Bildung des Länderrats in der Amerikanischen Zone
Ereignis
Was geschah
Auf Veranlassung der Militärregierung wird in der amerikanischen Zone (Groß-Hessen, Bayern, Württemberg-Baden) ein Länderrat gebildet. Als Koordinierungsstelle soll er die Zusammenarbeit der drei Länder vorantreiben, „als Ersatz für die im Potsdamer Abkommen zwar vorgesehenen, aber immer noch nicht geschaffenen gesamtdeutschen Zentralverwaltungen“.1 Der Länderrat erhält seinen Sitz in Stuttgart. Vorsitzender wird der Ministerpräsident von Württemberg-Baden, Dr. Reinhold Maier (1889–1971; Demokratische Volkspartei). Seinem ständigen Direktorium gehören die Länderratsbevollmächtigten sowie die Sonderbeauftragten der Länder am Sitz der Landesregierungen an. Als hessischen Vertreter entsendet Ministerpräsident Karl Geiler (1878–1953) Staatssekretär Walter Strauß (1900–1976; CDU), der „nachfolgend zu einer der wichtigsten politischen Persönlichkeiten Hessens bei der staatlichen Fortentwicklung in den Westzonen werden sollte“.2
Obgleich die neue Institution weitreichende Befugnisse in der Verkehrs-, Wirtschafts- und Ernährungspolitik erhält, stellt die US-Militärregierung fest, dass der Länderrat nicht als autonome Zonenregierung anzusehen sei.3 In seiner Arbeit müssen die Interessen der Länder mit den zonalen Erfordernissen zum Ausgleich gebracht werden. Nach den Wahlen zur Verfassungberatenden Landesversammlung am 30. Juni 1946 fordern die hessischen Parlamentarier Einfluss auf den Länderrat. Ein parlamentarischer Beirat wird allerdings erst im März 1947 eingerichtet, als der Länderrat im Zuge der Bildung der Bizone bereits an Gewicht verliert.
Die Bedeutung des Länderrats liegt für Hessen darin, dass er ein „Gefühl der Zusammengehörigkeit [schuf], das ein Auseinanderleben der Länder überwinden half“4 und einen äußeren Druck erzeugte, der das Zusammenwachsen und die Konsolidierung des Landes Hessen beförderte.
(CP)
Bezugsrahmen
Indizes
Personen
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Sachbegriffe
- Amerikanische Besatzungszone
- Bizonenverwaltung
- Deutsche Volkspartei
- Ernährungspolitik
- Flüchtling
- Hessische Landesregierung
- Länder
- Länderrat des Amerikanischen Besatzungsgebietes
- Potsdamer Abkommen
- Sonderbeauftragte
- US-Militärregierung OMGUS
- Verfassungberatende Landesversammlung
- Verkehrspolitik
- Wirtschaftspolitik
Nachweise
Fußnoten
Literatur
- Archiv der Gegenwart, 15, 1945, S. 489
- Walter Mühlhausen, Hessen und der Weg zur Bundesrepublik, S. 13-18
- Walter Mühlhausen, Karl Geiler und Christian Stock, Marburg 1999, S. 61-63
- Antje Mohr, Hessen und der Länderrat des amerikanischen Besatzungsgebietes. Möglichkeiten und Grenzen länderübergreifender Kooperation in den Jahren 1945 bis 1949, Frankfurt am Main 1999
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Länderrat des amerikanischen Besatzungsgebietes (eingesehen am 20.10.2018)
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Bildung des Länderrats in der Amerikanischen Zone, 20. Oktober 1945“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/3479_bildung-des-laenderrats-in-der-amerikanischen-zone> (aufgerufen am 26.11.2025)
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