Arbeitskampf im Frankfurter Braugewerbe

 

Ereignis

Was geschah

Im März 1899 wandten sich die Arbeiter einiger Frankfurter Brauereien an ihre Arbeitgeber und verlangten unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns von 24 auf 27 Mark pro Woche, einen Zehnstundentag sowie arbeitsfreie Sonntage. Sie begründeten ihre Forderungen damit, dass die Brauereien in den letzten Jahren die Gewinne steigern konnten, während die Beschäftigten mit steigenden Lebenshaltungskosten durch erhöhte Lebensmittelpreise und Mieten zu kämpfen hatten.
Als die Arbeitgeber den Forderungen nicht nachkamen, traten Hunderte Arbeiter in den Streik. Ihre Streikaktionen richteten sich nicht nur gegen die Brauereien, sondern sie sie bezogen die Frankfurter Öffentlichkeit in ihre Forderungen mit ein, in dem sie diese über Flugblätter und Plakate aufforderten, die Erzeugnisse der großen Frankfurter Brauereien zu boykottieren. Auch wenn nach einem Bericht des Polizeipräsidenten der Boykott durchaus Auswirkungen auf den Absatz der Brauereien hatte, gaben diese den Forderungen nicht nach. Sie reagierten stattdessen mit Aussperrungen, mit denen auch Arbeitswillige an der Arbeit gehindert wurden, und ersetzten streikende Arbeiter durch neu eingestellte Beschäftigte.
Als finanzielle Unterstützung erhielten die Streikenden Streikgeld sowie Spenden. Die Brauerzeitung, die in ihren wöchentlichen Ausgaben regelmäßig über die Entwicklungen berichtete, rief wiederholt zu Spenden auf und veröffentlichte Listen mit den Spendeneingängen. Im Juni 1899 wurde der Arbeitskampf von Seiten der Streikenden erfolglos beendet. Nach Beendigung des Streiks erfolgten die Wiedereinstellungen nur sehr zögerlich.
Der Grund für das plötzliche Ende des Streiks waren die Proteste gegen die „Zuchthausvorlage“, für die alle Kräfte gebündelt werden sollten. Dieser Gesetzesentwurf sah unter anderem harte Strafen vor, wenn Arbeitswillige zum Streik oder zum Eintritt in Gewerkschaften gezwungen wurden. Das Gesetz sollte der Bekämpfung der Sozialdemokratie dienen, wurde aber mit großer Mehrheit im Reichstag abgelehnt.
(StF)

Bezugsrahmen

Nachweise

Weiterführende Informationen

  • [Artikel in der Brauerzeitung vom 24. März 1899 über den Arbeitskampf der Frankfurter Brauereiarbeiter; Schreiben des Frankfurter Polizeipräsidenten Wilhelm von Müffling an den Regierungspräsidenten in Wiesbaden vom 5. April 1899 wegen des Streiks der Brauereiarbeiter; „Helft den Brauern!“, Flugblatt aus dem April 1899; Spendenaufruf in der Brauerzeitung vom 7. April 1899; Artikel in der Brauerzeitung vom 23. Juni 1899 über die Situation in Frankfurt]
  • Wikipedia: Zuchthausvorlage (eingesehen am 5.2.2024)

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Siehe auch

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Arbeitskampf im Frankfurter Braugewerbe, Frühjahr 1899“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7464_arbeitskampf-im-frankfurter-braugewerbe> (aufgerufen am 25.11.2025)

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