Bebauungsplan für die westliche Erweiterung Kassels wird genehmigt

 

Ereignis

Was geschah

Am 7. September 1869 wird der revidierte, von Sigmund Aschrott (1826–1915) bereits 1867 initiierte Bebauungsplan für die westliche Stadterweiterung in Kassel genehmigt. Der Kasseler Industrielle, der sein Geld mit der Leinenfabrikation verdient hatte, plante nach dem Vorbild von Berlin ein neues Stadtviertel zwischen der 1826 begonnenen und in den dreißiger Jahren durch den hessischen Kurprinzen Friedrich Wilhelm (1802–1875) weitgehend verwirklichten ersten Stadterweiterung und den später eingemeindeten Dörfern Wehlheiden, Wahlershausen und Kirchditmold, westlich begrenzt durch die Strecke der 1852 fertiggestellten Main-Weser-Bahn. In großem Stil erwarb er Ackerflächen und plante eine regelmäßige Anlage, wobei Industrie und Gewerbe zugunsten einer gehobenen Wohnbebauung ausgeschlossen wurden. Das neue Westviertel zwischen Kölnischer Straße und Wilhelmshöher Allee, das sich schnell zu einer beliebten Wohngegend für das gehobene Bürgertum entwickelte, wurde nach dem preußischen Herrscherhaus „Hohenzollernviertel“ genannt. Während der erste Teil der Straßenneubauten, deren Verlauf von der Stadt konzipiert wurde, noch auf einem rechtwinkligen System beruhte, wählte Aschrott für den von ihm geplanten zweiten Teil westlich der Querallee ein modernes Raster mit Diagonalstraßen. 1875 war die zentrale Hohenzollernstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) vom Karthäuserweg bis zur Querallee fertiggestellt. Nachdem er die zur Gemarkung Wahlershausen gehörende „Tannenkuppe“, auf der bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Kalköfen in Betrieb gewesen waren, erworben hatte, ließ der Kasseler Unternehmer ab 1885 das Gelände am westlichen Ende der Hohenzollernstraße von den renommierten Frankfurter Gartenarchitekten „Gebr. Siesmayer“ in einen öffentlichen Landschaftspark (heute Aschrottpark) umgestalten. Eine anschauliche bildliche Darstellung des neu entstandenen Quartiers, das heute als „Vorderer Westen“ bezeichnet wird, schenkte Aschrott 1891 Kaiser Wilhelm II. (1859–1941), der 1874-1877 in Kassel das Lyceum Fridericianum besucht hatte und später im Sommer gerne in Schloss Wilhelmshöhe weilte.
(UH)

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Nachnutzung

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Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

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„Bebauungsplan für die westliche Erweiterung Kassels wird genehmigt, 7. September 1869“, in: Hessen im 19. und 20. Jahrhundert <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/hessen-im-19-und-20-jahrhundert/alle-eintraege/7209_bebauungsplan-fuer-die-westliche-erweiterung-kassels-wird-genehmigt> (aufgerufen am 25.11.2025)

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