Heydau, Zisterzienserinnenkloster
Basisdaten
Die Klosteranlage Heydau, gegründet vor 1235 durch die Herren von Treffurt, gehört nach einer langen Restaurierungsphase (1986-2001) zu den am besten erhaltenen Zisterzienserinnenklöster in Hessen. Es gehört heute der Gemeinde Morschen. Ein Förderverein kümmert sich seit 1990 um die Unterhaltung und Verwaltung des ehemaligen Klosters und Schlosses Haydau. Er sieht seine Aufgabe in der Erhaltung der Bausubstanz, der Gestaltung des Klostergartens, sowie in der Belebung des Klosterkomplexes durch die Organisation von Bildungs- und Kulturveranstaltungen.
Orden
Zisterzienserinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat Fritzlar, St. Peter
Typ
Frauenkloster
Territorium
- 1350: Landgrafschaft Hessen
- 1567: Landgrafschaft Hessen-Kassel
- vgl. Altmorschen
Historische Namensformen
- capella, quae dicitur Heide (1235) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 4]
- cenobium,quod dicitur Heithe (1244) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 6 = Ziegenhainer Regesten online Nr. 1379]
- monasterium, quod dicitur Mirica (1253)
- monasterium in sancti marie in Heidei (1256)
- monasterium in Mirica ordinis cisterciensis (1257) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 17 = Ziegenhainer Regesten online Nr. 1382]
- monasterium sanctimonialium in Heyde (1265, 1275, 1298, 1300, 1319)
- monasterium de Heyde (1275, 1370)
- monasterium sanctimonialium Heyda (1275, 1292)
- monasterium Miricensis (13. Jahrhundert)
Lagebezug
12 km südlich von Melsungen
Lage
Das Kloster liegt nahe an einer Fuldafurt auf einer hochwasserfreien Erhebung an einer Kreuzung von zwei wichtigen Handelsstraßen nach Westen.
Geschichte
Vor 1235 wird das Kloster von Hermann v. Treffurt und seiner Frau Jutta gegründet und gehört nachweislich seit 1257 zum Zisterzienserorden. Stiftungen und Schenkungen von Familienmitgliedern derer von Hessen, Spangenberg und des ortsansässigen Adels begründen den Klosterbesitz, den der Konvent durch Zukäufe vergrößert. Neben den Einkünften aus der Landwirtschaft leben die Nonnen von dem Verkauf von Produkten aus der Tuchherstellung und Marienfiguren.
Es wird immer wieder in die Auseinandersetzungen zwischen den Landgrafen von Hessen, dem Abt von Fulda und dem Erzbischof von Mainz einbezogen und leidet unter Brandschatzung, Viehraub und Plünderungen, die auch nicht durch päpstliche Schutzbriefe verhindert werden. Das Kloster entwickelt sich zu einem wichtigen Wallfahrtsort. Es wird 1492 durch den Abt von Walkenried visitiert, wird 1493 durch Landgraf Wilhelm I. reformiert, mit Nonnen aus Kentrup besetzt und tritt der Bursfelder Kongregation bei.
Im Bauernkrieg (1525/25) wird das Kloster geplündert, in der Homberger Synode 1526 die Auflösung beschlossen; 1527 werden alle Nonnen abgefunden.
Die Klosteranlage wird durch die Landgrafen als Jagd- und Lustschloss genutzt, mehrfach erweitert durch repräsentative Gebäudeteile und Parkanlagen.
Gründungsjahr
vor 1235
Gründer
Hermann v. Treffurt und seine Frau Jutta
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Für das Jahr 1517 werden 70 Klosterleute genannt. Die Abfindungsprotokolle von 1527 und 1528 listen neben meist adligen Frauen auch einige Laienschwestern und eine Jüdin auf.
Pfarrrechte
1318 Inkorporation der Pfarrkirche von Altenmorschen durch den Erzbischof von Mainz
Patrozinien
Maria
Archivgeschichte
aktueller Stand bei Holger Sturm, Artikel Heydau Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 81-82
Besitz
Eine Liste des Grundbesitzes in folgenden Orten findet sich im Staatsarchiv Marburg (Repertorium zu den Urkunden des Klosters Heydau): Allendorff, Amelbach, Ahe, Baumbach, Bebra, Beiseförth, Beisheim, Bergheim, Berneburg, Binsförth, Bischofferode, Borken, Braach, Breitenbach oder Breitenbach am Herzberg, Breitingen, Bronderode, Bune, Burghofen, Cappel, Koerle, Dorrenbach, Elbersdorf, Oberellenbach, Elfershausen, Großenenglis, Eschwege, Eubach, Felsberg, Friemen, Fritzlar, Gehau oder Gehau, Gleichenstein, Grebendorf, Grunenberg, Ober- und Niedergude, Gudensberg, Guttels, Habischeit, Hasmerade, Harle, Harleshausen, Heydau, Heidelbach, Heiligenrode, Heina, Heinebach, Herbsleben, Herlefeld, Herzfeld, Hertingshausen, Hesserode, Holzheim, Homberg (Efze), Hopfelde, Hudingsdorf, Iba, Imshausen, Jestädt, Kalplatz, Kassel, Niederkaufungen, Königswald, Konnefeld, Landefeld, Leimbach, Licherode, Lumerode, Lispenhausen, Lüdersdorf, Malsfeld, Marles, Mosheim, Merzhausen, Obermöllrich, Merxhausen, Metzebach, Melsungen, Altmorschen, Mörshausen (Homberg), Mühlenhausen, Muterode, Nausis (Spangenberg) oder Nausis (Neukirchen) oder Nausis (Knüllwald), Netra, Oberbeisheim, Oedelshausen, Ostheim oder Ostheim, Ozichendorff, Pfieffe, Rangerod, Rittershain, Rotenburg an der Fulda, Rockenhausen, Rudolshausen, Schemmern, Schönewald, Schwarzenhasel, Schwebda, Schwerzelfirth, Soltza, Spangenberg, Sterkelshausen, Sigeln, Todenhausen, Treysa, Vockerode oder Vockerode-Dinkelberg, Niedervorschütz, Wassenhausen, Wichte, Weidelbach, Wolfstein Nach der Aufhebung des Klosters 1527 wird das Vermögen teilweise für Pfarreien und karitative Aufgaben, das meiste für die Hof- und Landesverwaltung verwendet.
Ausstattung
Gebäude
Im 17. Jahrhundert Bau des Herrenhauses und der Orangerie durch Landgraf Moritz von Hessen; seit 1817 Nutzung der Klosterkirche als Pfarrkirche durch die Gemeinde Morschen; nach 1866 bis 1937 Staatsdomäne; Gefangenenlager im 2.Weltkrieg; Flüchtlings- und Aussiedlerunterkunft nach dem Zweiten Weltkrieg; 2009 grundlegende Renovierung, seitdem Nutzung als Tagungs- und Kongresszentrum.
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- aktueller Stand bei Holger Sturm, Artikel Heydau
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 81-82
Gedruckte Quellen
- aktueller Stand bei Holger Sturm, Artikel Heydau
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 81-82
Literatur
- aktueller Stand bei Holger Sturm, Artikel Heydau, S. 954-975
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 81-82
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Siehe auch
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Orte
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- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Heydau, Zisterzienserinnenkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/7739_heydau-zisterzienserinnenkloster> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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