Friedrich Preller d. J. entdeckt das „Malerdorf“ Kleinsassen in der Rhön

 

Ereignis

Was geschah

Seit den 1850er Jahren entdeckten deutsche Landschaftsmaler, die zunehmend in die freie Natur ausschwärmten, auch die Mittelgebirgslandschaft der Rhön und das am Fuße der Milseburg gelegene Dorf Kleinsassen. Als 1858 der von seinem Vater in Weimar ausgebildete junge Kunststudent Friedrich Preller d. J. (1838–1901) mit einem Freund nach Kleinsassen kam, notierte er beeindruckt in seinem Tagebuch: „Nie werde ich das zauberhafte Bild vergessen, das sich uns überraschend darbot. Über bewaldete Höhen hinweg sahen wir im Abendglühen ein weit hingestrecktes Land mit Ortschaften, Klöstern und Schlössern vor uns ausgebreitet, in weiter Ferne abgeschlossen durch die sanften Linien des Vogelberges und des Taunus“0=Zitiert nach Paul Birkenbach, Künstlerleben, Lebenskünstler. Paul Klüber, Julius von Kreyfeldt und das Malerdorf Kleinsassen, Fulda 1994, S. 24. Bereits im folgenden Jahr kehrte er wieder und brachte unter anderem seinen Weimarer Kollegen Ferdinand von Harrach (1832–1915) mit. Die ersten Künstler waren schon 1843 im Kleinsassener Gasthaus abgestiegen, wie die Einritzungen in den Butzenscheiben dokumentieren. Erhalten sind zudem Alben mit Künstlerzeichnungen (Vonderau-Museum Fulda), deren frühestes in das Jahr 1848 datiert ist. Vor allem in den Sommermonaten besuchten demnach zahlreiche Maler und Studentengruppen aus den Akademiestädten Dresden, Weimar, Leipzig, München und Düsseldorf den Ort und hielten die Landschaft und ihre Bewohner in ihren Werken fest. Namentlich bekannt sind etwa vierzig Künstler, die bis zur Jahrhundertwende zu künstlerischen Studien in Kleinsassen weilten. So verbrachte unter anderem der aus Lauterbach stammende und in Düsseldorf tätige Landschaftsmaler Fritz Ebel (1835–1895) 1867 drei Monate hier und studierte vor allem die Buchenwälder der Region. Vom Jahr 1881 an brachte Friedrich Preller, der inzwischen Akademieprofessor in Dresden geworden war, bei seinen Besuchen häufig eine größere Anzahl von Schülern mit. 1883 reiste erstmalig der Düsseldorfer Akademieschüler Julius von Kreyfelt (1863–1947) an, der sich 1887 dauerhaft in Kleinsassen niederließ und die Erbin des Gasthofes heiratete. Er war einer der produktivsten Maler und entwickelte sich zur zentralen Figur der Künstlergemeinschaft. Um die Jahrhundertwende baute er in Kleinsassen ein vierstöckiges Gästehaus, das auch Ateliers enthielt. 1908 kam der seit 1887 eng mit der Willingshäuser Künstlerkolonie verbundene Dresdner Akademieprofessor Carl Bantzer (1857–1941) mit einer großen Gruppe von Schülern hierher. Freiluftstudien in der Natur waren ein wichtiger Bestandteil seiner Ausbildung. Bis zum Ersten Weltkrieg fand im Malerdorf Kleinsassen ein reges Künstlerleben statt.
(UH)

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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„Friedrich Preller d. J. entdeckt das „Malerdorf“ Kleinsassen in der Rhön, 1858“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6445_friedrich-preller-d-j-entdeckt-das-malerdorf-kleinsassen-in-der-rhoen> (aufgerufen am 26.11.2025)

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