Gründung der „Hessischen Renitenz“ um Wilhelm Vilmar in Melsungen

 
Bezugsort(e)
Melsungen
Epoche
Kaiserreich
Themenbereich
Kirche und Religion

Ereignis

Was geschah

Am 6. Juli 1872 hatte Wilhelm Hopf (1842–1921) die Zeitung „Hessische Blätter“ in Melsungen gegründet, die die alt-hessische Opposition verkörperte und die in 1870 verbotene polemische „Hessische Volkszeitung“ von Adam Trabert (1822–1914) ersetzen sollte. Letztere richtete sich gegen die liberale „Hessische Morgenzeitung“ um Friedrich Oetker (1809–1881). Am 28 Juli 1873 protestieren 43 niederhessische Pfarrer gegen Rechtmäßigkeit der preußischen Neuordnung der Kirchenverwaltung in Kassel, wodurch die „Hessische Renitenz“ unter Leitung des Metropolitans Wilhelm Vilmar (1804–1884) in Melsungen gegründet wurde. Diese Neuordnung legte nicht nur die Konsistorien Hanau, Kassel und Marburg zusammen, was in einer konfessionellen Mischung von Lutheranern, Reformierten und Unierten resultierte, sondern gab auch der neuen Regierung ein demokratisches Mitbestimmungsrecht in der Kirche. Vilmars Politik war patriotisch, kirchlich konservativ und antiliberal, er gründete bereits im November 1850 den „Kurhessischen Treubund“ und beteiligte sich in den 1860er Jahren am „Hessenverein“. Die Renitenz selbst war mit den „Hessischen Blättern“ eng verbunden, die vom ehemaligen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. (1802–1875) aus dem böhmischen Exil finanziert wurde, und schreckte nicht vor Strafen zurück. Hopf wurde vom ehemaligen Kurfürsten durch Adolf Schimmelpfeng (1837–1923) aus der althessischen Opposition angeworben. Grund für die Propaganda war die Anerkennung der Annektion durch Friedrich Wilhelm (1820–1884) am 26. März 1873. Am 12. November 1873 wurde Vilmar entlassen und 1876 sogar im Alter von 72 Jahren wegen widerrechtlicher kirchlicher Amtshandlungen ins Gefängnis abgeführt. Auch Hopf war 1874 für vier Monate im Gefängnis von Ehrenbreitstein. Am 6. Januar 1875 verstarb der ehemalige Kurfürst von Hessen Friedrich Wilhelm, Mitregent in Kassel seit 1831 und als Kurfürst regierend von 1847 bis 1866, im böhmischen Exil in Prag und wurde mit kaiserlichen Zustimmung in Kassel bestattet.
(StH)

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Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Gründung der „Hessischen Renitenz“ um Wilhelm Vilmar in Melsungen, 28. Juli 1873“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6602_gruendung-der-hessischen-renitenz-um-wilhelm-vilmar-in-melsungen_gruendung-der-hessischen-renitenz-um-wilhelm-vilmar-in-melsungen> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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