Alsbach

Bearbeitet von Wolfgang Fritzsche, überarbeitet von Daniel Ristau  
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
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Basisdaten

Juden belegt seit

1423

Lage

64665 Alsbach-Hähnlein, Ortsteil Alsbach, Hauptstraße 19

Rabbinat

Darmstadt II

erhalten

nein

Jahr des Verlusts

1967

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

ja

Synagogen-Gedenkbuch Hessen

Geschichte

Der älteste Hinweis auf einen Juden in Alsbach stammt aus den Jahren 1423 bis 1430, als Jacob Liebmann Geldabgaben an die Herren von Bickenbach abzuführen hatte und offenbar auch Darlehen gab. Auch in den Rechnungsbüchern der folgenden Jahre wird er mehrfach genannt.1 Unklar ist, ob es sich tatsächlich um einen Einwohner Alsbachs handelte oder lediglich um einen in der Gemarkung begüterten, auswärtigen Juden.

Erst im 16. Jahrhundert finden sich wieder Hinweise auf Juden in Alsbach. 1563 ließ sich Baruch im Ort nieder. Er scheint auch eine Mikwe für seine Frau eingerichtet zu haben, denn Klagen von Schultheiß, Bürgermeister, Ortsgericht und politischer Gemeinde, die ihn ausgewiesen sehen wollten, richteten sich 1568 auch gegen das für das Bad abgeleitete Wasser. Nach längerer Auseinandersetzung entschied schließlich 1569 der Graf von Dietz, „der Jude soll in Alsbach bleiben, doch sich des Wasserbadens enthalten“.2 Wenig später, 1592, klagte der in Alsbach lebende Mannes (Menlein) gegen den Adligen Hans Gottfried von Wallbrunn aus Ernsthofen.3 Neben den beiden Genannten lebten zu dieser Zeit zudem wohl noch einige wenige andere Juden im Ort.

Bis zum Dreißigjährigen Krieg wurden zusätzlich Menle, Isaak, Lazarus, Heyum und Jessel genannt. Sie bildeten möglicherweise schon zu dieser Zeit gemeinsam mit anderen in der Region lebenden Juden eine jüdische Gemeinde, die sich 1616 den außerhalb des Ortsberings gelegenen jüdischen Friedhof genehmigen ließ. Während des Dreißigjährigen Krieges gibt es keine Nennungen für Alsbach, erst um 1672 wurde Zadock genannt, 1686 Moses und 1698 Heyum. Auch in Hähnlein sind in dieser Zeit einzelne Juden erwähnt, eine dauerhafte Niederlassung in beiden Orten erfolgte dann aber wohl erst nach 1700.4

Im Laufe des 18. Jahrhunderts bildeten die in Alsbach, Zwingenberg, Bickenbach, Hähnlein, Jugenheim und Seeheim lebenden Jüdinnen und Juden eine jüdische Gemeinde mit Sitz in Alsbach. Ein Antrag der Juden in Hähnlein, aus dem Verband auszuscheiden, um zusammen mit den Juden in Schwanheim eine eigene jüdische Gemeinde ins Leben zu rufen, lehnte die zuständige Behörde ab.5 Allerdings schieden 1851 Seeheim und 1861 Zwingenberg aus, gründeten jüdische Gemeinden und errichteten eigene Synagogen.6

Zur Israelitischen Religionsgemeinde Alsbach, Bickenbach, Hähnlein und Jugenheim an der Bergstraße zählten auch die wenigen Jüdinnen und Juden im heute zur Gemeinde Seeheim-Jugenheim gehörigen Ortsteil Jugenheim. Erstmals 1704 wird ein jüdischer Einwohner erwähnt. 1806 waren es sieben, 1858 dann 15. Bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert lebte die Familie Koppel im Ort. Seit der Zeit des Kaiserreichs betrieben sie ein koscheres Gasthaus in Jugenheim, das unter Aufsicht des Darmstädter Rabbinats stand. Ein Nachfahre, Heinrich Koppel, war 1932 Mitglied des Vorstands der jüdischen Gemeinde. Auch die Familie Heymann betrieb eine Israelitische Pension. 1933 lebten noch sieben Jüdinnen und Juden in Jugenheim.7

Mit der Annahme fester Familiennamen finden sich unter den Alsbacher Jüdinnen und Juden die Namen Süßmann, Gatzert, Ephraim und Bollinger. Sie waren sowohl in Alsbach als auch in Hähnlein an vielen Stellen in die örtlichen Gemeinschaften eingebunden: So nahmen sie 1870 an einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Alsbach aus Anlass des Beginns des Deutsch-Französischen Krieges teil, waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren sowie örtlicher Vereine und Soldaten im Ersten Weltkrieg. Arthur David und Ludwig Mayer aus Alsbach fielen 1915. An der Feier zur Goldenen Hochzeit des Ehepaars David Koppel in Alsbach soll die Hälfte der rund 100 Gäste Nichtjuden gewesen sein – darunter der evangelische Pfarrer und der Bürgermeister.8

Jüdinnen und Juden in Hähnlein erwarben ihren Lebensunterhalt im 19. Jahrhundert insbesondere im Viehhandel, wobei besonders Moses Spieß und Hirsch Kiefer als Käufer und Verkäufer in Erscheinung traten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen dazu auch Textil-, Schuh- und weitere Handelsgeschäfte.9

Während des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl jüdischer Einwohner zu. 1910 erreichte sie mit 58 ihren Höchststand. In Relation zur nichtjüdischen Bevölkerung entsprach dies 5,4 Prozent. 1900 hatte ihr relativer Anteil an der Gesamtbevölkerung sein Maximum bei 5,9 Prozent erreicht. Danach sank ihre Zahl bis 1933 auf 21 Jüdinnen und Juden, was noch 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach.10 In Alsbach lebte von 1911 bis 1919 der Bildhauer Benno Elkan, der später vor allem mit der von ihm geschaffenen Menora vor der Knesset, dem israelischen Parlament in Jerusalem, Bekanntheit erlangte.

Die durch die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme Ende Januar 1933 betriebene antisemitische Politik führte auch in Alsbach und Hähnlein zum Wegzug vieler hier lebender Jüdinnen und Juden. Während ein Teil in die USA, nach England, Australien und Südamerika emigrierte, zogen andere nach Darmstadt, Frankfurt am Main oder in die Niederlande, von wo viele von ihnen deportiert und Opfer der Shoah wurden. Im November 1938 lebten in Hähnlein offenbar bereits keine Jüdinnen und Juden mehr, in Alsbach nur noch die Familie des Lehrers David Frank und Elisabetha Sussmann mit ihrer behinderten Tochter Johanna.11 Mindestens fünf der verbliebenen jüdischen Einwohner Alsbachs wurden während der Shoah ermordet. Auch aus Hähnlein, Bickenbach und Jugenheim wurden als jüdisch verfolgte Menschen Opfer der Shoah.12

Im Frühjahr 1991 weihte die politische Gemeinde Alsbach-Hähnlein am Bürgerhaus „Sonne“ (Hauptstraße 26) eine Gedenktafel des Darmstädter Künstlers Gotthilf Schlatter ein. Am 15. Oktober 2015 wurden in Alsbach-Hähnlein die ersten Stolpersteine für Elisabetha und Johanna Sussmann in der Bickenbacher Straße 30 und Helene, Eva, Gerda, Ludwig und Ursula David in der Hauptstraße 33 verlegt.

Statistik

  • Alsbach
  • 1774 17 Personen
  • 1829 31 Personen
  • 1861 41 Personen
  • 1900 51 Personen
  • 1933 21 Personen
  • 1939 6 Personen
  • Hähnlein
  • 1774 13 Personen
  • 1829 42 Personen
  • 1861 29 Personen
  • 1871 25 Personen
  • 1900 23 Personen
  • 1925 15 Personen
  • 1933 4 Personen
  • 1936 5 Personen
  • 1939 0 Personen

Quellenangabe Statistik

Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 111-112.

Betsaal / Synagoge

Vor 1767 scheint in einem privaten Wohnhaus ein Betraum bestanden zu haben. In diesem Jahr erwarb die jüdische Gemeinde ein Haus in der Hauptstraße mit der Nummer 113 auf dem Areal der heutigen Hauptstraße 19. Sie ließ das baufällige Gebäude auf Regierungsbefehl hin entweder umfassend sanieren und zur Synagoge umbauen oder an seiner Stelle einen Neubau errichten. Auf dem Nachbargrundstück stand nördlich davon das Gemeindehaus, ein Fachwerkbau, in dem sich Schulzimmer und Lehrerwohnung befanden. Es war an die Synagoge angebaut worden, möglicherweise Mitte der 1870er-Jahre. Dieses Haus wurde 1967 abgerissen.13 1843 existierte ein Verein zur Anschaffung synagogaler Gegenstände.14

Die Synagoge wurde 1863 oder 1864 grundlegend renoviert und in diesem Zusammenhang eine Inschrift in hebräischen Buchstaben über dem Eingang an der Westseite angebracht. Das in Ziegelmauerwerk errichtete Gebäude hatte einen annähernd rechteckigen Grundriss mit leicht nach Süden vortretendem Chor, der im Inneren den Thoraschrein barg. Es war 8,75 m breit, 11,05 m lang und 6 m hoch. Aus der Vorhalle der Synagoge führte eine Treppe zur Frauenempore im Obergeschoss auf der Nordseite des Gebäudes, die über 20 Sitzplätze verfügte. Der 1930 in Darmstadt verstorbene Max Jonas Meyer stiftete für diese 1931 ein Gitter und eine Parochet für den Thoraschrein.15 Der annähernd quadratische Betraum für die Männer im Erdgeschoss verfügte über 32 mit Pulten versehene Sitzplätze. Vor dem einfachen Thoraschrein an der Ostseite befand sich ein kombiniertes Vorbeter- und Vorlesepult mit Wickelbank (Almemor). Zur Ausstattung gehörten nach der Zusammenstellung der Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) vor 1938 ein großer und drei kleine Kronleuchter, 16 Seitenleuchter, ein Aufbewahrungsschrank für die Kultgeräte, eine Wanduhr und ein eiserner Ofen. Auch das Memorbuch von 1731 wurde im Gebäude aufbewahrt.16

1938 befanden sich zudem die Kultgegenstände der bereits aufgelösten Synagogengemeinden Seeheim und mutmaßlich auch Reichenbach in der Alsbacher Synagoge.17

Weil offenbar der neben der Synagoge wohnende stellvertretende Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr, Ludwig Schneider, eine Inbrandsteckung während des Pogroms im November 1938 verhinderte, wurde in erster Linie die Inneneinrichtung des Gotteshauses demoliert. Sie wurde zusammen mit weiterem Inventar und Kultobjekten im Garten verbrannt. Ritualobjekte aus Silber beziehungsweise deren Überreste wurden vermutlich gestohlen. Dieses Schicksal traf ebenso jene Ritualgegenstände, die aus den ehemaligen Synagogen aus Seeheim und mutmaßlich auch aus Reichenbach in der Alsbacher Synagoge aufbewahrt wurden.18 Auch die Wohnungen der Familie von David Frank im angrenzenden Gemeindehaus und der Familie Sussmann (Bickenbacher Straße 30) wurden geplündert. Schneider, der NSDAP-Mitglied war, versteckte die Familie Frank während der Übergriffe in seinem Haus.19

Das Synagogengebäude ging 1939 für 2.400 RM in den Besitz des als Landwirt tätigen Ludwig Schneider über, der es bis Anfang der 1960er-Jahre als Lager nutzte. 1967 wurde es zusammen mit dem Gemeindehaus abgebrochen und auf dem Grundstück ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet.20

Weitere Einrichtungen

1931 feierte der jüdischer Männer-Krankenverein den 50. Jahrestag seines Bestehens. Seine Mitglieder widmeten sich der Friedhofspflege und der Brautausstattung. Außerdem gab es um 1905 einen 1891 gegründeten jüdischen Frauen-Krankenverein.21

Mikwe

Der älteste Hinweis auf eine Mikwe im Ort, vermutlich ein privates Frauenbad, stammt aus dem Jahr 1569, als obrigkeitlich angeordnet wurde, dass die Frau des in Alsbach lebenden Juden Baruch das Wasserbaden zu unterlassen habe. Erst für das 19. Jahrhundert geben die Quellen wieder Auskunft über die Existenz einer Mikwe im Garten des Gemeindegrundstücks in der heutigen Hauptstraße 19.22

Schule

Jüdischer Religionsunterricht wurde in Alsbach vermutlich schon im späten 18. Jahrhundert erteilt. Quellen belegen für das 19. Jahrhundert, dass die bei der jüdischen Gemeinde angestellten Religionslehrer meist auch als Vorsänger, Schächter und sogar Friedhofsaufseher fungierten. Ab 1889 wirkte David Frank über mehrere Jahrzehnte als Alsbacher Religionslehrer. Zu dieser Zeit wurde der Unterricht im Gemeindehaus in der heutigen Hauptstraße 19 erteilt, das an die Synagoge angebaut und 1967 abgebrochen wurde.23

Friedhof

Der jüdische Friedhof in Alsbach gilt mit einer Gesamtfläche von 22.672 qm als der größte heute noch bestehende jüdische Landfriedhof in Hessen. Dort haben sich 2.128 Grabsteine erhalten. Als Verbandsfriedhof diente er als Begräbnisstätte der jüdischen Bevölkerung aus 32 Städten und Dörfern der Region zwischen Rhein und Bergstraße, teilweise bis in den Odenwald.

Seine Gründungszeit fällt ins Jahr 1616, also unmittelbar in die Zeit vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als es in den umliegenden großen Städten wie Frankfurt am Main mit dem Aufstand des Vinzenz Fettmilch und Worms zu gewalttätigen Übergriffen gegen und Ausweisungen von Juden kam. Nicht zuletzt aufgrund dieser Unruhen war bereits 1614 der Wormser Rabbiner Abraham Samuel ben Isaak Bacharach mit seiner Familie auf die rechte Rheinseite geflüchtet. Er starb 1615 in Gernsheim. Bacharach war seit 1603 auch Landesrabbiner für Hessen-Darmstadt. Möglicherweise initiierte sein Tod die Anlage des Friedhofes, denn der Zwingenberger Keller wies im Juni 1616 an, der Judenschaft zu diesem Zweck Gelände ‚auszusteinen‘.24 Bacharachs Grab existiert heute nicht mehr. Bereits um oder nach 1699 war ihm zu Ehren ein Gedenkstein errichtet worden. Der älteste erhaltene Grabstein auf dem Friedhof stammt aus dem Jahr 1682 und wurde für den verstobenen Naftali Elieser (gen. Lose), einen Sohn des Moses Jehud errichtet.25

1741 wurde der Friedhof mit einer Mauer eingefasst, was 900 fl. kostete. Die Höhe dieser Kosten, die die Alsbacher Juden vermutlich kaum allein hätten aufbringen können, spricht bereits zu dieser Zeit für einen funktionierenden Friedhofsverband der beteiligten jüdischen Gemeinden.26 1743 wurde das zunächst knapp einen halben Morgen große Friedhofsareal erstmals erweitert. Bereits 50 Jahre später (1793) war eine weitere Erweiterung notwendig.27 Im gleichen Jahr wurde das bis dahin bestehende Totenhaus (Bet Tahara) durch einen halbrunden, kuppelartigen Bau ersetzt. Ende der 1850er-Jahre und 1866 erfolgten abermals Erweiterungen des Friedhofsgeländes.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zählten die 14 jüdischen Gemeinden Alsbach mit Bickenbach, Hähnlein und Jugenheim, Auerbach mit Schwanheim, Bensheim, Biblis, Bürstadt, Eberstadt, Gernsheim, Groß-Rohrheim, Heppenheim, Lorsch mit Einhausen, Pfungstadt mit Hahn und Eschollbrücken, Reichenbach mit Elmshausen, Seeheim und Zwingenberg zum Friedhofsverband. Außerdem ließen sich Jüdinnen und Juden aus Biebesheim, Crumstadt, Hofheim, Nordheim und Stockstadt sowie aus Langwaden, Nieder-Ramstadt, Schönberg und Zell, also Ortschaften, in denen Ende des 19. Jahrhunderts bereits keine jüdischen Einwohner mehr wohnten, in Alsbach beisetzen.

In den meisten Orten Südhessens gab es Beerdigungsbruderschaften. Sie kümmerten sich um die Verstorbenen und deren Hinterbliebene.28 Die Chewra Kadischa in Alsbach wurde 1732 gegründet. Ein erhaltener silberner Becher trägt an seinem oberen Rand eine hebräische Inschrift, deren Übersetzung lautet: „Dieser Pokal gehört der heiligen Bruderschaft des Wohltätigkeitsfonds in der heiligen Gemeinde Alsbach im Jahr 1732“. Über den Korpus sind die Namen von 57 Mitgliedern aus 16 verschiedenen Ortschaften eingraviert, deren Jüdinnen und Juden in Alsbach beigesetzt wurden. Auch der Darmstädter Rabbi und Vorsteher Samuel Bacharach gehörte der Bruderschaft an.29

1843 wurde ein neues Eingangsgebäude mit einer auf Säulen ruhenden Tordurchfahrt errichtet und dieses 1856 um ein Stockwerk im sogenannten maurischen Stil erhöht. Hierin befand sich ein kleiner Andachtsraum für 20 bis 25 Personen. Über dem Tor befand sich die hebräische Inschrift: „Der Herr lässt leben, der Herr lässt sterben, gelobt seist Du Ewiger, der belebt die Toten“.30

Da die Bestattungen nach orthodoxem Ritus durchgeführt wurden, finden sich auf dem Friedhof keine monumentalen Grabstätten. Einfassungen der Gräber waren ebenso verboten wie deutsche Inschriften, sieht man von einer knappen Rückinschrift auf den Steinen ab.

Während des Novemberpogroms 1938 wurde das Totenhaus des jüdischen Friedhofs durch Mitglieder der Standarte 145 der SA-Brigade 50 „Starkenburg“ gesprengt – lediglich Reste der Fundamente blieben erhalten – und vor allem der jüngere Teil des Friedhofs erheblich geschändet.31 Zahlreiche Grabsteine wurden in den Folgejahren als Baumaterial abtransportiert. Auch das Totenregister wurde zerstört. Trotzdem wurde der Friedhof bis 1941 weiter belegt. Vor der Zerstörung befanden sich im Inneren des Totenhauses 20 Sitzplätze, ein Thoraschrank, ein Vorbeterpult, Beleuchtungskörper, ein Leichenwagen, mehrere als antik bezeichnete Kultgeräte, darunter drei Thorarollen, vier Thorakronen, ein Thoraschild und ein silberner Lesefinger.32

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof wiederhergestellt. Allerdings kam es 1963 und 2006 zu Verwüstungen, als mehr als 100 Grabsteine umgeworfen wurden und das Eingangstor beschmiert wurde.33 Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel in deutscher und hebräischer Sprache an die Geschichte des Landfriedhofs.34

Nachweise

Fußnoten

  1. Kunz, 1970, Heimatbuch, S. 360; Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 103.
  2. Kunz, 1970, Heimatbuch, S. 308; Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 103.
  3. HStAD, E 12, Nr. 350/4.
  4. Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 104.
  5. Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 111.
  6. Ristau/Berger-Dittscheid, 2025, Seeheim, S. 431.
  7. Bertsch, 1992, Juden, S. 202; Seeheim mit Jugenheim, in: Alemannia Judaica, (Stand: 30.10.2025).
  8. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 108.
  9. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 107.
  10. Kunz, 1970, Heimatbuch, S. 313.
  11. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 108-109.
  12. Vgl. Alsbach mit Hähnlein, Bickenbach und Jugenheim, in: Alemannia Judaica, (Stand: 30.10.2025).
  13. HHStAW, 518, Nr. 1410; Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 104-105.
  14. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 107.
  15. Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 104-105.
  16. HHStAW, 503, Nr. 7380; Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 109.
  17. HHStAW, 518, Nr. 1410.
  18. HHStAW, 503, Nr. 7380; 518, Nr. 1410. Eine detailliertere Beschreibung der Ausstattung findet sich bei: Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 109.
  19. Schemel, 2018, History, S. 110.
  20. Kunz, 1970, Heimatbuch, S. 310; Treue/Lenartowicz, 2025, Alsbach, S. 109.
  21. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 107; Ruppin, 1909, Juden, S. 126.
  22. Altaras, 2007, Synagogen, S. 280.
  23. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 107.
  24. Kunz, 1970, Heimatbuch, S. 309.
  25. Heinemann, 2002, Wohltätigkeit, S. 116.
  26. Treue/Lenartowicz 2025, Alsbach, S. 104.
  27. Heinemann/Wiesner, 2001, Friedhof, S. 6.
  28. Heinemann, 2002, Wohltätigkeit, S. 119.
  29. Übersetzung abgedruckt bei Heinemann, 2002, Wohltätigkeit, S. 120-121; Heinemann/Wiesner, 2001, Friedhof, S. 101.
  30. Heinemann/Wiesner, 2001, Friedhof, S. 7.
  31. Bertsch, 1992, Juden in Seeheim, S. 208.
  32. HHStAW, 518, Nr. 1410.
  33. Heinemann/Wiesner, 2001, Friedhof, S. 34; Jüdischer Friedhof Alsbach, in: Alemannia Judaica, (Stand: 3.11.2025).
  34. Lenartowicz/Treue, 2025, Alsbach, S. 111.

Weblinks

Quellen

Literatur

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Rechtehinweise

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Zitierweise

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„Alsbach“, in: Synagogen in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/orte/synagogen-in-hessen/alle-eintraege/92_alsbach> (aufgerufen am 25.11.2025)

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Alsbach: Innenansicht der ehemaligen Synagoge (vor 1938)Alsbach: Inschrift über dem Eingang der ehemaligen Synagoge (o.D.)Alsbach: Bestuhlungskizze zur Rekonstruktion der Räumlichkeiten im Entschädigungsverfahren (um 1960)Der Standort der Synagoge von Alsbach im modernen Orthofoto (Bildmitte)