Friedberg

Die Lage von Friedberg (Hessen) im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Stadt
Lage und Verkehrslage
Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 10.5.1850, 9.11.1850). Endbahnhof der Eisenbahnlinien Hanau – Friedberg (Inbetriebnahme der Strecke 15.9.1881), Friedberg – Hungen – Nidda ("Horlofftalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1897) und Friedberg – Friedrichsdorf (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1901). Auch der Bahnhof Friedberg Süd ist Bahnhof der Linie Friedberg-Friedrichsdorf.
Ersterwähnung
1216
Historische Namensformen
- Wridburc, de (1216) [Urkundenbuch der Stadt Friedberg 1, S. 1 Nr. 1]
- Frideberg, in (1219) [Abschrift 1719 Urkundenbuch der Stadt Friedberg 1, S. 1 Nr. 3]
- Frideberc, in (1220) [Urkundenbuch der Stadt Friedberg 1, S. 1-2 Nr. 4]
- Vrideberch, de (1232) [Huyskens, Quellenstudien, S. 208-209 Nr. 63]
Bezeichnung der Siedlung
- cives (1219)
- civitas (1220)
- Römerkastell
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
- Dienheim
- Fauerbach
- Hockenmühle
- Neumühle
- Nieder-Straßheim
- Ziegelei
- Fauerbach, Hof (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Friedberg, Reichsburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Friedberg, Altenberger Hof (→ Klöster)
- Friedberg, Arnsburger Hof (→ Klöster)
- Friedberg, Aschaffenburger Faktorei des Stifts St. Peter und Alexander (→ Klöster)
- Friedberg, Augustinereremitenkloster (→ Klöster)
- Friedberg, Deutschordensniederlassung (Marburg) (→ Klöster)
- Friedberg, Dominikanertertiarinnen (→ Klöster)
- Friedberg, Engelthaler Hof (→ Klöster)
- Friedberg, Faktorei des Mainzer Domkapitels (→ Klöster)
- Friedberg, Franziskanerkloster (→ Klöster)
- Friedberg, Hainaer Hof (→ Klöster)
- Friedberg, Ilbenstädter Hof (→ Klöster)
- Friedberg, Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser (→ Klöster)
- Friedberg, Sachsenhäuser Deutschordenshof (→ Klöster)
- Friedberg, Terminei der Frankfurter Dominikaner (→ Klöster)
- Friedberg, Throner Hof (→ Klöster)
- Straßheim, Terminei der Friedberger Franziskaner (→ Klöster)
Burgen und Befestigungen
- An der Stelle eines Römerkastells nördlich der Stadt durch Wassergraben abgetrennte umfangreiche Burganlage.
- Reichsburg Friedberg
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3482624, 5577965
UTM: 32 U 482556 5576174
WGS84: 50.337395° N, 8.75488° O
Statistik
Ortskennziffer
440008040
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1350, davon 145 Acker, 54 Wiesen, 1152 Wald (Burg)
- 1854 (Morgen): 2285, davon 2114 Acker, 142 Wiesen, - Wald (Stadt)
- 1961 (Hektar): 1250, davon 0 Wald
Einwohnerstatistik
- 1961: 17311, davon 11976 evangelisch (= 69.18 %), 4705 katholisch (= 27.18 %)
- 1970: 16836
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Die Reichsstadt Friedberg befindet sich im Pfandbesitz der Burggrafschaft Friedberg
- 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Reichsstadt Friedberg (ohne die Burg und deren Gebiet)
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Stadt Friedberg
- 1820-1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Ämter Friedberg und Burg Friedberg
- 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Butzbach
- 1829-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Friedberg (verlegt aus Butzbach)
- 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Altkreis
Friedberg
Gemeindeentwicklung
Am 1.10.1901 Eingliederung der Gemeinde Fauerbach. 1.1.1961: Umgemeindung des Wohnplatzes Obermörler Weg (60 Einw.) von der Gemeinde Ockstadt Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Friedberg, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Friedberg.
Gericht
- 1821-1879: Landgericht Friedberg
- seit 1879: Amtsgericht Friedberg
Kirche und Religion
Ortskirchen
- um 1222: Pfarrer
- 1245: Burgkapelle
- 1345: Pfarrer in der Burgkapelle
Patrozinien
- Georg (Georgius); Antonius [1306] (Burg)
- Maria [1318]
Pfarrzugehörigkeit
1245: Trennung von der Mutterkirche in Straßheim und Erhebung zur eigenständigen Pfarrei mit der Friedberg-Burgpfarrei als Filial
1308: Trennung von Friedberg und Burgpfarrei
Patronat
1306: Reichsbesitz
1314: Ruprechtskloster bei Bingen
1560: Stadt Friedberg
Burg-Pfarrei:
1493: Burggraf und Burgmannen der Burg Friedberg
Beginen
a) Moniales urkundlich nachweisbar 1295 bis 1387 und 1505 (darunter Elisabeth von Gambach 1351 und 1352, Deo devota gennant, 1387 Cuntzel von Karben); b) hinter der Schule auf der Südseite der Stadtkirche leben 1387 Susterrn, 1404 sog. „Geistnonnen“, 1501 in Rechnungen der Leonhardskirche
Diakonische Einrichtungen
Diakonissen in Friedberg von 1914 bis 1960, ein Kandidatenheim am Predigerseminar 1946 -1960, Kindergarten 1945 – 1959, Versorgungsanstalt 1914 -1934 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen besteht um 1900 ein Hospital, das durch Diakonissen des Elisabethenstifts in Darmstadt betreut wird; laut Hundertzwanzig Jahre Elisabethenstift Darmstadt, S. 18 existiert bereits 1883 eine Station des Elisabethenstifts Darmstadt; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 3, ein Kindergarten mit 2 Kräften
Bekenntniswechsel
Evangelische Bewegung um 1525 belegt. Evangelische Predigten bereits durch Wolfgang Haber, Pfarrer von 1530 bis 1533, ehemaliger Altarist in der Burg Friedberg, Stadt und Burg zögern jedoch die Einführung der Reformation hinaus. Erster evangelischer Pfarrer: Wilhelm Wipperfürt 1541-1546, nachdem die Gemeinde trotz Verbots in den Jahren zuvor lutherische Gottesdienste in Ober-Rosbach und auf dem Johannisberg besucht hatte. 1569 Einführung einer evangelischen Kirchenordnung.
Kirchliche Mittelbehörden
15. Jahrhundert: Archidiakonat St. Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Friedberg
Juden
Juden schon vor 1349 ansässig
Judenschule (1350; 1404; 1485) in unmittelbarer Nähe zum alten Rathaus (Haupstraße/Sporergasse); Hochschule für Rabbiner; östlich davon das Judenbad (1350; 1400)
Friedhof: seit 1523 am südliche Ortsrand vor dem äußeren Mainzer Tor
1683: 75 jüdische Familien, 1729: 72, 1788: 468 Juden, 1900: 400, 1910: 491, 1925: 380, 1933: 305
Kultur
Schulen
1381 Schule nachgewiesen; 1543 Gründung einer Lateinschule; 1548 Gründung eines Pädagogiums; 1839 Vereinigung mit Volksschule zur "Musterschule"
1850 Realschule mit Progymnasium; 1898 Gymnasium mit Realschule; 1937 Oberschule; 1945 Gymnasium und Realschule; 1956 Altsprachliches Gymnasium; 1956 Aufbaugymnasium
1817-1927 Evangelisches Lehrerseminar; seit 1837 evangelisches Predigerseminar
1837 Taubstummenschule; 1850 Blindenanstalt
1905 Höhere Mädchenschule, 1919 Lyzeum, Frauenschule, Fröbelkindergarten, 1956 Gymnasium für Mädchen
1805 Handwerkerschule, 1855 Gewerbliche Berufsschule und Handelsschule, 1871 Ackerbauschule, 1894 Obstbauschule
1901 Privates Polytechnikum
Hospitäler
1310 Leprosen (Gutleut-)haus, auch Hospital zum Hl.Geist in der Vorstadt
1791 Neues Hospital und Armenhaus
1910 Krankenhaus, 1912 Neubau der Blindenanstalt
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Wirtschaft
Bedeutender Rast- und Handelsplatz seit dem 13. Jahrhundert; Entstehung eines differenzierten Handwerksbereiches; Zünfte im 14. Jahrhundert nachgewiesen für Wollweber, Leineweber, Färber, Lohgerber
1355 neues Waag- und Kaufhaus
wirtschaftlicher Niedergang durch Fehden, Brand, Seuchen
in der Neuzeit Großhandel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Vieh
1883 Zuckerfabrik, Brauereien, Apfelweinkeltereien, Malzkaffeeherstellung, Fabriken für Farben, Lacke, Maschinen, Handschuhe
Markt
1332 Erweiterung der Märkte zu längeren wichtigen Messen
1530 Karl V. gewährt zwei neue Märkte, Bestätigung durch Rudolf II ( 25.1. Kalter Markt, Ostermarkt, Oster- und Pfingstmarkt
seit 1854 Fruchtmärkte
Münze
1220-25 kaiserliche Münzstätte unter Kaiser Friedrich II.
1541 Verleihung des Münzrechts durch Karl V. an die kaiserliche Burg, nicht an die Stadt, intensive Nutzung des Rechtes bis 1804
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 90-91
- Denkmaltopographie Wetteraukreis 2, S. 562-565
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 324-325
- Römer in Hessen, S. 305-311
- Hessisches Städtebuch, S. 163-167
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 21
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 121ff
- Schindling/Ziegler, Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation, S. 53
- Germania Judaica 3/1, S. 407f
- Dersch, Klosterbuch, S. 31-32
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 200
Siehe auch
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- Quellen zur jüdischen Geschichte
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Zitierweise
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„Friedberg, Wetteraukreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/12056_friedberg> (aufgerufen am 25.11.2025)
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