Ereignis
Was geschah
Ursache des Preußisch-Österreichischen Krieges, der auch als zweiter Deutscher Einigungskrieg bezeichnet wird, war die Konkurrenz der beiden Mächte Österreich und Preußen innerhalb des Deutschen Bundes. Preußen strebte eine Neugestaltung des Bundes als Bundesstaat an, was von Österreich abgelehnt wurde. Die Verschärfung der Spannungen zwischen Österreich und Preußen hatten bereits im Frühjahr des Jahres 1866 zu Rüstungsbemühungen der Kontrahenten geführt. Kurz nach Bekanntgabe seiner Pläne zur Reform des Bundes am 10. Juni 1866 marschierte Preußen in das von Österreich verwaltete Herzogtum Holstein ein.
Die politischen Entwicklungen zwangen das Kurfürstentum Hessen-Kassel als Mitglied des Deutschen Bundes, sich zu positionieren. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1802–1875) fühlte sich Österreich verbunden, da seine Ehefrau Gertrude (1803–1882), die als geschiedene Bürgerliche als nicht standesgemäß galt, von Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) in den Stand einer Fürstin von Hanau und zu Horzowitz erhoben worden war. Die Stimmung in der Bevölkerung Kurhessens war propreußisch, die kurhessischen Stände und die kurfürstlichen Minister lehnten die vom Deutschen Bund auf das Drängen Österreichs beschlossene Mobilmachung ab und sprachen sich für den Anschluss an Preußen aus, wobei die Selbständigkeit Kurhessens weitgehend beibehalten werden sollte.
Am 14. Juni durchziehende österreichische Truppen waren am Bahnhof in Kassel mit Musik und militärischen Ehren begrüßt worden, den tags zuvor durchziehenden Preußen war hingegen kein Empfang bereitet worden. Einen Tag später erging das preußische Ultimatum, Kurhessen solle entweder jegliche Mobilisierung sofort stoppen und sich auf die Seite Preußens stellen, andernfalls drohe Krieg und die Absetzung des Kurfürsten als Staatsoberhaupt. Am 19. Juni rückte von Wetzlar herkommend General von Beyer (1812–1889) mit preußischen Truppen in Kassel ein. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. wurde vor die Wahl gestellt, ein Bündnis mit Preußen einzugehen oder in Kriegsgefangenschaft genommen zu werden. Letztlich erfolgte die Annexion Kurhessens durch Preußen, der Kurfürst wurde als einziges deutsches Staatsoberhaupt in Kriegsgefangenschaft genommen und die Regierung zunächst von einem Militärgouverneur übernommen. Von September 1866 bis zu seinem Tode lebte Friedrich Wilhelm im böhmischen Exil.
(CS)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Burmeister, Ingmar Arne, Annexion, politische Integration und regionale Nationsbildung. Preußens „neuerworbene Provinzen: Kurhessen in der Reichsgründungszeit 1866–1881, Darmstadt 2012
- Lemberg, Margret (Hg.), Kurhessen wird preußisch: Ursachen und Auswirkungen der Annexion von 1866 und die preußische Provinz Hessen-Nassau bis 1918, Fuldatal 1995
- Seier, Hellmut, Das Kurfürstentum Hessen, in: Handbuch der hessischen Geschichte, Bd 4, 2, Marburg 2003, S. 1-183
- Wikipedia: Deutscher Krieg (eingesehen am 01.11.2024)
Weiterführende Informationen
Kalender
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Personen
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Die Annexion Kurhessens durch Preußen, Juni 1866“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7648_die-annexion-kurhessens-durch-preussen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/7648
