Das Lyceum Fridericianum in Kassel wird verstaatlicht
Ereignis
Was geschah
Das Friedrichsgymnasium in Kassel geht auf die im Jahr 1539 gegründete städtische Lateinschule zurück, die im Kreuzgang der Martinskirche untergebracht war. Da die Räumlichkeiten abgebrochen werden mussten, schenkte Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel (1720–1785) der Schule 1776 ein angemessenes Gebäude in der Königsstraße und gründete zugleich das „Lyceum Fridericianum“, das die Schüler auf ein Universitätsstudium vorbereiten sollte.
Unter der französischen Regierung wurde im Oktober 1812 eine sogenannte Bürgerschule gegründet und mit dem Lyceum verbunden, wobei auf die gemeinsamen Elementarklassen ein gymnasialer und ein „realer“ Zweig aufbauten. 1823 wurde diese Verbindung wieder gelöst.
Im Zuge der kurhessischen Gymnasialreform gründete die kurhessische Regierung im Mai 1835 ein Landesgymnasium mit vier Klassen in Kassel. Direktor war der Altphilologe Dr. Carl Friedrich Weber (1794–1861). Das Lyceum Fridericianum sollte hingegen zu einem Progymnasium zurückgestuft werden. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen und einem längeren Rechtsstreit zwischen der Staatsregierung und der Stadt Kassel. Am 11. Januar 1840 wurde das Lyceum Fridericianum schließlich verstaatlicht und mit dem 1835 gegründeten Landesgymnasium vereinigt.
Um dem Raummangel angesichts der wachsenden Schülerzahlen grundlegend abzuhelfen, plante Oberbaurat Johann Conrad Rudolph (1784–1844) nun ein neues Gebäude auf dem rückwärtigen Gartengelände des alten Lyceums mit Front zur damaligen Garde-du-Corps-Straße (heute Wolfsschlucht). Nach zweijähriger Bauzeit konnte das Schulgebäude, das erst 1886 durch kaiserliches Dekret in „Friedrichsgymnasium“ umbenannt wurde, im Oktober 1842 bezogen werden.
Zu den Schülern zählten im 19. Jahrhundert neben den Brüdern Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) der Architekt Friedrich Lange (1811–1870), der Politiker Wilhelm Schenck zu Schweinsberg (1809–1874) sowie Kaiser Wilhelm II. (1859–1941), der hier 1877 sein Abitur ablegte.
(UH)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
Weiterführende Informationen
- Bildindex der Kunst und Architektur, Friedrichsgymnasium Kassel
- Johann Conrad Rudolph, Kassel, Friedrichsgymnasium, Lageplan zur Neugestaltung des Geländes, MHK Graph. Sammlung
- Johann Conrad Rudolph, Kassel, Friedrichsgymnasium, Entwurf, MHK Graph. Sammlung
- Wikipedia: Friedrichsgymnasium(Kassel) (eingesehen am 4.5.2023)
Kalender
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Personen
- Hessische Biografie: Friedrich II., Hessen-Kassel, Landgraf
- Hessische Biografie: Grimm, Jacob
- Hessische Biografie: Grimm, Wilhelm
- Hessische Biografie: Lange, Johannes Friedrich
- Hessische Biografie: Rudolph, Johann Conrad
- Hessische Biografie: Schenk zu Schweinsberg, Wilhelm Christian Carl
- Hessische Biografie: Weber, Karl Friedrich
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Das Lyceum Fridericianum in Kassel wird verstaatlicht, 11. Januar 1840“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6304_das-lyceum-fridericianum-in-kassel-wird-verstaatlicht_das-lyceum-fridericianum-in-kassel-wird-verstaatlicht> (aufgerufen am 26.11.2025)
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