Sehr gute Obsternte im Herbst 1943 führt zu Transportproblemen

Die geheimen SD-Berichte der SS zu Inlandsfragen vom 20. März 1944 behandeln rückblickend die Probleme der vorjährigen Obsterfassung und -versorgung. Die Rekordernte in weiten Teilen des Reiches stellte neue Anforderungen an Organisation und Transport. Die außerordentlich günstige Obsternte in Süd- und Südwestdeutschland hatte zur Folge, so heißt es im Bericht, daß sich weiteste Kreise der deutschen Bevölkerung selbst mit Obst aus diesen Gebieten versorgten. [...] Auch habe sich gezeigt, daß sehr viele Gefolgschaftsmitglieder¹ sogar aus Rüstungsbetrieben der Arbeit fernblieben und zum Obsteinkauf fuhren, ohne daß von den Betrieben etwas unternommen werden konnte. Teilweise seien sogar Betriebe dazu übergegangen, mehrere Einkäufer geschlossen in die Obstgebiete zu entsenden, um somit der Gefolgschaft eine Obstzuteilung zukommen zu lassen. ...
Vielfach seien die fahrplanmäßigen Züge in den Obstgebieten derartig überfüllt gewesen, daß stellenweise der Berufsverkehr sehr stark gehemmt worden wäre. Äußerungen von Bahnbeamten zufolge sei es keine Seltenheit gewesen, daß sich 200-500 Obsteinkäufer mit umfangreichen Koffern, Körben und Kisten in den Zügen aufgehalten hätten (Frankfurt/M.). Auch seien an einzelnen Tagen wiederholt dieselben Obstkäufer beobachtet werden, so daß manche Volksgenossen mehr Obst als Kartoffeln eingewintert hätten.
(OV)

1. Das heißt deutsche Zivilbeschäftigte. ↑

• Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938–1945, Bd. 16, S. 6427-6429

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

„Sehr gute Obsternte im Herbst 1943 führt zu Transportproblemen, 20. März 1944“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/4678_sehr-gute-obsternte-im-herbst-1943-fuehrt-zu-transportproblemen> (aufgerufen am 25.11.2025)

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