Theodor Reh beantragt im Darmstädter Landtag einen Wechsel des Regierungssystems
Ereignis
Was geschah
Seit dem Sturz der Monarchie in Paris während der französischen Februarrevolution bildeten sich in Hessen ab dem 24. Februar 1848 Bürger- und Volksräte sowie Volksversammlungen. Zudem wurden zahlreiche Petitionen verfasst. Das Zentrum der Aufstände war Ende Februar in Hanau. Schon am 2. März 1848 beantragte Theodor Reh (1801–1868) im Darmstädter Landtag einen Wechsel des Regierungssystems. In Wiesbaden verkündete August Hergenhahn (1804–1874) das Neun-Punkte-Programm des nassauischen Revolutionsausschusses. Am 4. März demonstrierten 30.000 Menschen aus Nassau in Wiesbaden mit Rufen nach „Republik“, die die Annahme der „Forderungen der Nassauer“ erzwingen wollten. Diese Forderungen verbreiteten sich durch Flugblätter im ganzen Land. Punkte der neun Forderungen umfasste die Presse- und Versammlungsfreiheit, eine Volksbewaffnung, wie auch die Einberufung des deutschen Parlaments und Verstaatlichung der Domänen.
Am 5. März verkündete Erbgroßherzog Ludwig III. (1806–1877), welcher zum Mitregent berufenen wurde, die Ablösung des Ministerpräsidenten Karl Freiherr du Bos du Thil (1777–1859) durch den Oppositionsführer Heinrich von Gagern (1799–1880), welcher am 6. März die „März-Forderungen“ genehmigte. In Kassel hingegen wehrte sich Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1802–1875) gegen die Bürgerdeputationen. In Hanau forderten die Bürger ein geeintes Hessen mit dem Darmstädter Ludwig als König. Nachdem Bernhard Eberhard (1795–1860) zum Regierungschef ernannt wurde, legten sich zunächst die Unruhen. Am 10. März 1848 entstanden Demonstrationen vor den Schlössern in Erbach, Fürstenau und Schönberg, die den Verzicht der grundherrlichen Rechte forderten. Auch wenn dieser Verzicht zuerst anerkannt wurde, wurde dieser von der Darmstädtischen Regierung widerrufen und als ungültig erklärt. Mitte März nahmen die Unruhen zu, wobei es Missverständnisse der „Pressefreiheit“ gab. Am 18. März wurde das Zeughaus in Hanau gestürmt. Die Märzregierung beruhigte die Demonstranten und schließen die Agrarreformen ab.
(StH)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Franz/Wagner (Bearb.), Darmstädter Kalender. Daten zur Geschichte unserer Stadt, Darmstadt 1994, S. 120 f.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 238, 241
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Februarrevolution 1848 (eingesehen am 14.9.2021)
- Wikipedia: Revolutionen 1848/1849 (eingesehen am 14.9.2021)
Kalender
Siehe auch
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Personen
- Hessische Biografie: Du Thil, Karl Wilhelm Heinrich
- Hessische Biografie: Eberhard, Bernhard
- Hessische Biografie: Friedrich Wilhelm, Hessen-Kassel, Kurfürst
- Hessische Biografie: Gagern, Heinrich von (1799-1880)
- Hessische Biografie: Hergenhahn, August
- Hessische Biografie: Ludwig III., Hessen-Darmstadt, Großherzog
- Hessische Biografie: Reh, Theodor
Quellen und Materialien
- Parlamentarismus in Hessen: Du Thil, Karl Wilhelm Heinrich
- Parlamentarismus in Hessen: Eberhard, Bernhard
- Parlamentarismus in Hessen: Gagern, Heinrich von (1799-1880)
- Parlamentarismus in Hessen: Hergenhahn, August
- Parlamentarismus in Hessen: Ludwig III., Hessen-Darmstadt, Großherzog
- Parlamentarismus in Hessen: Reh, Theodor
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
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„Theodor Reh beantragt im Darmstädter Landtag einen Wechsel des Regierungssystems, 2. März 1848“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6357_theodor-reh-beantragt-im-darmstaedter-landtag-einen-wechsel-des-regierungssystems_theodor-reh-beantragt-im-darmstaedter-landtag-einen-wechsel-des-regierungssystems> (aufgerufen am 25.11.2025)
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