Klage des Pfarrers Dietrich Bermann zu Hasselbach gegen den Juden Simon Michel
Stückangaben
Regest-Typ
Protokolleintrag
Regest
Der Pfarrer Dietrich Bermann aus Hasselbach (Hesselbach) klagt vor der Kanzlei Marburg gegen den Juden Simon Michel [aus Gleiberg?], der ihn wie einen des Landes Verwiesenen hat verfolgen und auf freier Straße ergreifen und pfänden lassen. Außerdem hat er ihn genötigt, eine neue Schuldverschreibung über 61 fl. auszustellen und dabei Zinsen von 31 fl. zu akzeptieren.
Der Beklagte erklärt, daß er dem Pfarrer vor acht Jahren 30 fl. geliehen, mit dem Geschäft aber viel Last gehabt hat. Dabei hat er statt des jungen Hellers, den er von Bermann als Ausländer pro Woche und Gulden hätte fordern können, kaum einen halben Heller Zinsen verlangt.
Weil der Pfarrer nicht zahlte, hat Simon Michel die Obrigkeit zu Gießen und Gleiberg ersucht, ihn festzunehmen, wenn er sich im Hüttenberg antreffen ließe. Als der Gießener Schultheiß Bermann dann in einem Wirtshaus der Stadt festgenommen hat, ist der Pfarrer trotz des gegebenen Versprechens, am Ort zu bleiben, heimlich entwichen, worauf ein neuer Haftbefehl gegen ihn ergangen ist. Simon Michel legt eine amtlich bestätigte Schuldverschreibung über 55 fl. vor.
Dazu sagt Bermann, daß er seinerzeit gar nicht begriffen hat, daß der betrunkene Schultheiß ihn verhaften wollte. Er war vielmehr der Meinung, er sollte auf eine Nachricht warten und ist nach zwei Stunden vergeblichen Ausharrens gegangen.
Er bestätigt, daß er mit Simon Michel abgerechnet hat, wobei dieser 61 fl. gefordert, der Kanzler ihm aber nur 55 fl. zugestanden hat. Trotzdem glaubt sich der Pfarrer übervorteilt, weil er auf die ursprünglich 30 fl. bereits folgende Abschlagslieferungen gemacht hat:
4 Achtel [Korn?] für 14 fl., 1 Achtel Erbsen für 4 fl., 1/2 Achtel Linsen für 2 fl., 1 "weg" für 1 Taler, Leintuch für 2 1/2 fl., 2 Maß Essig für 8 Albus, 1/2 Meste "gbacken breien" für 3 Albus, 1 Meste Kuchenrädlein für 2 Albus 2 Denar, grünes Tuch für 1 fl., zwei hebräische Bücher für 1 fl., eine Gans für 7 Albus, einen Becher für 16 fl., den ihm der Jude für 10 fl. zurückgegeben und ihn dabei um 6 fl. betrogen hat.
Simon Michel erklärt dazu daß diese Lieferungen von der Anfangsschuld von 40 fl. 6 [Albus] bereits abgerechnet worden sind, wobei er seinerseits noch einen Kessel für 5 Taler und eine Büchse für 3 Taler 1 Ort in Anrechnung bringt, die der Pfarrer von ihm bekommen hat.
Archivangaben
Altsignatur
.
Arcinsys-ID
Archivkontext
Indizes
Personen
Orte
Sachbegriffe
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Bezugsort)
Orte
- Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
- Urkataster+
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Klage des Pfarrers Dietrich Bermann zu Hasselbach gegen den Juden Simon Michel“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/5590_klage-des-pfarrers-dietrich-bermann-zu-hasselbach-gegen-den-juden-simon-michel> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/qjg/5590