Georg August Zinn soll neuer hessischer Ministerpräsident werden
Ereignis
Was geschah
Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag und der erweiterte Landesausschuss der Partei in Wiesbaden beschließen in einer gemeinsamen Sitzung, den früheren hessischen Justizminister und jetzigen Bundestagsabgeordneten Georg August Zinn (1901–1976) für das Amt des Ministerpräsidenten vorzuschlagen. Die Entscheidung zwischen Zinn und Christian Stock (1884–1967), der 1946 zum ersten freigewählten Ministerpräsidenten wurde, fiel mit 47 zu 42 Stimmen, wobei die Stimmen der Fraktions- und Ausschussmitglieder des SPD-Bezirksverband Hessen-Nord (dessen Vorsitzender Zinn war) den Ausschlag gaben.
Vor dieser Abstimmung ist es zu heftigen Auseinandersetzungen in der Landes-SPD gekommen. In Vorfeld der Verhandlungen erklärte der Bundeszentralausschuss der SPD zwar, die Wahl des Ministerpräsidenten und die Regierungsbildung eine hessische Angelegenheit sei, der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher (1895–1952) teilt jedoch mit, dass er sich bei einer Wahl zwischen Christian Stock und Georg August Zinn für Zinn als neuen Ministerpräsidenten entscheiden müsse und dass er dessen Wahl für „zweckmäßig“ halte. An der Sitzung in Wiesbaden, bei der es zur Abstimmung kommt, nimmt auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer (1901–1963) teil, dessen Votum im Sinne Schumachers für die Wahl von entscheidender Bedeutung ist. Ollenhauer erklärt nach der Wahl Zinns, dass damit der sozialdemokratischen Bundespolitik Rechnung getragen werde.
Aus der Entscheidung für Georg August Zinn ergibt sich eine völlig veränderte Lage für die anstehende Bildung einer hessischen Landesregierung. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutet, dass Zinn das Justizministerium wieder vom Kultusministerium trennen und selbst mitverwalten werde. Der bisherige Innenminister Heinrich Zinnkann (1885–1973; SPD) werde sein Amt behalten, während das Kultusministerium, das Finanzministerium und das sogenannte Mammutministerium mit den Ressorts Arbeit, Wirtschaft und Landwirtschaft neu zu besetzen seien. Es sei ausgeschlossen, dass der bisherige Wirtschaftsminister Albert Wagner (1885–1974; SPD) auf sein Amt zurückkehre.
Die Zeitung berichtet aus dem Umgebung des neuen Ministerpräsidenten, die mit der Kabinettsbildung zusammenhängenden Personalfragen seien noch völlig in der Schwebe. Jedoch seien sicherlich Vorschläge aus Bonn, den Ministerialrat Heinrich Troeger (1901–1975; SPD) aus dem nordrhein-westfälischen Finanzministerium zum hessischen Finanzminister zu machen, zu beachten.
(OV/TK)
Bezugsrahmen
Nachweise
Literatur
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 419
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.12.1950, S. 1: Zinn neuer Hessischer Ministerpräsident: Der Wunsch Dr. Schumachers gab den Ausschlag bei der sozialdemokratischen Entscheidung
Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Erich Ollenhauer (eingesehen am 28.2.2018)
- Wikipedia: Kurt Schumacher (eingesehen am 28.2.2018)
Kalender
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Personen
- Hessische Biografie: Stock, Christian
- Hessische Biografie: Troeger, Heinrich
- Hessische Biografie: Wagner, Albert
- Hessische Biografie: Zinn, Georg August
- Hessische Biografie: Zinnkann, Heinrich
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Georg August Zinn soll neuer hessischer Ministerpräsident werden, 6. Dezember 1950“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/3565_georg-august-zinn-soll-neuer-hessischer-ministerpraesident-werden> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/edbx/3565