Pauperismus im Herzogtum Nassau
Ereignis
Was geschah
Die Massenverarmung in der Zeit des Vormärzes wird zum zentralen Problem der Landbevölkerung. Ursachen liegen im Bevölkerungswachstum, der Strukturkrise im Handwerk durch Einführung der Gewerbefreiheit und neuerer Techniken, der Bauernbefreiung, Missernten und einer verfehlten Politik der Landesherren. Viele Männer zogen den Sommer über ins Rheinland und ins Ruhrgebiet, um als Saisonarbeiter Geld zu beschaffen, während ihre Frauen mit den Kindern alleine blieben.
Ein weiteres Beispiel für die verzweifelten Versuche der Bevölkerung sich ihren Lebensunterhalt zu sichern, ist der Kinderhandel um 1840 im Kreis Limburg. Dieser sogenannte Bettelmannshandel war besonders auch im Westerwald verbreitet. In armen Familien wurden Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren für Geld und Kleidung vermietet und mussten als Straßenmusikanten, in kleinen Manufakturen oder in Hafenstädten arbeiten. Häufig zogen die Kinder mit den Unternehmern nach Russland, Ost- und Nordeuropa. Die Bettelmusikanten traten in den holländischen Seestädten, in Frankreich und England auf. In der Mitte des 19. Jahrhunderts zählte man über 100 Westerwälder „Unternehmer“; das Arbeitsgebiet reichte bis in die Goldgräberstädte Amerikas, den Balkan, Palästina, Syrien und Ägypten.
(RKr)
Bezugsrahmen
Indizes
Sachbegriffe
Nachweise
Literatur
- Peter Blum, Staatliche Armenfürsorge im Herzogtum Nassau 1806-1866, Wiesbaden 1987; Norbert Zabel (Hrsg.), Die Orden im Bezirk Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus 1992
Kalender
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Pauperismus im Herzogtum Nassau, 1820-1850“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6262_pauperismus-im-herzogtum-nassau> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/6262