Friedberg, Liebfrauenkirche

 
Standort
Friedberg
Anzahl Fenster
5
Anzahl Scheiben
47
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalogdaten

Gegenwärtiger Bestand

Neben sechzehn über verschiedene Standorte verstreuten Scheiben aus dem 14. Jahrhundert (Fig. 118-122, Abb. 121-127, 289f., 292, Farbtaf. XVII) bewahrt die Liebfrauenkirche 61 Felder des späten 15. Jahrhunderts (Fig. 107-110, 130-143, Abb. 128-169, 291, Farbtaf. XVIII-XXIV). Darüber hinaus sind durch Photographien von 1896 weitere neun Scheiben des 14. Jahrhunderts überliefert (Fig. 123-129). Auch die vier heute im Friedberger Museum befindlichen Rechteckfelder mit Engeln (Fig. 144-147, Abb. 170-176) dürften ursprünglich aus der Liebfrauenkirche stammen; da ihre Provenienz jedoch nicht gesichert ist, werden sie unter ihrem heutigen Standort behandelt.
Der in seiner Überlieferung etwas unübersichtliche Bestand läßt sich folgendermaßen gliedern:
1. Reste der ersten, um 1320/30 entstandenen Chorverglasung, von der noch sieben Ornamentfelder in den Chorfenstern erhalten sind (Abb. 123-127, Farbtaf. XVII) sowie ein Feld, das sich im Landesmuseum Darmstadt befindet (Abb. 289). Zu diesem Bestand gehörten ferner drei nurmehr photographisch überlieferte, gegen 1318/20 entstandene Felder eines heraldischen Ornamentteppichs (Fig. 123f.).
2. Reste der ehemaligen Querhausverglasung, die bis auf fünf Maßwerkscheiben eines um 1350 entstandenen, in Fenster nord IV lokalisierbaren Weltgerichts (Abb. 121f.) untergegangen ist. Dieses wird in der Sakristei der Liebfrauenkirche museal präsentiert, während die ursprünglich zugehörigen Vierpässe (davon einer erneuert) in das Friedberger Museum abgewandert sind.
3. Eine wohl in das Querhaus oder in die ersten Langhausjoche zu lokalisierende Scheibengruppe aus dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts: Neben einer Wimpergbekrönung, die sich im Landesmuseum Darmstadt erhalten hat (Abb. 290), sind photographisch zwei ähnliche Bekrönungen sowie zwei achteckige Türme überliefert (Fig. 125-129). Dazu gehört wohl auch die gegen 1360 entstandene Figur eines Hl. Johannes in Darmstadt (Abb. 292).
4. Die Chorverglasung von 1476/81, die mit 45 in situ erhaltenen Rechteckfeldern sowie neun Kopf- und sieben Maßwerkscheiben noch rund die Hälfte des ursprünglichen Bestands umfaßt (Fig. 107).
[Geschichte des Baues] Anstelle eines romanischen Vorgängerbaus, von dem sich Reste des Lettners erhalten haben sollen, wurde um 1260 der Neubau der unter dem Patronat des Reiches stehenden Kirche (Fig. 105) begonnen. Mit der Hochaltarweihe im Juni 1306 und der Errichtung eines Marien-Magdalenenaltars in demselben Jahr wird gemeinhin die Vollendung der Ostteile – Chor und Querhaus (Fig. 106) – verbunden, was sich durch die Abhängigkeit der Bauformen von Mainzer Bauten zwischen 1270 und 1300 untermauern läßt1. Der Weiterbau verlief schleppend; der Grund hierfür kann in der Abspaltung der Burgkirche von der Stadtkirche im Jahr 1308 und dem wohl damit verbundenen Verlust der Pfründen der Burgmannschaft gesucht werden. Während die ersten beiden Langhausjoche zeitlich um 1310/40 angesetzt werden, wobei die Lagerfugen der Pfeiler im Unterschied zu den Ostteilen regelmäßig verlaufen, dürften die westlichen drei Joche mit ihren achteckigen Pfeilern erst gegen 1370 vollendet gewesen sein. Da die letzten beiden Pfeiler ursprünglich geplante Turmbauten tragen sollten, wurden sie außergewöhnlich stark angelegt; ihr Ausbau unterblieb jedoch zugunsten eines vor die Westwand gesetzten Turmpaares2. Auch der Ausbau dieser Türme konnte nicht vollendet werden, da die Burg Friedberg 1403 zum ersten Mal Klage erhob, daß die »vor mehr als zwanzig Jahren« begonnen Türme als Wehrbauten der Stadt gegen die Burg mißbraucht werden könnten. Nach weiteren Auseinandersetzungen wurde durch einen Schiedsspruch König Ruprechts im Jahr 1410 der weitere Ausbau der Türme schließlich verboten.
Aus bislang noch ungeklärten Gründen nahm man ab 1476 eine Neuausstattung des Chores in Angriff, ausgerechnet zum Zeitpunkt des allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs der Stadt; die Neuweihe erfolgte im Jahr 1482. Nach Reparaturen in den Jahren 1503 und 1604 wurde 1671/72 das Sakristeidach erhöht3, das fortan die nördlichen Chorfenster teilweise verdeckte; der Merianstich von 1646 (Textabb. 1) zeigt es noch in seinem alten Zustand. 1756 wurde ferner die Orgel von der Nordwand vor das Westfenster verlegt. Nachdem sich auf Grund ungenügender Fundamentierung bereits im 18. Jahrhundert schwere Schäden im Chorbereich gezeigt hatten, versuchte man den Chor 1824 statisch zu sichern, indem man die seitlichen Chorfenster vermauerte (Fig. 111f.), den Dachstuhl erneuerte und die Gewölbe mit Zugankern sicherte. Bei der Renovierung von 1844/47 wurden die Chorwände und Strebepfeiler verstärkt, ferner erfuhr das Langhaus eine neugotische Umgestaltung. Als sich auch diese Maßnahmen als unzureichend erwiesen, trug man 1896 das Chorpolygon und die Querschiffmauern ab und führte sie nach der Sicherung der Fundamente dem mittelalterlichen Zustand entsprechend und unter Verwendung der alten Steine wieder auf. Im Anschluß daran erfolgte eine nüchterne Neugestaltung des Langhauses, bei der das Querhaus und die Langhausfenster Glasmalereien von Alexander Linnemann erhielten. Anläßlich der Innenrenovierung von 1958 wurde schließlich die mittelalterliche Raumfassung wiederhergestellt.
[Geschichte der Verglasung] Die Verglasung der 1306 vollendeten Ostteile setzte frühestens um 1318/20 ein. Den Auftakt machte wohl eine Fensterstiftung der Ritter von Buches (s. dazu S. 188), die zwischen 1318 und 1320 kurzfristig das Patronatsrecht über die Liebfrauenkirche erhalten hatten. Für eine zügige weitere Ausstattung fehlte aber offenbar das Geld, da sich die Verglasung der Ostteile bis gegen 1350 hinzog. Erst zu diesem Zeitpunkt, beziehungsweise wenig später entstand auch das 1878 nach Darmstadt veräußerte Hochaltarretabel4. Von dieser ersten Verglasung sind nurmehr wenige Ornamentfelder erhalten, weitere Reste sind durch Photos von 1896 überliefert (Fig. 123-129). Die nur noch in Rudimenten faßbare Verglasung des Langhauses erfolgte offenbar mit fortschreitendem Bauverlauf und fand wohl gegen 1440/50 mit dem Westfenster ihren Abschluß. Etwa zur gleichen Zeit, im Jahr 1438, erhielt ein Maler 10 Gulden für ein nicht näher genanntes Fenster (s. Reg. Nr. 26). So gerne man diese Quelle auf das Westfenster beziehen würde, kann es sich auf Grund des geringen Betrags nur um ein kleines Fenster oder um eine Reparatur gehandelt haben. Gleichwohl spricht einiges dafür, daß die Engel im Friedberger Museum (Abb. 170f., 175f.) ursprünglich im Westfenster saßen.
Über die letzte Kampagne – die ab 1476 einsetzende Neuverglasung der Chorapsidenfenster – geben die in ihrer Ausführlichkeit einzigartigen Friedberger Quellen detailliert Auskunft, wobei die bisherige Interpretation durch Hermann Roth korrigiert werden muß. So beziehen sich die in die Pfarr-Rechnungen von 1473-1475 eingestreuten Einträge auf verschiedenste Arbeiten, von denen sich die Verglasung der Leonhardskirche, einzelner Fenster in der Glockenstube, der Sakristei und im Kirchenschiff sowie Glaserarbeiten für eine steinerne Leuchte beim Karner genauer fassen lassen (s. Reg. Nr. 28f.). Die Verglasung der Chorfenster in der Stadtkirche setzte erst 1476 ein und machte in den Rechnungen bis 1479 auf Grund der nun vielfältig anfallenden Ausgaben eine separate Fenster-Rubrik erforderlich (s. Reg. 29). Die Ausführung der Fenster übertrug man dem Friedberger Glasmaler und mehrfachen Bürgermeister Conrad Rule und seinem Sohn Johannes, während für die Entwürfe der Friedberger Maler Henritz Heyl verpflichtet wurde; alle drei hatten 1474 bereits in der Leonhardskirche zusammengearbeitet. Mit den ersten Glaseinkäufen in Mainz und der Beschaffung von 20 Ellen Tuch für die Entwürfe wurden die Arbeiten in der Stadtkirche Ende August 1476 aufgenommen. 1477 wurden Seil und Haspel – wohl zum Ausmessen der Fenster – in Auftrag gegeben, Holz für den Brand und im Herbst weitere Farbgläser in Mainz eingekauft. Die in beiden Jahren angelaufenen Materialkosten betrugen insgesamt rund 46 Gulden; Arbeitslöhne wurden jedoch noch nicht bezahlt. So erhielt Conrad Rule bis zu seinem plötzlichen Tod Ende 1477 zwar immer wieder Gelder zur Beschaffung weiterer Farbgläser, jedoch keinen Arbeitslohn. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Johannes auf die Suche nach einem neuen Meister geschickt, der in der Person Meister Conrads5 und seiner Gesellen 1478 in Friedberg eintraf und dort die begonnenen Arbeiten unter weiterer Beteiligung von Johannes Rule fortführte. Die Rechnungen verzeichnen nun alle Details vom Holzhacken zum Befeuern des Brennofens bis hin zur Vorbereitung der Gerüstlöcher durch einen Maurer. Ende 1478 erhielten Conrad und Johannes post complecionem fenestrarum eine erste höhere Abschlagzahlung, die restliche Summe wurde ihnen jedoch erst im Frühling 1479 nach Einbau der Fenster ausgehändigt. Während Meister Conrad insgesamt rund 112 Gulden kassierte, erhielt Johannes nur gerade rund 8 Gulden; die Gesamtkosten für die damals eingesetzten Fenster beliefen sich inklusive Material, jedoch ohne Gerüst etc. auf rund 164 Gulden. Hatte Conrad die bisherigen Arbeiten vor Ort getätigt, erfolgte die Ausführung des letzten Fensters in seiner zwischenzeitlich nach Frankfurt verlegten Werkstatt. Für den Entwurf wurden 1479 nochmals 6 Ellen Tuch – diesmal von besserer Qualität – gekauft, jedoch mußte Conrad nun, da das letzte Fenster nicht mehr vor Ort entstand, für alle übrigen Materialkosten in Vorlage treten. Die Gesamtabrechnung erfolgte erst bei Einbau des Fensters im Herbst 1481, als Conrad mit der Gesamtsumme von 77 1/2 Gulden entlohnt wurde (s. Reg. 30).
Geht man bei den 1479 eingesetzten Fenstern von ähnlichen Gesamtkosten aus, können damals nur zwei Fenster vollendet gewesen sein, von denen folglich jedes rund 82 Gulden kostete. Abweichend von Roth wurden Ende des 15. Jahrhunderts daher nur die drei mittleren Chorfenster neu verglast; die alte Verglasung wurde dazu ausgebaut und offenbar zu Wiederverwendungszwecken aufbewahrt, während die seitlichen Chorfenster nord und süd III den Bestand des 14. Jahrhunderts bewahrten. Für alle drei neuangefertigten Fenster lieferte Henritz Heyl die Entwürfe, die er nach bisheriger Quellenauslegung in Originalgröße ausführte. Hierfür spricht zum einen der in den Quellen genannte Begriff bildener, der in der Teppichwirkerei für einen Entwurf im Originalmaßstab verwendet wurde6. Zum anderen dürften die 1476 beschafften 20 Ellen Tuch tatsächlich für einen Gesamtfenster-Entwurf in Originalgröße ausgereicht haben, geht man in Friedberg von einer durchschnittlichen Elle von rund 52 cm und einer Tuchbreite von rund 1,5 m aus. Das zweite Fenster wurde demnach auf der Rückseite des grundierten Tuches aufgerissen. Die für das letzte Fenster nachgekauften sechs Ellen ließen mit ihrer Vor- und Rückseite jedoch nurmehr den originalgroßen Entwurf der Figuren zu. Da die architektonische Gestaltung dieses Fensters grundlegend von den ersten beiden abweicht, liegt es nahe, daß die Verantwortung dafür nicht mehr beim entwerfenden Maler, sondern nun beim ausführenden Glasmaler lag. Henritz Heyl, der bei Abschluß der beiden ersten Fenster 1478 mitgefeiert hatte, erhielt für seine Entwürfe 1482 eine Schlußzahlung von rund sieben Gulden, wobei der Eintrag nebst den Chorfenstern auch Fenster im Langhaus festhält (s. Reg. Nr. 28)7.
Bereits kurz nach Abschluß der neuen Chorverglasung setzten die in relativ regelmäßigen Abständen durchgeführten üblichen Unterhalts- und Pflegearbeiten ein (s. Reg. Nr. 31); die jährlich dafür aufgewendeten Summen belaufen sich bis um 1730 immer etwa auf zwanzig bis dreißig Gulden. Nach der Reparatur von nicht näher bezeichneten Sturmschäden wurde 1846/48 eine umfangreichere Renovierung der Chorverglasung in Angriff genommen (s. Reg. Nr. 38), nachdem man 1824 die seitlichen Chorfenster nord und süd III aus statischen Gründen vermauert hatte (s. Reg. Nr. 33). In welchem Umfang sich dort noch Glasgemälde des 14. Jahrhunderts befanden, ist unklar, da man solche offenbar bereits vorher zu Flickzwecken der Chorfenster verwendet hatte. Die Maßnahmen von 1846/48 umfaßten neben der Verspannung der Fensterarchitektur durch Drahtkreuze auch die Reparatur und Ergänzung von Fehlstellen mittels unbemaltem Farbglas (Fig. 114f., 117). Möglicherweise wurden die Bestände damals partiell neu gruppiert. Die wachsenden statischen Probleme im Chorbereich setzten der Verglasung jedoch weiter zu und machten neue Reparaturen erforderlich, die offensichtlich mangelhaft durchgeführt wurden, so daß man sich 1888 zu einer gründlichen Reparatur der Fenster entschloß. Nach langwierigen Auseinandersetzungen und verschiedenen Gutachten zur Frage einer Ergänzung in blankem oder farbigem Glas (s. Reg. Nr. 40-45), trat 1889 Alexander Linnemann auf den Plan und schlug neben einer sorgfältigen Dokumentation eine »vollkommene technische und künstlerische Restauration« vor (Reg. Nr. 46). Trotz zunächst ablehnender Haltung des Stadtbaumeisters hatte Linnemann mit seinem völlig neuen Konzept Erfolg und restaurierte 1891 zunächst das Achsenfenster (Reg. Nr. 47-49). Als die sich weiter verschärfenden statischen Probleme 1896 schließlich im Entschluß eines Abbruchs der Ostteile mündeten, baute Linnemann alle Chorfenster und die Reste in Querhausfenster nord IV aus und dokumentierte sie sorgfältig, bevor sie in Kisten verpackt wurden (s. Reg. Nr. 50). Nach dem Wiederaufbau der Chorpartie erfolgte 1900 in seiner Werkstatt die Restaurierung der beiden seitlichen Chorfenster und des Jüngsten Gerichts aus dem Maßwerk des Querhauses.
Die zur Neuweihe der Kirche 1901 wieder eingesetzten Chorfenster wurden im Zweiten Weltkrieg bis auf die Maßwerke ausgebaut und sicher verwahrt, während die Maßwerkverglasungen und das im Bau verbliebene Jüngste Gericht durch eine Bombe beschädigt wurden. Nach ihrer notdürftigen Reparatur in den Linnemannschen Werkstätten wurden sie 1946 wieder eingebaut und 1958/59 im Anschluß an die Innenrenovierung durch den Frankfurter Glasmaler Franz Matheis erneut restauriert und neu verbleit8. 1979 wurden die verrosteten Fenstergitter durch eine außenbelüftete Schutzverglasung in strukturiertem Kathedralglas ersetzt. Diese wenig wirksame und in der Außenansicht unbefriedigende Maßnahme führte im Herbst 1997 zum Einbau einer gegliederten, innenbelüfteten Schutzverglasung.
[Erhaltung] Die in situ verbliebenen und nach Darmstadt abgewanderten Reste des 14. Jahrhunderts wurden von Linnemann ergänzt und partiell nachretuschiert; die damalige Verbleiung wurde von Matheis 1958 erneuert. Bis auf die relativ stark korrodierten Farbgläser und einzelne Sprungbleie sind die Felder in relativ gutem Zustand. Als Folge der statischen Probleme in den Ostteilen der Kirche weist auch der Bestand des 15. Jahrhunderts viele Lücken auf, die bis zur Restaurierung Linnemanns mit unbemaltem farbigem und weißem Glas ausgeflickt waren (Fig. 114f., 117). Neben außenseitiger Korrosion in den gelben, roten und vor allem violetten Gläsern weisen die originalen Felder Schwarzlotausbrüche und zum Teil viele Sprungbleie auf. Die in einzelnen Feldern zu beobachtenden Anstückungen und Bauchungen gehen wohl auf die leicht abweichende Neuversetzung der Eisen im Rahmen des Abbruchs und Neubaus des Chores zurück. Die von Linnemann erneuerte Verbleiung wurde 1958 ersetzt; damals wurden auch einzelne Köpfe doubliert.
Der gesamte Bestand ist auf der Außenseite von einer hauchfeinen flächigen, sandstrahlartigen Korrosion überzogen, die offenbar von der außenbelüfteten Schutzverglasung verursacht wurde, da der Befund nach oben abnimmt. Diese gleichmäßig matte, Original und Ergänzung egalisierende Korrosion verunmöglicht eine Beurteilung der originalen Außenbemalung im Hinblick auf die oben angesprochene Meisterfrage. Auf der Innenseite finden sich immer wieder verhärtete Öllaufspuren vom Kitt der Restaurierung von 1958 sowie Spritzer der Wandbemalung. Die meisten der von Linnemann vollständig erneuerten Felder wurden 1958 flächig mit einem aufgeschmolzenen Glasfluß überzogen und anschließend partiell kalt retuschiert. Auf einigen originalen Feldern finden sich hingegen dünne Firnisschichten, die im Zuge derselben Maßnahme offenbar zur Sicherung der Schwarzlotmalerei aufgebracht worden sind. Die Überzüge im blauen Damast und in einzelnen Figurenpartien stammen jedoch von Linnemann und dienten wohl zur Angleichung an die Ergänzungen und zur Dämpfung des Lichts.
[Vorbemerkung zum Katalog] Nachdem der Bestand im Spätsommer 1994 unter schwierigen Bedingungen in situ untersucht und photographiert worden war, bot der Einbau einer Außenschutzverglasung im November 1997 die einmalige Möglichkeit einer genauen Untersuchung und sorgfältigen photographischen Dokumentation in der Werkstatt der Glasmalerei Peters in Paderborn. Da die Felder hierbei nicht restauriert, sondern nur von den Kitt- und Silikonresten von 1979 befreit worden sind, ist diese Maßnahme in den Schraffursystemen der Erhaltungsschemata nicht berücksichtigt. Die Einträge zur letzten Restaurierung beziehen sich dort auf die Maßnahmen von Lorenz Matheis.

[1. Glasmalereien des 14. Jahrhunderts]
Der in der Liebfrauenkirche erhaltene Bestand beschränkt sich auf sieben Ornamentfelder aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in den drei Chorapsidenfenstern und eine Maßwerkverglasung mit dem Jüngsten Gericht in der Sakristei. Ein weiteres Ornamentfeld, eine Wimpergbekrönung sowie zwei Felder mit Johannes Evangelist sind im Hessischen Landesmuseum Darmstadt verwahrt; sie werden im Anhang behandelt (s. S. 185).
[Zur Frage des ursprünglichen Standorts] Ein ursprünglicher Standort läßt sich einzig für das Jüngste Gericht (Abb. 121f.) sichern, das bis 1896 an seinem originalen Platz im Maßwerk des Querhausfensters nord IV verblieben war. Die übrigen Scheiben lassen sich nur an Hand ihrer Datierung mit bestimmten Bauteilen verbinden, wobei eine präzise stilistische Einordnung der Einzelscheiben kaum möglich ist. Dies gilt auch für jene in den mittleren Chorfenstern befindlichen Ornamentfelder, die sich nur dann an ihrem alten Platz befinden, wenn bei der Verglasung von 1476/81 die untersten Zeilen nicht erneuert worden sind. Sie bilden mit einem weiteren Ornamentfeld in Darmstadt (Abb. 289) und photographisch überlieferten Feldern eines heraldischen Ornamentteppichs (Fig. 123f.) die erste, um 1320/30 zu datierende Gruppe, die sich ursprünglich wahrscheinlich in den Chorfenstern nord und süd III befand. Daneben kommt aber auch das Querhaus in Frage, dessen Verglasung auf der Nordseite sich nach Ausweis des Jüngsten Gerichts bis gegen 1350 hinzog. Außerdem befanden sich dort wohl auch jene drei sehr ähnlichen, in das zweite Drittel des 14. Jahrhunderts zu datierenden Wimpergbekrönungen (Fig. 125f., Abb. 290), von denen nur die nach Darmstadt abgewanderte Scheibe erhalten geblieben ist. Dazu gehören wohl auch die verlorenen Reste zweier achteckiger Tabernakeltürme (Fig. 127-129) sowie eine stark ergänzte Johannesfigur in Darmstadt (Abb. 292), die gegen 1360 zu datieren sind. Ob sie noch aus dem Querhaus oder bereits aus den ersten Langhausjochen stammen, ist nicht mehr zu klären. Alle diese Scheiben waren in nachmittelalterlicher Zeit zu Flickzwecken in den Chor übertragen worden.
[Rekonstruktion, ikonographisches Programm] Daß die erste Chorverglasung lediglich aus Ornamentmustern bestanden hat, wie der Ende des 19. Jahrhunderts noch erhaltene Bestand nahelegt, ist wenig wahrscheinlich. Vielmehr legen die wenigen damals noch erhaltenen Architekturbekrönungen nahe, daß die Chor- und Querhausfenster auch Figurentabernakel zeigten, die offenbar wie in Kiedrich (Fig. 176-178) einerseits mit Ornamentteppichen kombiniert waren, andererseits aber auch vor Rautengrund aufragten; letzteres legt das photographisch überlieferte Feld (Fig. 126) nahe. Über die Langhausfenster ist auf Grund der nicht sicher lokalisierbaren Reste keine Aussage möglich.
[Komposition, Ornament] Bei den Ornamenten ergeben sich zahlreiche formale Verbindungen zu den gegen 1320/30 entstandenen Ornamentfenstern in der Zisterzienserkirche in Haina (Textabb. 26). Andererseits kommen auch die Muster der nur durch Nachstiche überlieferten Ornamentfenster aus der 1816 eingestürzten Stadtkirche Grünberg im Kreis Gießen (Textabb. 25, 27) sehr nahe. Zu erwähnen sind schließlich auch die Langhausfenster der Pfarrkirche in Kiedrich (Abb. 214f., 220), deren späte Entstehung gegen 1370 die Langlebigkeit solcher Ornamentformen verdeutlicht. Dies gilt auch für die Wimpergbekrönungen, die sich wiederum mit Kiedrich verbinden lassen, auch wenn die Einzelformen in Friedberg altertümlicher wirken.
[Farbigkeit, Technik] Die Ornamentscheiben lassen sich farblich in zwei Gruppen aufteilen: Während bei der ersten nur die Blütenrosetten blau oder rot gehalten sind, im übrigen Grisaille und Gelb vorherrschen, zeigt die zweite Gruppe eine lebhafte, kontrastreiche Farbigkeit. Da mit Ausnahme eines einzigen Wimpergs keine weiteren Bekrönungen erhalten geblieben sind, können zu den Architekturscheiben keine weiterführenden Angaben gemacht werden.
[Stil, Datierung] Die Langhausverglasung der Zisterzienserklosterkirche in Haina (Textabb. 26) spielte als unmittelbares Vorbild für Friedberg eine herausragende Rolle, wie viele formale Verwandtschaften nahelegen. Die daneben vereinzelt beobachteten Anklänge an Scheiben der Zisterzienserkirche Altenberg dürften ebenfalls auf das Konto ihrer hessischen Filiale gehen (s. Kunstgeschichtliche Einleitung S. 47). Auf dem Hintergrund des in Haina zu beobachtenden Übergangs von den filigranen Grisaillefenstern des 13. Jahrhunderts mit ihren dezent eingestreuten Farbgläsern zu den geometrisierten, von großen Medaillonformen beherrschten, bunten Teppichmustern des ersten Viertels des 14. Jahrhunderts schließen sich die Friedberger Ornamente letzterer Gruppe an, wobei die starke Stilisierung einzelner Muster und Blattformen einen Datierungsspielraum bis zur Jahrhundertmitte offenläßt. Historische und heraldische Argumente legen wenigstens für die zwei verlorenen Ornamentfelder (Fig. 123f.) eine Datierung vor 1328, bzw. zwischen 1318 und 1320 nahe. Ob die übrigen später entstanden sind, kann allein mit stilistischen Argumenten nicht entschieden werden, da mit einem Nebeneinander unterschiedlichster Ornamenttypen zu rechnen ist. Auch die bis auf ein in Darmstadt bewahrtes Feld verlorenen Architekturbekrönungen können frühestens um 1330, aber auch erst gegen 1360 entstanden sein. Gegen 1360 dürfte schließlich auch das Johannesfragment in Darmstadt (Abb. 292) anzusetzen sein.

[2. Glasmalereien des 15. Jahrhunderts]
Von den zwischen 1476 und 1481 erneuerten mittleren drei Chorfenstern, über deren Verglasung die Friedberger Rechnungsbücher detailliert Auskunft geben, ist mit insgesamt 61 Feldern rund die Hälfte des ursprünglichen Bestands in situ erhalten geblieben (Fig. 107).
[Rekonstruktion, ikonographisches Programm] Auf Grund der additiven Reihung verschiedenster, im Laufe der Zeit teilweise umgesetzter Standfiguren lassen sich ursprünglicher Zustand und ikonographisches Programm nur ansatzweise rekonstruieren. Da keinerlei Reste einer szenischen Darstellung erhalten sind, beschränkte sich das Programm offenbar auf verschiedene, neben- und übereinander stehende Heilige. Thematisch ist das Achsenfenster der zweimal erscheinenden Kirchenpatronin Maria gewidmet, die vom Hl. Martin – dem Mainzer Bistumsheiligen – und den Hll. Katharina, Barbara und Genovefa begleitet wird; der in die Bekrönung eingestellte Verkündigungsengel nimmt ebenfalls auf Maria Bezug. Fenster süd II thematisiert durch die Darstellung des Schmerzensmannes, der Mater dolorosa und des Christkindes die Menschwerdung und den Opfertod Christi. Ein vor 1891 entstandenes Photo im Friedberger Stadtarchiv zeigt im Maßwerk noch eine männliche Halbfigur, die von Neundörfer, 1923, mit Vorbehalt als Gottvater interpretiert worden ist. Während die Heiligenfiguren in keinem zwingenden Zusammenhang zum Schmerzensmann stehen, schwingt in der Prophetenhalbfigur ein Reflex einer Wurzel Jesse mit, die um 1481 im Nürnberger Volckamer-Fenster ebenfalls mit dem Schmerzensmann und der Mater dolorosa sowie Gottvater im Maßwerk kombiniert wurde29. Mit dem Osterlamm schließt das Maßwerk des letzten Fensters, nord II, inhaltlich unmittelbar an Fenster süd II an. Mit Ausnahme des Hl. Hieronymus in der Bekrönung und der Bischofsbüste in der unteren Fensterhälfte sind hier verschiedene, im Spätmittelalter populäre Heilige und Nothelfer versammelt. Ein zwingendes Programm läßt sich für dieses Fenster nicht mehr ermitteln, es sei denn, das Fenster verkörperte in der Akzentuierung des Hl. Hieronymus und im Auftreten verschiedener Bischöfe die weitere Verbreitung der christlichen Lehre durch die Kirche.
[Komposition, Ornament] Mit Ausnahme des weitgehend intakt erhaltenen obersten Fensterviertels lassen sich zum Aufbau der Fenster kaum gesicherte Aussagen machen, da die meisten von einer Figurenreihe zur nächsten überleitenden Bekrönungen fehlen. Auch die Photos des Zustands vor 1891 helfen nicht weiter, da damals bereits partielle Umgruppierungen vorgenommen worden waren. Als einziges Ordnungskriterium bleibt demnach das von den übrigen Fenstern abweichende Damastmuster in Fenster nord II, das Verschiebungen von einzelnen Figuren in andere Fenster nicht zuläßt. Dennoch kann über den Aufbau dieses Fensters nicht mehr gesagt werden, als daß die Komposition erst ab Zeile 12 gesichert ist und daß sich die Bischofshalbfigur ursprünglich wohl unterhalb des Hl. Valentin in der linken Fensterbahn befand. Für eine bereits ursprünglich bahnübergreifende Bekrönung der unteren Standfigurenreihe spricht überdies die beim Hl. Valentin nur außen hochsteigende Säule. Ähnliches gilt für Fenster süd II, dessen originaler Aufbau erst ab Zeile 10 erhalten ist, während beim Achsenfenster lediglich die Anschlüsse zwischen den beiden Figurenreihen gesichert sind. Die mit einem Gesims abschließenden Bekrönungen in der siebten Zeile, die ursprünglich wohl nicht unmittelbar zu den Sockelplatten der darüberliegenden Figuren überleiteten, unterteilten das Fenster in zwei in sich geschlossene Abschnitte, wobei der untere vollständig verloren ist. In den beiden seitlichen Chorfenstern übernahmen diese Aufgabe die Propheten- und Bischofshalbfiguren, die wohl wie im Erfurter Regleraltar die unteren Standfigurenreihen in Form einer Balustrade bekrönten30. Ob die Fenster 1476/81 komplett neu verglast worden waren, oder ob in den unteren beiden Zeilen die Ornamentscheiben des 14. Jahrhunderts verblieben, ist ungewiß31. Es kann jedoch festgehalten werden, daß trotz der recht einheitlichen Gestaltung aller drei Fenster sich das nördliche Chorfenster in drei Details abhebt: Neben der bahnübergreifenden Bekrönung einer Figurenreihe zeigt es als einziges Fenster nicht das mit dem Trierer Weinstockfenster verwandte Damastmuster III, 2532, sondern Muster III, 26 sowie an Stelle der rein architektonischen Bekrönungen nun auch die damals gerade in Mode kommenden Astwerkbaldachine33. Es liegt daher nahe, das nördliche Chorfenster mit jenem letzten, aus Frankfurt angelieferten Fenster von 1481 zu identifizieren.
[Farbigkeit, Technik] In seiner Farbigkeit schließt Fenster nord II dennoch eng an das Achsenfenster an und zeigt mit Ausnahme der Tabernakelsäulen durchgehend weiße Architekturglieder mit gelben Verzierungen. Einzig in Fenster süd II erscheint die Architektur mit Ausnahme der Sockel in Gelb; in diesem Fenster bleibt nur die seitliche Rahmung der Fensterbahn weiß. Alle drei Fenster zeigen im Hintergrund einen blauen Damastgrund und in den Figuren eine ausgewogene Farbigkeit, welche auf die Töne Grün, Blau, Gelb und Rot beschränkt bleibt, wobei Rot auch in der Variante Rosaviolett vertreten ist.
Mit Ausnahme der etwas lebendiger gezeichneten Astwerkformen in Fenster nord II ist die metallisch scharfkantige Architektur in einem je nach Helligkeit mehr oder weniger dichten Halbton angelegt. Die Lichter sind mit dem Borstenpinsel ausgestupft und die Konturen mit Radierstrichen nachgezogen, die Schattenlagen mit wenigen Pinselschraffuren modelliert und die Schlagschatten in einem dunkleren Halbton nachgezogen. In den Gewändern und Gesichtern wurden diese Mittel noch differenzierter eingesetzt: Aus dem flächig dünnen Halbton sind die Lichter wiederum ausgestupft und die Schattenlagen mit zarten Parallel- oder Kreuzschraffurlagen in einem etwas dunkleren Halbton modelliert. Weiche Übergänge und Details sind mit der Nadel radiert und die Konturen wiederum nachgezogen. Außenseitig zeigen die Felder eine die Schattenpartien verstärkende Bemalung, die wäßrig aufgestupft und in den Lichtern mit dem Pinsel gewischt ist. Wie zu erwarten, ist diese Bemalung in den Architekturteilen schematischer gehalten. Partiell zeigen sich dort zu dick geratene und dadurch braun gewordene Silbergelbstriche, die zur Korrektur nach dem Brand wieder abgekratzt wurden.
[Stil, Datierung] Trotz der für die spätmittelalterliche Glasmalerei einzigartigen Quellenlage läßt sich der erhaltene Bestand nicht eindeutig auf die archivalisch überlieferten Glasmaler Conrad Rule und Meister Conrad aufspalten. Dies liegt zum einen an der prominenten Rolle des entwerfenden Malers Henritz Heyl, nach dessen Entwürfen beide Glasmaler gearbeitet haben, zum anderen aber auch an Mitarbeitern wie Johannes Rule, der nach dem Tod seines Vaters 1478 nicht nur einen neuen Meister suchte, sondern an den weiteren Arbeiten maßgeblich beteiligt blieb. Der Übergang von Conrad Rule zu Meister Conrad präsentiert sich deshalb, von den kompositorischen Abweichungen in Fenster nord II abgesehen, nicht als abrupter Wechsel, sondern als fließender Übergang. In den Gewändern lassen sich nur geringfügige Unterschiede in der Anlage und Modellierung der Falten beobachten: Die erste Gruppe zeigt eine etwas großflächigere Anlage mit weichen Knautschfalten und eigentümlichen kraterförmigen Dellen, die zweite Gruppe hingegen gratigere und stärker geknitterte Faltenstege mit dichteren Schraffurlagen. Auch in den Gesichtern manifestiert sich der Übergang in einer stärker akzentuierten Plastizität: Wirken die Gesichter im Achsenfenster und in den meisten Figuren in süd II relativ flach und metallisch geschnitten, zeigen die Köpfe von Maria und Nikolaus in süd II sowie die Köpfe in nord II einen verstärkten Einsatz von Schraffurlagen und daraus resultierend eine deutliche Verschattung der vom Licht abgewandten Gesichtshälfte; überdies sind die Gesichtszüge der Männerköpfe weicher modelliert. Erscheinen in der zweiten Gruppe die meisten Köpfe im Dreiviertelprofil, werden in der ersten Gruppe Frontalansichten und das strenge Profil bevorzugt.
Neben der Komposition bestätigen damit auch die stilistischen Unterschiede eine Identifizierung des Fensters nord II mit jenem 1480/81 von Meister Conrad in Frankfurt verfertigten und nach Friedberg gelieferten Chorfenster. Bei den beiden übrigen Fenstern handelt es sich demnach um die 1476 von Conrad Rule begonnenen, 1478 von Meister Conrad fortgeführten und 1479 eingesetzten Fenster, wobei Meister Conrad erst in Fenster nord II faßbar wird.
Die von der bisherigen Forschung wiederholt betonten Zusammenhänge mit den Werken der früher noch unter dem Namen Hans Wild gehandelten Straßburger Werkstattgemeinschaft beschränken sich auf die oben erwähnten Astwerkbekrönungen, während sich in den Figuren und der übrigen Architektur keine nähere, über die gemeinsame Zeitlage hinausführende Verwandtschaft aufzeigen läßt. Ähnlich verhält es sich mit den wenigen erhaltenen Werken mittelrheinischer Malerei, die in den Friedberger Chorfenstern keine direkten Reflexe hinterlassen haben. Als bislang einziges Werk läßt sich die Valentinsscheibe in Darmstadt (Textabb. 45) direkt mit den Friedberger Glasgemälden Meister Conrads verbinden; die Zusammenhänge gehen dabei bis in handschriftliche Details der Gesichts- und Gewandmodellierung34. Zu den Beziehungen zu Hanau s. S. 246.

Bibliographie

Philipp Dieffenbach, Ueber Alterthümer in und um Friedberg, Gießen 1829, S. 22 (erwähnt Ornament- und Figurenscheiben und beklagt die großen Verluste durch Steinwürfe böser Knaben); Adamy, 1895, S. 99 (beschreibt das Achsenfenster und erwähnt die nurmehr Restbestände enthaltenden Fenster nord und süd II sowie vier Engel im nördlichen Querhaus); Hubert Kratz, Die Glasmalereien der Stadtkirche zu Friedberg, in: FGb 1, 1909, S. 24-31, mit 2 Übersichtsplänen (Beschreibung der restaurierten Glasgemälde und wichtiger Hinweis auf die Reste im Querhaus; kürzere Fassung des Textes bereits in: Die Stadtkirche Friedberg, Festschrift zur Wiederherstellung und Restaurierung, Friedberg 1901, S. 35, 59-61); Schmitz, 1913, I, S. 96 (bringt die Friedberger Chorfenster mit den Glasmalereien von Hans Wild in Straßburg und Ulm in Verbindung); Fischer, 1914, S. 118, Taf. 44 (Erwähnung der Chorfenster im Zusammenhang mit Werken von Hans Wild); Walther Karl Zülch, Vom Kunstbetrieb in Friedberg im letzten Drittel des XV. Jh., in: FGb 5, 1922, S. 5f., 9 (publiziert Quellenauszüge aus den Baurechnungen zur Chorverglasung des späten 15. Jh. und unterstreicht deren Verwandtschaft mit Hanau); Ludwig Neundörfer, Die Glasgemälde der Stadtkirche zu Friedberg. Ein Beitrag zur Geschichte und Kunst am Mittelrhein im 14. und 15. Jh., ungedruckte Phil. Diss. Gießen 1923, Teildruck Gießen 1929 (grundlegende Behandlung der Friedberger Glasmalereien des 14. und 15. Jh., mit einem Regestenanhang: Erste Bestandserfassung auf der Grundlage von alten Photos sowie Überlegungen zur Rekonstruktion. Datierung der älteren Scheiben in die erste Hälfte des 14. Jh. und vorsichtige Einordnung der jüngeren Chorverglasung, die neben süddeutschen auch mittelrheinische Einflüsse zeige, sich aber mit keinem erhaltenen Werk direkt verbinden lasse); Heinrich Keller, Die Stadtkirche zu Friedberg. Eine kunstgeschichtliche Einführung, Friedberg 1932, S. 47-58 (allgemeine Beschreibung der Chorfenster und kurze Zusammenfassung der Quellen); Karl Schmidt, in: FGb 11, 1934, S. 134f. (Hinweise zum Zustand der Verglasung im frühen 19. Jh.); Zülch, 1935, S. 207 (Quellen zum Glaser Konrad von Schotten, der am 20. Juli 1481 das Bürgerrecht in Frankfurt erwirbt und von Zülch mit dem in Friedberg tätigen Meister Conrad aus Mainz gleichgesetzt wird; ferner Hinweis auf stilistische Zusammenhänge mit Hanau); Fischer, 21937, S. 133, Taf. 69 (erkennt in Friedberg den Werkstatteinfluß Peter Hemmels); Hans Wentzel, Das Ratsfenster von 1480 im Chor des Ulmer Münsters und sein Meister Peter Hemmel, in: Ulm und Oberschwaben 32, 1951, S. 45 (weist Fischers Postulat zurück, da die Friedberger Glasmalereien keine Beziehungen zu Peter Hemmel zeigen); Wentzel, Meisterwerke, 1951 bzw. 21954, S. 70 bzw. 71, 103, Abb. 230, 234 (ordnet die Glasgemälde der Gruppe der »auf Mainz bezüglichen«, unter Einfluß Hemmels stehenden Glasmalereien zu); Frankl, 1956, S. 123 (schließt sich Wentzel an und führt die Chorfenster unter Nr. 12 der zweifelhaften Werke Hemmels an); Roth, 1960, S. 82-114 (grundlegende Publikation und Auswertung des gesamten Quellenmaterials zur Verglasung des späten 15. Jh., die nach Roth bereits 1473 einsetzte und sich auf insgesamt fünf Chorfenster erstreckte; ferner biographische Nachrichten zu den in Friedberg tätigen Meistern); Beeh-Lustenberger, 1967/1973, S. 98-100, Nr. 133-135, Texttaf. 13, Abb. 77f. (behandelt die nach Darmstadt abgewanderten Scheiben der ersten Verglasung und datiert sie um 1370/80); Ernst Gerstenmaier, Die spätmittelalterlichen Chorfenster der Stadtkirche zu Friedberg, Friedberg 1986 (104seitiges Manuskript mit vielen Abb. im Stadtarchiv Friedberg; sehr weit ausgreifende ikonographische Studie auf den Grundlagen Neundörfers); Scholz, 1991, S. 1, Anm. 3 (Würdigung der Friedberger Quellen im Kontext von Entwurf und Ausführung in der Glasmalerei des späten Mittelalters); Ernst Götz, Faszination farbigen Lichts. Die Glasmalereien der Friedberger Stadtkirche, in: Wetterauer Kreiskalender 19, 1993, S. 120-126 (allgemeine Würdigung der gesamten Verglasung der Liebfrauenkirche); Daniel Hess, Der ehemalige Hochaltar und die Glasgemälde in der Marienkirche. Zur Kunst der Spätgotik in Hanau, in: Hanauer Geschichtsblätter 31, 1993, S. 105-109, Abb. 4 (Diskussion der Beziehungen zwischen Friedberg und Hanau); Gast, 1998, S. 59f., Abb. 43f. (Datierung des Weltgerichts in der Sakristei um 1330/40 sowie Vergleich der Johannesfigur in Darmstadt mit einzelnen Figuren des Hochaltarretabels aus Friedberg).

Nachweise

Fußnoten

  1. Vgl. neben der grundlegenden Baumonographie von Hartmut Seeliger, Die Stadtkirche in Friedberg in Hessen. Ein Beitrag zur Geschichte der gotischen Baukunst in Hessen und am Mittelrhein, in: AhGA NF 27, 1962/67, S. 1-118, auch Dengel-Wink, 1990, S. 164f., 186-190.
  2. Vgl. Ernst Götz, Stadtkirche Friedberg (Große Baudenkmäler 203), München/Berlin 31984, S. 4.
  3. Überliefert in einer Chronik von 1763; vgl. Christian Waas, Die Chroniken von Friedberg in der Wetterau II, 1940, S. 247.
  4. Vgl. hierzu neuerdings Gast, 1998, der das Retabel zwischen 1346 und 1375/76 datiert.
  5. Es spricht vieles für eine Identifizierung dieses Meisters mit dem in Frankfurt und später in Mainz nachgewiesenen Konrad von Schotten, wie Zülch, 1935, S. 207, postulierte: Der Glaser Konrad von Schotten hatte im Juli 1481 das Frankfurter Bürgerrecht erworben; im Herbst 1481 wurde das letzte, aus Frankfurt angelieferte Friedberger Fenster von Meister Conrad eingesetzt. Daß Meister Conrad aus Mainz nach Friedberg kam, ist nicht gesichert, liegt aber durch die engen geschäftlichen Beziehungen nahe. Konrad von Schotten wurde 1482 in Mainz probeweise als Domglaser angestellt, ist später dorthin übersiedelt und noch 1509 in Mainz nachweisbar. Auch nach seinem Weggang hatte er in Frankfurt seinen guten Ruf behalten, denn 1490 schickte der Frankfurter Glasmaler Hans von Boppard seinen Sohn zu ihm in die Lehre.
  6. Vgl. hierzu Rapp Buri/Stucky-Schürer, 1990, S. 41-46.
  7. Was es damit auf sich hat, läßt sich nicht klären, da in den übrigen Rechnungen nie die Rede von Langhausfenstern ist.
  8. Zu den Reparaturen von 1946 vgl. Darmstadt, ZEK, Pfarrarchiv Friedberg, V, Nr. 62.
  9. Vgl. DGM I, 1995, Abb. 177.
  10. Zu dem in seiner Datierung und kunsthistorischen Einordnung noch immer umstrittenen Regler-Altar vgl. Werner Kloos, Die Erfurter Tafelmalerei von 1350-1470 (Forschungen zur Deutschen Kunstgeschichte 13), Berlin 1935, Abb. 42f.
  11. Da die unteren beiden Zeilen, streng genommen jedoch nur die unterste, vom Hochaltarretabel verdeckt gewesen seien, vermutete Neundörfer (s. Bibl.), 1923, S. 21, daß 1476/81 dort die alten Ornamentmuster im Fenster verblieben waren.
  12. Das Muster findet sich in verwandter Form auch auf einer Reihe von spätgotischen Altären des späten 15. und frühen 16. Jh. in Ulm und Umgebung sowie in Nürnberg, vgl. Graviert, gemalt, gepreßt, 1996, Nr. 6. 31; zum Trierer Damast vgl. DGM II, 1992, S. 177, Abb. 6.
  13. Beide Friedberger Damaste haben keine direkten Entsprechungen in Arbeiten der Straßburger Werkstattgemeinschaft, hingegen dürften Anregungen für die in Fenster nord II auftretenden Astwerkbekrönungen von den Glasgemälden der Werkstattgemeinschaft in der Stiftskirche Tübingen (um 1477/79) ausgegangen sein, wo solche Formen in der Glasmalerei erstmals auftreten (s. CVMA Deutschland I, 2, 1986, Abb. 42-426). Als weiteres, noch früheres Beispiel kommt auch das Agnesfenster in Schlettstadt in Frage, das nach seiner traditionellen Datierung »kurz nach 1460« allerdings als ungewöhnlich früher und isolierter Einzelfall zu beurteilen wäre; vgl. hierzu zuletzt Kat. Ausst. Ulm 1995, S. 151, Abb. 36.
  14. Zu dieser als Stiftung eines Glasmalers ausgewiesenen Scheibe vgl. zuletzt Beeh-Lustenberger, 1973, S. 190f., Nr. 244, die bereits auf den Zusammenhang mit Friedberg aufmerksam gemacht hat.

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet / Daniel Hess (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 2), Berlin 1999

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Friedberg, Liebfrauenkirche“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-objekte/208-1_friedberg-liebfrauenkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/208-1

Friedberg, Liebfrauenkirche (1306 vollendet, Ausstattung jünger). Inneres mit Blick auf Querhaus und ChorZustand von Chor und Querhaus vor Abbruch und Erneuerung im Jahre 1896. Chor von Südosten mit vermauertem Chorfenster süd III. Zustand, um 1890/95Zustand von Chor und Querhaus vor Abbruch und Erneuerung im Jahre 1896. Chor und Sakriestei von Nordosten mit vermauertem Chorfenster nord III. Zustand, um 1890/95Zustand von Chor und Querhaus vor Abbruch und Erneuerung im Jahre 1896.Chornordseite und Querhausfenster nord IV. Aquarell von C. Bronner, um 1860