und darauf zu achten, daß er keinen Mangel leidet und "das er nit erfrir". Sie verspricht, wenn Gumprecht kommt, ein Paar Leibtücher herauszusuchen und sie ihm mitzugeben
Am 14. Juni 1564 vergleichen sich Gumprecht, Aschers Sohn, und seine Frau Kele, Meyers Tochter, im Beisein von Gumprechts Brüdern Simon und Joseph mit Gumprechts Schwester Frommeth, Aschers Tochter. Gumprecht verspricht Frommeth, seine Schulden in Höhe von 60 fl. in Raten von 10 fl. jährlich zur Frankfurter Messe zurückzuzahlen. Dagegen ermächtigt Frommeth Gumprecht erneut, ihre im einzelnen aufgelisteten Außenstände einzutreiben. Er soll das Geld Simon abliefern, darf aber ein Fünftel der Summe für sich behalten. Bei der Eintreibung etwa entstehende Kosten sollen Gumprecht und Frommeth je zur Hälfte tragen.
In einem Brief an seine Mutter Brentlen entschuldigt Simon zu Rüsselsheim sein langes Schweigen damit, daß er "nicht fast uffrichtig" [krank ?] ist, einen notwendigen Gang nach Ginsheim (Kinstheim) machen mußte und im Ungewissen war, ob sich Brentlen noch in Frankfurt aufhält. Von seinen Gästen unbemerkt hat er gehört, wie diese davon sprachen, "Frommeth sei, Gott het lob, wieder ledigk". Er berichtet, daß sich die Brüder Gumprecht (Jümppericht) und Joseph (Jösübkhen) gestritten haben, weil Joseph die zwischen Frommeth und Gumprecht geschlossenen Verträge in Friedberg an sich ebracht hat und nicht wieder herausgeben will. Simons kleiner [Sohn] ist krank und auch Ahnschil, der am Sonntag nach Frankfurt sollte, ist am Samstag liegen geblieben. Simon bestellt Grüße an seinen Sohn Simon, verspricht, bald Geld zu schicken und bittet, ihm ein Buch Frankfurter Papier oder, wenn das nicht zu haben ist, Ochsenkopfpapier zu besorgen, da er keines mehr im Haus hat.
Archivangaben
Altsignatur
86 Hanauer Nachträge Nr. 28034 Bl. 10-13, 16, 52.
Arcinsys-ID
Archivkontext
Indizes
Personen
- Fromut (Frommeth), aus Windecken, später zu Neustadt an der Saale und Meineweh, Tochter des Ascher und der Brentle, Schwester von Gumprecht, Joseph und Simon, verheiratet mit 1. Elias aus Schleusingen, 2. Samuel aus Neustadt a. d. Saale, später zu Meineweh
- Anselm (Ascher), aus Deutz, zeitweise zum goldenen Hirsch in Frankfurt am Main und in Windecken, verheiratet mit Brendle, Vater von Frommeth, Gumprecht, Joseph und Simon
- Samuel, zu Neustadt a. d. Saale, später zu Meineweh, Sohn des Jacob, verheiratet mit Frommeth aus Windecken
- Gumprecht, zu Windecken, Sohn des Ascher und der Brentle, Bruder von Frommeth, Joseph und Simon, verheiratet mit Meirs Tochter Kele
- Simon Anschel gen. Schwindläufer, aus Deutz zu Windecken, später zu Rüsselsheim, Sohn des Anschel aus Deutz zum Hirsch zu Frankfurt am Main, Vater des Anselm, Salomon und Simon
- Simon, zu Rüsselsheim, Sohn des Simon Anschil, Bruder von Anschil und Salomon
- Meir (Meyer), erwähnt zu Windecken, Vater der Kele
- Joseph, zu Windecken, später in Friedberg, Sohn des Ascher und der Brentle, Bruder von Frommeth, Gumprecht und Simon
- Brendle (Brentlen), zum Hirsch zu Frankfurt am Main, später in Windecken, Deutz und Schleusingen, verheiratet mit Anselm, Mutter von Frommeth, Gumprecht, Joseph und Simon
- Anselm (Ahnschil), zu Rüsselsheim, Sohn des Simon Anschil Schwindläufer zu Windecken, Schwiegersohn des Hayum Sacka ebenda
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Sachbegriffe
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Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
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„Irrungen zwischen der Jüdin Frommeth aus Windecken und ihren Brüdern“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3941_irrungen-zwischen-der-juedin-frommeth-aus-windecken-und-ihren-bruedern> (aufgerufen am 25.11.2025)
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