Einweihung der „Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau“ in Geisenheim
Ereignis
Was geschah
Die Erfolge, die der ehemalige Bankier und Waffenhändler Eduard von Lade (1817–1904) bei der Kultivierung von Obst in seinen Gartenanlagen bei der von ihm zwischen 1860 und 1863 erbauten Villa Monrepos in Geisenheim erzielt hatte, veranlassten ihn, sich beim preußischen König Wilhelm I. (1797–1888) dafür einzusetzen, dort eine pomologische Lehranstalt mit Mustergarten zu errichten. Zur Bekräftigung seines Anliegens schickte er im Oktober 1866 elf Kisten mit ausgesuchtem Obst an den König in Berlin. Obwohl sich im Dezember 1867 auch die Stadt Kronberg im Taunus als Standort des neu zu gründenden Pomologischen Instituts beworben hatte, entschied man sich im Februar 1868 für den Standort Geisenheim. Nach langen planerischen und baulichen Vorarbeiten konnte die „Königlich Preußische Lehranstalt für Obst- und Weinbau“ am 19. Oktober 1872 eingeweiht werden. Aus ihr ging später die „Hessische Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau“ (heute Hochschule Geisenheim University) hervor.
Der Lehrbetrieb begann mit nur sechs „Eleven“, die ein vier- bis sechssemestriges Studium in Garten- und Weinbau absolvierten. Zudem gab es Lehrgänge über zwei Semester in praktischer Gärtnerei sowie Fortbildungskurse für Berufstätige („Hospitanten“). Unter der Leitung von Rudolf Goethe (1843–1911), von 1879 bis 1903 Direktor der Einrichtung, entwickelte sich die Anstalt zu einem Forschungszentrum mit einem oenochemischen Institut (1881), einer Rebenveredelungsstation (1890), einer Hefereinzuchtstation (1894), und einer pflanzenpathologischen Versuchsstation (1900).
Im Jahre 1882 gelang Hermann Müller-Thurgau (1850–1927), der von 1876 bis 1890 die pflanzenphysiologische Versuchsstation leitete, die Kreuzung der Rebsorten Riesling und Madeleine Royal, die nach ihm Müller-Thurgau benannt wurde.
UH
Bezugsrahmen
Indizes
Nachweise
Literatur
- Paul Claus, Geisenheim 1872–1972. 100 Jahre Forschung und Lehre für Wein-, Obst- und Gartenbau, hrsg. von der Hessischen Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau, Geisenheim, Stuttgart 1972
- Paul Claus, Geisenheimer Erinnerungen (1817–1972). Eduard von Lade und die Lehr- und Forschungsanstalt, Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim Bd. 8, Geisenheim 2005
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
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„Einweihung der „Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau“ in Geisenheim, 19. Oktober 1872“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7696_einweihung-der-koeniglich-preussischen-lehranstalt-fuer-obst-und-weinbau-in-geisenheim_einweihung-der-koeniglich-preussischen-lehranstalt-fuer-obst-und-weinbau-in-geisenheim> (aufgerufen am 26.11.2025)
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