Klage der Juden zu Assenheim über Beschwerungen durch die Grafen von Isenburg und ihre Diener
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Klage der Juden zu Assenheim über Beschwerungen durch die Grafen von Isenburg und ihre Diener
Am 22. September wenden sich die Juden von Assenheim an die Regierung Hanau und berufen sich auf eine Vereinbarung, die zu Zeiten ihrer Eltern mit weiland Graf Johann von Isenburg getroffen wurde, als die Forderungen, die die Isenburger und ihre Diener bei ihren Aufenthalten zu Assenheim stellten, unerträglich geworden waren. Nach diesem Vergleich sollten die Juden jedem Isenburger und seinen Dienern 1 fl. zahlen, wenn ihr Weg sie von Hause aus über Assenheim führte; zogen sie nach Hause zurück, brauchten ihnen die Juden nichts zu zahlen. Neuerdings fordern aber die Isenburger den Gulden bei jedem Aufenthalt in Assenheim, so daß die Judenschaft in einem Jahr bereits 20 fl. und kürzlich an drei aufeinanderfolgenden Tagen 3 fl. bezahlen mußte. Auf diese Weise erhalten die Isenburger von den Juden mehr Geld als die hanauische Schutzherrschaft.
Am 8. Oktober klagen die Juden vor der Kanzlei Hanau, daß Graf Otto von Isenburg, als ihm bei seinem Aufenthalt zu Assenheim am 4. Oktober der geforderte Gulden verweigert wurde. durch einen Diener im Haus des Juden Joseph gewaltsam zwei Schenkkannen von der Kannenbank hat nehmen und dem Wirt für 1 fl. versetzen lassen. Darauf wird der Keller zu Assenheim angewiesen, unverzüglich für die Rückgabe der Kannen zu sorgen. Gleichen Tages ergeht ein Schreiben an die Gräfinwitwe Anna und an Graf Reinhard zu Isenburg mit der Bitte, die Assenheimer Juden künftig unbeschwert zu lassen, da diese andernfalls ihren Abzug androhen.
Am 3. Februar 1552 klagen die Assenheimer Juden erneut über die Guldenforderung der Isenburger Grafen, "deren dan diser zeith viel sein". Eine unter Berufung auf die Grafen von Hanau erklärte Zahlungsverweigerung ist zunächst akzeptiert worden, doch hat Graf Reinhard von Isenburg bei seinem letzten Aufenthalt erklärt, ihm stehe zu, was auch seinem Vater als regierendem Grafen zugestanden habe, und hat die Juden. die nicht zahlen wollten, für 3 fl. pfänden lassen. Graf Reinhards Brüder, die darauf den Gulden ebenfalls verlangt haben, haben sich zwar noch einmal abweisen lassen. aber gedroht, beim nächsten Durchzug alle vermeintlich rückständigen Zahlungen auf einmal einzutreiben. Die Juden, die ihre Hantierung, "meiste schulden und zum theil nehrung" in der Grafschaft Isenburg haben, erklären, daß sie sich nicht in Assenheim halten können, wenn sie mit den Grafen in Unfrieden leben, und schlagen einen Vergleich vor, wonach sie den Gulden nur dem jeweils regierenden Grafen zahlen wollen. Darauf fordern Graf Philipp und Graf Reinhard von Hanau noch am gleichen Tage Graf Reinhard von Isenburg auf, den Juden die beschlagnahmten Pfänder zurückzugeben und sie künftig unbeschwert zu lassen.
Am 4. Februar antwortet Graf Reinhard mit dem Vorschlag eines Austrags in dieser Sache, sofern man ihn nicht bei dem seit unvordenklichen Zeiten bestehenden Recht, 1 fl. zu fordern, belassen will.
Am 4. Mai beschweren sich die Juden erneut über die Guldenforderungen der zahlreichen Grafen von Isenburg, die ihnen, wenn die Zahlung verweigert wird, für den Gulden Pfänder im Wert von 4 fl. aus den Häusern holen lassen. Als sie auf Weisung von Graf Philipp von Hanau Graf Reinhard von Isenburg zweimal den Gulden verweigert haben, "hat man wuest mit uns hauß gehalten" und gedroht, künftig werde es noch ärger werden, so daß sogar Tätlichkeiten zu fürchten sind. Die Juden erbitten die Erlaubnis. Graf Reinhard den Gulden zumindest solange zahlen zu dürfen. bis eine Einung zwischen Isenburg und Hanau stattgefunden hat. Die Bitte wird abgewiesen. Gleichen Tages wird Graf Reinhard aufgefordert, den Juden das abgenommene Pfandgut im Wert von 7 - 8 fl. zurückzugeben. Graf Philipp und Graf Reinhard von Hanau schlagen ein Austrägalgericht mit Graf Philipp d.Ä. von Nassau als Schiedsmann vor.
Indizes
Personen
- Hanau-Münzenberg, Philipp III. von, Graf
- Hanau-Münzenberg, Reinhard von, Graf
- Isenburg-Büdingen, Johann V. von, Graf
- Isenburg-Büdingen, Anna von, Gräfin
- Isenburg-Büdingen, Otto von, Graf
- Isenburg-Büdingen, Reinhard von, Graf
- Nassau-Wiesbaden, Philipp I. von, Graf
- Joseph, zu Assenheim, Bruder des Heyum zu Assenheim, verheiratet mit Rachel, Vater des Lewe zu Ostheim und des Michel
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Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, CC BY-SA 4.0
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„Klage der Juden zu Assenheim über Beschwerungen durch die Grafen von Isenburg und ihre Diener“, in: Quellen zur jüdischen Geschichte <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/quellen-zur-juedischen-geschichte/alle-eintraege/3807_klage-der-juden-zu-assenheim-ueber-beschwerungen-durch-die-grafen-von-isenburg-und-ihre-diener> (aufgerufen am 25.11.2025)
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