Louis Spohr wird Hofkapellmeister in Kassel
Ereignis
Was geschah
Im Januar 1822 tritt Louis Spohr (1784-1859) sein Amt als Hofkapellmeister am Hoftheater in Kassel an. Bereits zwischen 1817 und 1819 war der berühmte Violinvirtuose als leitender Kapellmeister am Stadttheater in Frankfurt am Main tätig gewesen.
Als Kapellmeister formte er die Kasseler Hofkapelle zu einem Orchester von hohem Rang. Allein in den ersten Jahren seiner Tätigkeit brachte er vierzig neue Opern auf den Spielplan. Am 18. Juli 1823 wurde in Kassel seine Oper „Jessonda“ uraufgeführt, Spohrs erfolgreichste Oper, die über dreißig Jahre lang auch im Ausland aufgeführt wurde.
Mit seinen vielfältigen Aktivitäten prägte er zudem das Musikleben in der kurhessischen Residenzstadt nachhaltig. Der von Spohr kurz nach seinem Amtsantritt gegründete Cäcilienverein, ein Chor, der sich überwiegend aus Laien zusammensetzte, inspirierte ihn zur Komposition seines Oratoriums „Die letzten Dinge“, das nach der Uraufführung am 24. März 1826 in der lutherischen Kirche in Kassel zu einem der beliebtesten Werke bei deutschen Musikfesten des 19. Jahrhunderts wurde. Bei den Kammermusikabenden in seinem Haus vor dem Holländischen Tor traf die Kasseler Gesellschaft auf die durchreisenden Musiker, die Spohr ihre Aufwartung machten.
Der auch politisch und sozial engagierte Musiker gehörte dem Kasseler „Lesemuseum“, einem 1831 gegründeten Debattierklub an und gründete 1826 einen Sozialfonds für die mittellosen Angehörigen verstorbener Musiker. 1835 trat er dem neugegründeten Kunstverein für Kurhessen bei. 1847 wurde er zum Generalmusikdirektor ernannt. Sein pädagogisches Wirken – er hatte über 100 Geigenschüler – wurde später unter dem Begriff „Kasseler Schule“ zusammengefasst.
1883 wurde das ihm gewidmete Denkmal auf dem Opernplatz in Kassel unweit des alten Hoftheaters eingeweiht. Heute erinnert das Spohr-Museum in Kassel an sein Leben und Werk.
(UH)
Bezugsrahmen
Indizes
Nachweise
Literatur
- Kassel-Lexikon, Bd. 2, Kassel 2009, S. 219 f.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 215, 248, 250
- Louis Spohr. Avantgardist des Musiklebens seiner Zeit, hrsg. von der Stadtsparkasse Kassel Kassel 1979
- Louis Spohr, Lebenserinnerungen, nach den autographen Aufzeichnungen hrsg. von Folker Göthel, Tutzing 1968
Weiterführende Informationen
- HStAM Bestand 300 Nr. B 24/19
- StadtA KS Bestand S 3 Nr. 806
- Streichquartett mit Louis Spohr, Zeichnung, Spohr-Museum, Kassel
- Spohr-Museum Kassel: Louis Spohr (eingesehen am 14.1.2025)
- Wikipedia: Louis Spohr (eingesehen am 14.1.2024)
- Wikipedia: Jessonda (eingesehen am 10.10.2022)
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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Louis Spohr wird Hofkapellmeister in Kassel, 14. Januar 1822“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/6168_louis-spohr-wird-hofkapellmeister-in-kassel> (aufgerufen am 25.11.2025)
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