Gründung des „Philanthropin“ in Frankfurt

 

Ereignis

Was geschah

Auf Anregung des Bankiers Mayer Amschel Rothschild (1743–1812) gründet dessen Prokurist Siegmund Geisenheimer (1775–1828) im Januar 1804 mit gleichgesinnten Freunden einen Verein zur Errichtung einer Freischule „Jüdisches Philanthropin“ in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main, die bereits im Herbst desselben Jahres den Betrieb aufnehmen konnte. Die erste öffentliche Prüfung von acht Schülern erfolgte am 6. Januar 1805. Zum Hauptlehrer und späteren Direktor wurde im Oktober 1806 der Pädagoge Dr. Michael Hess (1782–1860) berufen. Zudem unterrichtet dort ab 1807 der Historiker und Philosoph Franz Joseph Molitor (1779–1860). Ganz im Sinne der Aufklärung und Emanzipation stand die Idee einer säkularen jüdischen Bildung im Vordergrund. 1810 wurde auch eine „Töchterschule“ für jüdische Mädchen eingerichtet. Im Jahr 1813 bekam die nun anerkannte „Real- und Volksschule der Israelitischen Gemeinde“, die jetzt über 200 Schüler zählte, eine neue Unterkunft in dem von der Stadt angekauften Kompostellhof, wo 1828 eine neue Synagoge errichtet wurde. Da die räumlichen Verhältnisse im Kompostellhof um 1840 für die inzwischen über 400 Schüler zu eng geworden waren, wurde ein neues Schulhaus nach den Plänen des Mainzer Provinzialbaumeisters für Rheinhessen Ignaz Opfermann (1799–1866) auf dem ehemaligen Holzhof in der Rechneigrabenstraße erbaut. 1845 konnte das geräumige, dreigeschossige Gebäude von der Realschule, der höheren Mädchenschule und der Volksschule des Philanthropin bezogen werden. Neuer Direktor wurde 1855 Dr. Sigismund Stern (1812–1867), ein Anhänger der jüdischen Reformbewegung. Als eine der ersten Schulen in Frankfurt erhielt die jüdische Schule 1860 eine Turnhalle, die 1881/82 durch ein neues Gebäude ersetzt wurde, das neben der Turnhalle auch eine Vorschule und eine Direktorenwohnung enthielt. Von 1861 bis 1870 wirkte hier unter anderem der Sprachforscher Lazarus Geiger (1829–1870) als Lehrer. Im Jahre 1877 hatte das Philanthropin schließlich etwa 900 Schüler und konnte als Realschule von Christen und Juden gleichermaßen besucht werden. Zu diesem Zeitpunkt war der Historiker Dr. Hermann Baerwald (1828–1907) Direktor, der die Schule von 1868 bis 1899 leitete.
(UH)

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Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Gründung des „Philanthropin“ in Frankfurt, Januar 1804“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6028_gruendung-des-philanthropin-in-frankfurt> (aufgerufen am 25.11.2025)

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