Justus Liebig erhält eine Professur in Gießen

 

Ereignis

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Der erst 21-Jährige Justus Liebig (1803–1873) wird am 26. Mai 1824 von Großherzog Ludewig I. (1753–1830) zum außerordentlichen Professor für Chemie an der Ludwigs-Universität in Gießen ernannt; bereits im Jahr darauf wird er dort zum ordentlichen Professor für Chemie und Pharmazie ernannt. Der gebürtige Darmstädter hatte nach einem Studium der Chemie in Bonn und Erlangen ab 1822 mit einem großherzoglichen Stipendium an der damals für sein Fach bedeutenden Sorbonne in Paris studiert und war 1823 in Erlangen promoviert worden. In Gießen reformierte er den Studiengang der Chemie, indem er einen systematischen Studienplan anlegte und seine Vorlesungen durch praktische Übungen ergänzte. Zudem lieferte er zahlreiche wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Chemie, wobei es ihm stets wichtig war, wissenschaftliche Erkenntnisse auch praktisch anzuwenden. In einem ehemaligen Wachhaus auf dem Seltersberg richtete ihm die Universität ein modernes Laboratorium ein, das 1839 noch durch einen Anbau erweitert wurde. 1831 entwickelte er den „Fünfkugelapparat“, der eine zuverlässige Elementaranalyse von organischen Stoffen, das heißt die Feststellung, welche chemischen Elemente (insbesondere Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff) in dieser Verbindung vorhanden sind, ermöglichte. Mit seinem bahnbrechenden Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“, in dem er die Mineraldüngung des Ackerlandes propagierte, erregte er großes Aufsehen. Liebigs Lehrmethode, seine Entdeckungen und Schriften machten ihn schnell auch international bekannt, sodass neben vielen Deutschen auch zahlreiche Ausländer nach Gießen kamen, um seine Vorlesungen über Chemie und Pharmazie zu hören. Zu seinen Schülern zählten unter anderem der Wegbereiter für die Entwicklung der Anilinfarbstoffe in England August Wilhelm von Hofmann (1818–1892) und der später in Bonn lehrende August Kekulé (1829–1896), dessen Benzoltheorie die gezielte Herstellung synthetischer Farbstoffe ermöglichte. 1852 nahm Liebig eine Professur für Chemie an der Universität in München an, wo er unter anderem den 1853 erstmals als Stärkungsmittel verabreichten „Liebigs-Fleischextrakt“ entwickelte, der später in der ganzen Welt verbreitet wurde. Nach seinem Tode ehrte man den 1845 zum Freiherren geadelten Forscher in Hessen unter anderem durch eine 1877 in Darmstadt aufgestellte Bronzebüste und 1890 durch ein lebensgroßes Denkmal in Gießen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die neue Hochschule in Gießen ihm zu Ehren in „Justus-Liebig-Hochschule für Bodenkultur und Veterinärmedizin“ benannt, woraus nach dem Wiedererlangen des vollen Universitätsstatus 1957 die „Justus-Liebig-Universität“ wurde.
(UH)

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

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„Justus Liebig erhält eine Professur in Gießen, 26. Mai 1824“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6183_justus-liebig-erhaelt-eine-professur-in-giessen_justus-liebig-erhaelt-eine-professur-in-giessen> (aufgerufen am 28.11.2025)

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