Verschuldung des Philipp von Dorfelden bei Anschel zum Hirsch zu Frankfurt

HStAM 86 Hanauer Nachträge Nr. 20653  
Laufzeit / Datum
1538 Juli 16 - 1561 Mai 10
Bearbeitung
Uta Löwenstein

Stückangaben

Regest

Am 16. Juli 1538 bekennt Philipp von Dorfelden, daß er dem Juden Anschel [zum Hirsch zu Frankfurt] für allerlei Lieferungen 154 fl. 8 Schilling schuldet, die er zur Herbstmesse bezahlen will.1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk.
1539 teilt Johann von Dorfeldens Diener Anschel zum goldenen Hirsch zu Frankfurt mit, daß er für seinen Herrn in Frankfurt 200 fl. zu einem Zinssatz von 8 auf 100 fl. leihen soll, und bittet, ihm dieses Darlehen zu vermitteln 1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk.. In einem weiteren Schreiben zeigt sich ein Diener des Johann von Dorfelden verwundert, daß Anschel so lange ausbleibt, da doch der Junker Geld braucht. Er bittet, dem Boten zu vier Ackerpferden zu verhelfen und ihm das Kaufgeld dafür zu leihen oder eine Bürgschaft zu übernehmen. 2#Unten auf dem Schreiben ist notiert: vier Stiele, zwei Zäume, Pflugstränge, "schlapheupen", Bürsten, Schwanzbürsten. Ferner bestellt Johann von Dorfelden bei Anschel Samt, gleich welcher Farbe, und verspricht Bezahlung.3#Ausf. o.D.
1541 bekennt Philipp von Dorfelden, daß er versprochen hat, dem Frankfurter Juden Anschel (Eyssel) auf eigene Kosten 40 fl. zu schicken.1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk. Am 15. Juli senden Bürgermeister und Rat zu Frankfurt den hanauischen Räten eine ihnen am Vortage von Anschel übergebene Supplik, in der dieser darum bittet, ihm zu den rund 240 fl. zu verhelfen, die Dorfelden ihm schuldet. Darauf werden Anschel und Dorfelden zum 1. August vor die Kanzlei zu Hanau geladen, wo sie miteinander abrechnen. Dorfelden bleibt Anschel 266 fl. an Hauptgeld und Zinsen schuldig. Davon hat er 154 fl. 8 Schilling für einen Kauf zu Dorfelden verbraucht und für den Rest Zindel, Atlas, Borten, ein silbernes Schloß, ein Stück Einhorn und Bier erhalten.1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk. Er verspricht, Anschel in acht Tagen mit 150 fl. und zur Herbstmesse ganz zu bezahlen.
[Am 26. September]4#Das Datum lautet ohne Jahresangabe Montag nach Mauritii. bittet Philipp von Dorfelden Anschel (Eynsel) um einen kurzen Zahlungsaufschub, da ihm eine Lieferung von 500 fl. aus Franken ausgeblieben ist.1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk. Am 12. November ersucht er Anschel (Eyseil), der ihm "etwas spitzig" geschrieben hat, daß er bezahlt sein will, nochmals, sich noch etwas zu gedulden. 1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk.
1543 bekennt Philipp von Dorfelden, daß die Witwe des Juden Anschel (Esel) nach Verlauf eines halben Jahres ermächtigt ist, sein in einer versiegelten Schachtel aufbewahrtes Pfand weiterzuversetzen. Auch soll sie eine ihr ebenfalls verpfändete Kette verkaufen können, wenn sie in einem halben Jahr deren Einlösung wünscht und diese nicht erfolgt. 1#Das Schreiben trägt einen hebr. Dorsalvermerk.
Am 23. Dezember 1551 wendet sich Brendlen, Anschels zur Zeit in Windecken lebende Witwe, an Graf Philipp von Hanau, erinnert daran, daß sich ihr Herr, Graf Wilhelm von Henneberg, bereits bei ihm für sie verwandt hat, und bittet, Philipp von Dorfelden zu veranlassen, sie zu bezahlen. Ist das nicht möglich, erbittet sie die eingesandten Schuldverschreibungen zurück, damit sie ihre Klage andernorts anhängig machen kann.
Am 15. November 1554 bekundet Philipp von Dorfelden, daß er mit Brendlen abgerechnet hat und 200 Joachimstaler schuldig geblieben ist, die er in zwei Raten von je 100 Talern zu Weihnachten und zur folgenden Fastenmesse bezahlen will. Alle früheren Schuldverschreibungen sollen damit nichtig sein.
[Später] 4#Das Datum lautet ohne Jahresangabe Montag nach Mauritii. schreibt Philipp von Dorfelden Anschels (Eschelmens) Sohn zu Windecken, daß er verhindert ist und ihn nicht wie geplant am morgigen Freitag bezahlen kann, ihn aber bittet, sich am nächsten Sonntag in Dorfelden einzufinden. Am Mittwoch nach Palmarum 4#Das Datum lautet ohne Jahresangabe Montag nach Mauritii. fordert er den Sohn, den er zum folgenden Tag bestellt hatte, auf, sich nicht zu bemühen und erst am kommenden Donnerstag zu ihm zu kommen, um mündlich mit ihm zu verhandeln.
Am 10. Februar 1556 bittet Elias von Schleusingen Graf Wilhelm von Henneberg, sich bei Graf Philipp von Hanau dafür zu verwenden, daß Philipp von Dorfelden, der seiner Schwiegermutter Brendlen seit dreizehn Jahren 266 fl. samt Zinsen schuldet und versprochen hat, ihr 200 fl. zu bezahlen, dies endlich auch tut. Diese Supplik schickt Graf Wilhelm am 11. Februar nach Hanau.
Am 7. März 1556 antwortet Graf Philipp und bittet, Philipp von Dorfelden einen Zahlungsaufschub zu gewähren, da er erklärt hat, die Schulden stammten von seinem Vetter Johann und man habe ihn seinerzeit als jungen unverständigen Mann zur Übernahme der Verschreibungen beredet. Am 20. Juli verlangt Graf Wilhelm erneut, daß Brendlen bezahlt wird. Am 26. November bittet der Jude Simon zu Windecken, ihm und seiner Mutter zu ihrem Geld zu verhelfen.
Am 10. Oktober 1559 erteilt das Hofgericht Rottweil Brendlen zur Deckung ihrer Forderung von 350 fl. die Anleitung auf Philipp von Dorfeldens Besitz. Dazu wird mitgeteilt, daß der Jude Isack [zum Einhorn zu Frankfurt] beim Verhör ausgesagt hat, daß ihm Brendlens Mann Anschel vor dreizehn Jahren für eine Schuld von 500 fl. allerlei Pfänder zugestellt hat, darunter ein Halsband von 250 Mark Gewicht, das er vor vier Jahren einem Juden aus dem Schwabenland für 10 fl. pro Mark verkauft hat. Am gleichen Tage fordert der Fiskal des Hofgerichts Schultheiß und Gericht zu Dorfelden zum dritten Mal auf, Philipp von Dorfelden auszuweisen, und am 13. Oktober erinnert das Hofgericht noch einmal daran, daß Dorfelden aufgrund von Brendlens Klage geächtet wurde.
Am 2. April 1560 erneuert das Hofgericht Rottweil Brendlens Anleitung auf Dorfeldens Besitz. Darauf wird Dorfelden am 29. Juli noch einmal in Hanau vernommen und erklärt wieder, daß ihm die Schuldverschreibungen abgenötigt worden sind und eigentlich zu Lasten seines Vetters gehen. Er will jedoch zahlen, wenn er die Verschreibungen und das verpfändete Halsband zurückbekommt.
Am 8. Mai 1561 bittet Dorfelden Graf Philipp von Hanau um die Erlaubnis, zwei Hufen Lehenland verkaufen zu dürfen, damit er weisungsgemäß die Windecker Juden bezahlen kann. Diese Erlaubnis wird am 10. Mai erteilt.

Weitere Angaben

Nachnutzung

Rechtehinweise

Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Verschuldung des Philipp von Dorfelden bei Anschel zum Hirsch zu Frankfurt“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/6360_verschuldung-des-philipp-von-dorfelden-bei-anschel-zum-hirsch-zu-frankfurt> (aufgerufen am 27.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/qjg/6360