Rückführung der unter Kaiser Napoleon in Kassel geraubten Kunstwerke aus Paris
Ereignis
Was geschah
Nachdem die französischen Truppen am 1. November 1806 die kurhessische Residenzstadt Kassel erreicht hatten, folgte ihnen umgehend der Generaldirektor des Pariser „Musée Napoléon“ (Louvre) Dominique-Vivant Denon (1747–1825), der aus den kurfürstlichen Sammlungen Kunstwerke auswählte, die nach Paris geschickt werden sollten. Der Rettungsversuch des Kurfürsten Wilhelm I. (1743–1821), der kurz vor seiner Flucht 48 Gemälde und diverse Kunstgegenstände sorgfältig verpacken und in der Sababurg einmauern ließ, scheiterte und die Kisten wurden umgehend nach Mainz zu Kaiserin Joséphine (1763–1814) geschickt, die sie nach Schloss Malmaison bei Paris mitnahm. 21 dieser Gemälde gelangten nach ihrem Tod in den Besitz des russischen Zaren Alexander I. (1777–1825). Zahlreiche weitere Kunstwerke aus der kurfürstlichen Gemäldegalerie, die sich damals im Schloss Bellevue befand, sowie dem Museum Fridericianum wählte Denon im Januar 1807 aus. Im Oktober 1807 wurden die in Deutschland beschlagnahmten Kunstwerke im Louvre öffentlich ausgestellt.
Nach der endgültigen Niederlage Napoleons bei Waterloo im Juni 1815 intensivierte der kurhessische Legationssekretär Jacob Grimm (1785–1863) die Bemühungen um die Rückgabe der aus den Sammlungen in Kassel abtransportierten Kunstwerke und Handschriften. Bereits im April 1814 hatte Kurfürst Wilhelm I. den Direktor des Museum Fridericianum Johann Ludwig Völkel (1762–1829), den Inspektor der Gemäldegalerie Ernst Friedrich Ferdinand Robert (1763–1843) und den Geheimen Regierungsrat und Kammerherrn Georg Ferdinand von Lepel (1779–1873) damit beauftragt, sich um die Rückführung der Kunstschätze zu bemühen. Nach dem zweiten Pariser Frieden konnte schließlich im Oktober 1815 ein Großteil der „Beutekunst“ wieder nach Kassel überführt werden. Einiges ging jedoch für immer verloren.
(UH)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Bénédicte Savoy, Kunstraub. Napoleons Konfiszierungen in Deutschland und die europäischen Folgen. Mit einem Katalog der Kunstwerke aus deutschen Sammlungen im Musée Napoléon, Wien 2010
- Thorsten Smidt, Der Kunstraub in Kassel, in: König Lustik!? Jérome Bonaparte und der Modellstaat Königreich Westphalen, Ausstellungskatalog Kassel, München 2009 S. 38-45
Weiterführende Informationen
Kalender
Siehe auch
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Personen
- Hessische Biografie: Grimm, Jacob
- Hessische Biografie: Lepel, Georg Ferdinand von
- Hessische Biografie: Robert, Karl Friedrich Ferdinand
- Hessische Biografie: Völkel, Ludwig
- Hessische Biografie: Wilhelm I., Hessen-Kassel, Kurfürst
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Rückführung der unter Kaiser Napoleon in Kassel geraubten Kunstwerke aus Paris, Oktober 1815“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6103_rueckfuehrung-der-unter-kaiser-napoleon-in-kassel-geraubten-kunstwerke-aus-paris> (aufgerufen am 25.11.2025)
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