Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus

 
Epoche
Kaiserreich
Themenbereich
Politik

Ereignis

Was geschah

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus werden erneut die Konservativen – trotz leichter Verluste – mit 128 von 433 Mandaten stärkste Kraft (1885: 133). Zweitstärkste Kraft bleibt die katholische Zentrumspartei, die einen Sitz verliert und nun 97 Abgeordnete stellt. Deutliche Zugewinne können die Nationalliberalen verbuchen, die 19 Mandate hinzugewinnen und nun über 90 Sitze im Abgeordnetenhaus verfügen. Während die Deutsche Reichspartei leicht hinzugewinnt (70 gegenüber 67 Mandaten 1885), verliert die Deutschfreisinnige (ehemals Fortschrittspartei) erneut deutlich (29 statt 44 Sitze 1885, 1882 waren es noch 61).1 Auch in der Provinz Hessen-Nassau verliert die Fortschrittspartei nochmals deutlich: 1882 kamen noch zehn der 26 Mandatsträger der Provinz von den Fortschrittlichen, 1885 waren es sechs, dieses Mal sind es nur noch zwei. Stärkste Kraft werden erstmals seit 1876 wieder die Nationalliberalen, die elf der 26 Mandate erringen. Die Konservativen verlieren einen Sitz, Reichspartei (zwei) und Zentrumspartei (vier Mandate) bleiben unverändert.2 In den Wahlkreisen der heute auf dem Gebiet des Landes Hessen liegenden Teile der Provinz Westfalen (Wahlkreis Arnsberg 1) und der Rheinprovinz (Wahlkreis Wetzlar) erringen erneut ein Frei- und ein Deutschkonservativer die Mandate.3

Gewählte Abgeordnete

Bei der Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus wird in jedem Wahlkreis nach absolutem Mehrheitswahlrecht (Persönlichkeitswahl) ein Abgeordneter gewählt.

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Kassel

Althaus, Carl Wilhelm (1822–1907); Deutschkonservative; Regierungsrat; Kassel; Wahlkreis 4: Kassel-Land – Witzenhausen Baumbach-Roppershausen, Ferdinand von (1851–1912; Deutschkonservative); Rittergutsbesitzer; Großroppershausen/Kreis Ziegenhain; Wahlkreis Kassel 8: Homberg – Ziegenhain Christen, Hermann (1841–1919; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Rittergutsbesitzer; Werleshausen/Kreis Heiligenstadt; Wahlkreis Kassel 5: Eschwege – Schmalkalden Enneccerus, Dr. jur. Ludwig (1843–1928; Nationalliberale Partei); Professor der Rechte; Marburg; Wahlkreis Kassel 3: Kassel-Stadt Gößmann, Ferdinand (1840–1921; Zentrumspartei); Amtsrichter; Brgen/Kreis Hanau; Wahlkreis Kassel 12: Fulda Knobel, Heinrich (1830–1894; Deutschkonservative); Bürgermeister; Ehlen/Kreis Wolfhagen; Wahlkreis Kassel 2: Hofgeismar – Wolfhagen Nöll, Christian (1826–1889; Deutschkonservative); Gutsbesitzer, Posthalter; Gudensberg/Kreis Fritzlar; Wahlkreis Kassel 7: Melsungen – Fritzlar4 Oetker, Karl (1822–1893); Rechtsanwalt; Berlin; Nationalliberale Partei; Wahlkreis Kassel 1: Rinteln Riedesel zu Eisenbach, Wilhelm Freiherr (1850–1919; Deutschkonservative); Landrat; Gelnhausen; Wahlkreis Kassel 13: Schlüchtern – Gelnhausen5 Riesch, Friedrich (1840–1912; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Landrat; Frankenberg (Eder); Wahlkreis Kassel 9: Kirchhain – Frankenberg Schmitt, Maximilian Joseph (1834–1889; Zentrumspartei); Amtsgerichtssekretär; Batten/Kreis Gersfeld; Wahlkreis Kassel 11: Hünfeld – Gersfeld6 Seyfarth, Ferdinand (1818–1901; Deutschkonservative); Landwirt; Friedrichshütte/Kreis Rotenburg; Wahlkreis Kassel 6: Rotenburg – Hersfeld Stiernberg, Ludwig von (1835–1913; Deutschkonservative); Amtsgerichtsrat; Marburg; Wahlkreis Kassel 10: Marburg Zimmermann, Jacob Friedrich (1831–1894; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Hanau; Wahlkreis Kassel 14: Hanau

Provinz Hessen-Nassau – Regierungsbezirk Wiesbaden

Bork, Eduard (1833–1893; Nationalliberale Partei); Landgerichtsrat; Marburg; Wahlkreis Wiesbaden 1: Biedenkopf7 Born, Heinrich Christian (1847–1897; Nationalliberale Partei); Landwirt, Bürgermeister; Erbenheim/Kreis Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 8: Wiesbaden-Land – Höchst Cahensly, Peter Paul Simon (1838–1923; Zentrumspartei); Kaufmann; Limburg an der Lahn; Wahlkreis Wiesbaden 5: Limburg Grimm, Dr. jur. Julius (1821–1911; Nationalliberale Partei); Privatier; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 2: Oberwesterwald – Dillkreis Heineken, Frédérik (1839–1897; Nationalliberale Partei); Privatier; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 10: Obertaunuskreis – Frankfurt/Main-Land Hergenhahn, August von (1830–1903; Nationalliberale Partei); Polizeipräsident a.D.; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt/Main-Stadt8 Lieber, Dr. jur. utr. Ernst (1838–1902; Zentrumspartei); Privatier; Camberg/Kreis Limburg; Wahlkreis Wiesbaden 3: Unterwesterwaldkreis – Westerburg Lotichius, Dr. phil. Eduard (1847–1908; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Sankt Goarshausen; Wahlkreis Wiesbaden 7: Rheingaukreis – Meisenheim – Sankt Goarshausen Metzler, Albert (1839–1918; Nationalliberale Partei); Bankier; Frankfurt am Main; Wahlkreis Wiesbaden 11: Frankfurt/Main-Stadt Schaffner, Wilhelm (1822–1907; Nationalliberale Partei); Fabrikant; Diez/Unterlahnkreis; Wahlkreis Wiesbaden 4: Unterlahnkreis Wirth, Friedrich Christian (1826–1895; Deutschfreisinnige Partei); Landesdirektor a.D.; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 6: Oberlahnkreis – Usingen9 Wißmann, Eduard (1824–1899; Deutsche Fortschrittspartei); Landgerichtsrat; Wiesbaden; Wahlkreis Wiesbaden 9: Wiesbaden-Stadt – Untertaunuskreis10

Provinz Westfalen – Regierungsbezirk Arnsberg

Achenbach, Heinrich von (1829–1899; Freikonservative/Deutsche Reichspartei); Vortragender Rat; Berlin; Wahlkreis Arnsberg 1: Wittgenstein – Siegen

Rheinprovinz – Regierungsbezirk Koblenz

Solms-Braunfels, Hermann Prinz zu (1845–1900); Deutschkonservative; Hauptmann a.D.; Schloss Braunfels/Kreis Wetzlar; Wahlkreis Koblenz 1: Wetzlar
(LV)

Bezugsrahmen

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 55.
  2. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 79.
  3. Die politische Zusammensetzung ändert sich im Laufe der Legislaturperiode leicht zugunsten der Deutschfreisinnigen, die mit Friedrich Schenck und Karl Ludwig Funck 1892 zwei zusätzliche Mandate in Ersatzwahlen erringen können.
  4. Nöll verstarb während der Legislaturperiode am 23. Juli 1889. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 7. Oktober 1889 setzte sich der Fabrikant Franz Gleim (1842–1911; Nationalliberale Partei) aus Melsungen im ersten Wahlgang durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 653.
  5. Am 5. April 1889 wurde das Mandat Riedesels für ungültig erklärt. In der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl setzte er sich gegen den Landesbauinspektor Hermann Wohlfarth (1847–1926) aus Gelnhausen durch und behielt das Mandat. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 668.
  6. Schmitt verstarb während der Legislaturperiode am 6. Juni 1889. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 11. November 1889 setzte sich der Buchdruckereibesitzer Friedrich Dasbach (1846–1907; Zentrumspartei) aus Trier im ersten Wahlgang durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 663.
  7. Bork schied nach dem 23. Juni 1892 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl vom 14. November 1892 wurde der Amtsgerichtsrat Wilhelm Seyberth aus Siegen (Nationalliberale Partei) einstimmig zum Abgeordneten gewählt. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 702.
  8. Hergenhahn schied nach dem 20. Juni 1891 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Bei der daraufhin am 12. Januar 1892 durchgeführten Ersatzwahl setzte sich Stadtrat Otto Grimm (1855–1925; Nationalliberale Partei) im ersten Wahlgang knapp (mit 251 zu 237 Stimmen) gegen den Lederhändler Karl Ludwig Funck (1852–1918; Deutschfreisinnige Partei) durch. Grimms Mandat wurde am 24. Mai 1892 für ungültig erklärt, was eine erneute Ersatzwahl am 13. Oktober 1892 nötig machte, bei der sich nun Funck mit 283 zu 254 Stimmen knapp gegen Grimm durchsetzte. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 674.
  9. Wirth schied am 20. Februar 1891 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 6. Mai 1891 setzt sich im dritten Wahlgang der konservative Landrat des Kreises Usingen Dr. jur. August Beckmann (1852–1914) durch. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 694.
  10. Wißmann schied nach dem 23. Juni 1892 aus dem Abgeordnetenhaus aus. Bei der daraufhin durchgeführten Ersatzwahl am 14. November 1892 errang der Genossenschaftsanwalt Friedrich Schenck (1827–1900; Deutschfreisinnige Partei) aus Berlin das Mandat. Vgl. Kühne, Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten, Düsseldorf 1994, S. 677.

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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„Wahl zum Preußischen Abgeordnetenhaus, 30. Oktober 1888“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7542_wahl-zum-preussischen-abgeordnetenhaus> (aufgerufen am 25.11.2025)

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