Gräfin Emilie von Görlitz verfügt testamentarisch die Gründung der „Balserischen Stiftung“

Am 1. Juni 1846 verfügt die aus Frankfurt am Main stammende, karitativ engagierte Gräfin Emilie von Görlitz (1801–1847), Gattin des Großherzoglichen Geheimrats Friedrich Wilhelm Graf von Görlitz (1795–1862) testamentarisch die Gründung der „Balserischen Stiftung“, benannt nach dem kurz zuvor verstorbenen renommierten Augenarzt und Chirurgen Prof. Wilhelm Balser (1780–1846), der seit 1832 Direktor der Akademischen Klinik am Seltersberg in Gießen war. Hauptzweck der gemeinnützigen Stiftung sollte die Behandlung minderbemittelter Personen mit Augenkrankheiten, Krebs- und Knochenkrankheiten sein. Aufgrund des gewaltsamen frühen Todes der Gräfin 1847 in Darmstadt – einem aufsehenerregenden Kriminalfall, bei dessen langwierigem Gerichtsprozess Prof. Justus von Liebig (1803–1873) als Gutachter auftrat – wurde die Stiftung im Oktober 1847 begründet, das Stiftungsvermögen konnte aber erst 1862 nach dem Tod des Ehegatten ausgezahlt werden. Erster Stiftungsvorstand war Prof. Alexander Winther (1812–1871), der Schwiegersohn Wilhelm Balsers. 1869 fand die Grundsteinlegung für den Bau des Krankenhauses „Balserische Stiftung“ in der Wilhelmstraße in Gießen statt, das am 5. Januar 1874 eröffnet wurde. Die Klinik verfügte zunächst über sechs Betten; 1895 waren es 30 Betten bei jährlich ungefähr 300 stationären Kranken. Seit 2012 ist die Klinik mit dem benachbarten St. Josefs-Krankenhaus zusammengeschlossen.
(UH)

• Haupt/Lehnert, Chronik der Universität Gießen von 1607–1907, Gießen 1907, S. [37]

• HStAD, G 11, 78/3, Gießen, Balserische Stiftung seitens der Gräfin v. Görlitz
• Wikipedia: Balserische Stiftung (eingesehen am 19.12.2024)

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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